Schrift des Monat: Antwerp
Historische Vorbilder hat die Antwerp von Henrik Kubel.
Historische Vorbilder hat die Antwerp von Henrik Kubel.
Henrik Kubel, in London lebender dänischer Designer hat eine Passion für italienische, französische und niederländische Schriften aus dem 15. und 16. Jahrhundert. »Ich gebe zu, diese Vorbilder sind Bestandteil meiner Type-DNA geworden, sie beeinflussen meine Art Buchstaben zu zeichnen. Mit anderen Worten: ich bin abhängig von Geschichte,« erzählt er.
Dementsprechend ist seine neue Schriftfamilie Antwerp eine Type des 16. Jahrhunderts, allerdings mit zeitgemäßen Proportionen, zum Beispiel einer großen x-Höhe. Das Design ist ein Mix und zugleich Interpretation der Schriftarchive im Plantin-Moretus Museum im belgischen Antwerpen – die Frage der Namensgebung wäre damit wohl geklärt.
Henrik Kubel wollte eine zeitgemäße Schriftfamilie mit historischen Wurzeln schaffen, das ist ihm gelungen. Die große x-Höhe sorgt für gute Lesbarkeit, das warme Erscheinungsbild für Wohlfühlatmosphäre im Druck und auf dem Bildschirm. Bevor er mit der Arbeit in FontLab begann, machte Kubel jede Menge Skizzen auf Papier. Dafür nutzte er vor allem die Zeit, die er während der vielen Reisen zwischen London und Antwerpen hatte – dort besuchte er den Expert Class Typedesign-Kurs bei Frank E. Blokland. »Ohne diesen Kurs«, so Kubel, »wäre die Antwerp nicht entstanden.«
Die Schriftfamilie gibt es in den fünf Schnitten Light, Regular, Medium, Semibold und Bold jeweils mit passenden Kursiven. »Ich habe versucht, mein Faible für Handschriften und den Fluss meiner eigenen in die Kursive einzubringen,« erzählt der Typedesigner. »Normalerweise liegt die Neigung einer Kursiven zwischen sieben und fünfzehn Grad, die der Antwerp Italic beträgt 19 Grad.«
Im Zuge der Digitalisierung der Schriften wurden die Kursiven immer aufrechter, näherten sich immer mehr den Roman-Schnitten an. Ein Trend, den Henrik Kubel nicht unbedingt unterstützt. »Aus technischer und ästhetischer Sicht ist das zwar verständlich, aber im echten Leben, wenn es darum geht, wie eine Schrift auf einer gedruckten Seite oder auch im Web performt, sind mir Kursive mit mehr Kontrast allemal lieber.«
Prinzipiell eignet sich die Antwerp für jede Anwendung, aber in Büchern, Magazinen und Zeitungen macht sie eine besonders gute Figur. Kaufen kann man sie über Henrik Kubels und Scott Williams Foundry A2-Type. Ein Einzelschnitt kostet 50 britische Pfund, die gesamte Familie 400 Pfund.
Inspiration fand Henrik Kubel im Plantin-Moretus Museum im belgischen Antwerpen
Bevor FontLab ins Spiel kam, fertigte der Typedesigner viele Skizzen auf Papier an
Insgesamt zehn Schnitte umfasst die Antwerp, fünf davon sind ziemlich schräg stehende Kursive
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