Unser lateinisches Alphabet ist zunehmend Einflüssen aus anderen Kulturen ausgesetzt – was ihm gar nicht schlecht bekommt.
Kaius Harmony
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Lisa Fischbach hat sich in ihrer Abschlussarbeit in Reading 2014 von der indischen Gujarati inspirieren lassen. Gujarati ist ein kalligrafisch geprägtes Schriftsystem aus dem indischen Westen, das ohne die aus der Devanagari geläufigen horizontalen Stege auskommt. Das Lateinische hat durch das Blendung, vor allem in den Kursiven, eine wohl dosierte Schnittigkeit bekommen.
© Lisa Fischbach
Kaius Gujarati
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Lisa Fischbach hat sich in ihrer Abschlussarbeit in Reading 2014 von der indischen Gujarati inspirieren lassen. Gujarati ist ein kalligrafisch geprägtes Schriftsystem aus dem indischen Westen, das ohne die aus der Devanagari geläufigen horizontalen Stege auskommt. Das Lateinische hat durch das Blendung, vor allem in den Kursiven, eine wohl dosierte Schnittigkeit bekommen.
© Lisa Fischbach
Kaius Typedesign
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Beim von Hause aus rundlicheren Griechischen ist der schneidige Charakter noch ausgeprägter. Das Kyrillische verliert durch den Schuss indischer Schärfe ein wenig von seiner Kantigkeit.
© Lisa Fischbach
Kaius Typedesign
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Trotz einiger fürs Lateinisch ungewohnten Ansätze ist Kaius in kleinen Graden wie auch zunehmender Fettung noch gut lesbar. Der reduzierte Ausbau der Details macht die Schriftfamilie überzeugend für vorgesehene Anwendungen wie dem anspruchsvollen Satz von Lexika.
© Lisa Fischbach
Moyenage
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Der renommierte tschechische Typedesigner František Štorm betrachtet seinen Font Moyenage aus dem Jahre 2008 selbst als verrücktes Experiment. Ähnlich wie er sich schon von karolingischen Minuskeln anregen ließ, hat er hier Formen gebrochener Schriften aufgenommen und sogar ins Kyrillische, das ja einen ganz anderen Ursprung hat, transformiert.
© František Štorm
Karol Family
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Der Brasilianer Daniel Sabino hat für seine Renaissance-Antiqua Karol ebenfalls deutliche Anleihen in der europäischen Historie gemacht. Er orientierte sich sowohl am Karolingischen wie auch osteuropäischen Schriften aus der ersten Mitte des 20. Jahrhunderts. Zweifellos gewinnen sowohl Serif wie auch Sans damit an Persönlichkeit – was je nach Anwendung spröde bis expressiv wirken kann.
© Daniel Sabino
Karol Sans Specimen
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Der Brasilianer Daniel Sabino hat für seine Renaissance-Antiqua Karol ebenfalls deutliche Anleihen in der europäischen Historie gemacht. Er orientierte sich sowohl am Karolingischