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Im Gespräch: Interview mit Felix Braden

Der Kölner Grafikdesigner Felix Braden betreibt auch das Fontlabel Floodfonts

Der Kölner Grafikdesigner Felix Braden betreibt auch das Fontlabel Floodfonts

Felix Braden studierte Grafikdesign an der Fachhochschule Trier mit den Schwerpunkten Illustration und Typografie. Heute arbeitet er bei der Kölner Agentur MWK, Zimmermann und Hähnel, ist freiberuflich als Designer tätig und betreibt das Schriftenlabel Floodfonts

Du willst schon seit längerem ein Portfolio auf page-online anlegen, hast aber zu viel zu tun. An was arbeitest du gerade?

An einer umfangreichen, serifenlosen Schrift-Familie, die Adria heißen soll und Ende dieses Jahres bei Fontshop erscheinen wird. Geplant sind 14 Schnitte und fertig sind derzeit erst drei. Da gibt es also noch sehr viel zu tun… Dann habe ich gerade mit meiner Frau einen Stop-Motion-Kurzfilm mit Memorykarten als Einladung zu einem Incentive gemacht. Das hat mir sehr viel Spaß gemacht, zumal ich mit Bewegtbild bisher nur wenig zu tun hatte. Ich finde es immer toll, wenn mal eine Gelegenheit kommt, ein neues Medium zu testen. Das bringt mir oft mehr, als lange Zeit an einem Thema zu arbeiten. (Übrigens habe ich das Portfolio doch noch hinbekommen).

Bikini heißt dein jüngstes Schriftprojekt. Wie würdest du die Type beschreiben?

Seit der Gründung von Floodfonts haben die Namen meiner Schriften alle eine Beziehung zu Wasser. Bikini ist so ziemlich die rundeste Schrift, die ich mir vorstellen kann – daher kommt dann auch der Name. Für mich liegt der Reiz der Schrift in der Verbindung von schreiberischen und konstruktivistischen Konzepten. Auf den ersten Blick sieht der Font aus, wie eine typische psychodelische handgemachte Schrift aus den 70er Jahren, doch sie wurde auf einem festen Raster aus Linien und Kreisen konstruiert, wodurch Bikini auch einen technoiden Charakter hat. Die Verbindung von scheinbar widersprüchlichen Konzepten, also der Arbeit mit starken Kontrasten, ist ein wichtiger Aspekt für meine Gestaltungsweise. Nutzen würde ich den Font für alles, was lebhaft und unterhaltsam sein soll. Ich habe damit zum Beispiel ein Logo für meine kleine Tochter gestaltet. Es gibt viele spielerische Elemente in der Schrift, z.B. einen doppelten Satz Kleinbuchstaben zum variieren, Swash Caps und über 60 Ligaturen für eine spannende, variantenreiche Typografie.

Auf deiner Site bietest du viele Freefonts an. Warum verkaufst du die Schriften nicht? Bist du ein guter Mensch?

Natürlich bin ich ein ausgesprochen guter Mensch. Es freut mich sehr, wenn Leute meine Schrift einsetzen und ganz besonders, wenn sie etwas Schönes damit gestalten. Das ist tatsächlich einer der spannendsten Aspekte am Schriftgestalten. Auf meiner Internetseite www.floodfonts.com gibt es eine Galerie, auf der ich gute Beispiele von Arbeitsproben zeige und ich würde gerne sehr viel mehr geschickt bekommen. Also Leute, nutzt meine Schriften und schickt mir die Ergebnisse. Dann bin ich aber natürlich auch ein ganz schlechter Mensch und möchte mit den Freefonts Menschen auf meine Internetseite locken und sie zum Kauf meiner kommerziellen Schriften verführen.

Welche Schriftentwicklung fandest du in den letzten ein, zwei Jahren besonders herausragend?

Besonders gefällt mir die Ginkgo von Alex Rütten (Linotype) und die vielen neuen Antiqua-Schriften, die in der letzen Zeit entstanden sind, zum Beispiel Malaga (Emigre) und FF Absara (Fontshop) von Xavier Dupré oder Agora von Panaos Vassiliou (Parachute).

Gibt es Typedesigner die für dich ein Vorbild sind?

Dutzende. An Jan Tschichold bewundere ich zum Beispiel die unglaubliche Begeisterung und Vehemenz, mit der er seine Ideen vertrat. Rian Hughes (www.devicefonts.com) ist mir immer ein großes Vorbild gewesen. Er ist nicht auf Typografie fixiert, sondern auch ein guter Illustrator mit einem ganz eigenen Stil. Dadurch besitzen seine Schriften eine Eigenständigkeit, die ein sehr spezialisierter Gestalter nicht hinbekommen würde. Bei House Industries ist das ähnlich… Für mich persönlich ist Jens Gehlhaar ein großes Vorbild. Als ich vor Jahren in seiner Agentur Praktikum gemacht habe, hat er bei mir erst die Begeisterung für Grafik-Design und Typografie ausgelöst.

Hast du in letzter Zeit Bücher über Typografie gelesen?

Das letzte Buch über Typografie, das ich gelesen habe, war „The Elements of Typographic Style“ von Robert Bringhurst. Ich fand es ganz großartig, weil er typografische Probleme ganz systematisch abarbeitet und das Buch sehr durchdacht und strukturiert wirkt, auch wenn es teilweise so sehr auf Vollständigkeit bedacht ist, dass es manchmal ein wenig nervt. Ansonsten bin ich total begeistert von Karen Chengs „Anatomie der Buchstaben“, aber das ist eher ein Nachschlagewerk, das beim Schriftgestalten immer auf meinem Schreibtisch liegt und mir eine wirkliche Hilfe ist.

Was würdest du in deinem Leben – typografisch gesehen – gerne einmal machen?

Die Krux beim Schriftgestalten ist, dass man sehr sensibel wird, was den Umgang mit Buchstaben angeht. Am Anfang lacht man noch, wenn jemand ein kleines ß zwischen Versalien benutzt, doch irgendwann empfindet man körperlichen Schmerz, wenn so etwas in einer Fernsehwerbung passiert, die bestimmt sechsstellige Summen gekostet hat. Daher habe ich ein dringendes Bedürfnis, schlechte Typografie zu überarbeiten, die mir im alltäglichen Leben begegnet: Die Diodenleuchtschrift, die in den Bussen und U-Bahnen der KVB die Haltestellen anzeigt, würde ich zum Beispiel sehr gerne neu gestalten. Auch dass es keine brauchbare Serifenschrift gibt, die sich im Internet durchgesetzt hat, ist mir ein Dorn im Auge. Das ganze Thema Webschriften finde ich überhaupt sehr interessant. Da kann man noch so viel machen…

http://www.floodfonts.com

www.felixbraden.de

http://www.volcano-type.de

Auf den ersten Blick sieht der Font aus, wie eine typische psychodelische handgemachte Schrift aus den 70er Jahren


Aber Bikini wurde auf einem festen Raster aus Linien und Kreisen konstruiert, so dass sie auch einen technoiden Charakter hat

Nutzen kann man den Font für alles, was lebhaft und unterhaltsam sein soll


Felix Bradens Supernormale gibt es bei URW…


Sadness bei Fountain…


Ebenso wie Grimoire


Zusammen mit seiner Frau Pia Kolle arbeitet Felix Braden an verschiedensten Projekten. Hier Illustration und Gestaltung des CD Covers »Stand Together in this« der Rockband The Sunchild



Bildmarken für verschiedene Auftraggeber


Cover für das Album »Hammer Hammer Go Go« der Indie-Rock-Band Dear Diary

»Die Kleine Meerjungfrau«, Acryl auf Pappe, Freie Arbeit

 Illustration für die Geschäftsausstattung von Pia Kolle

Illustration für die Computerspieleserie »Snowy«

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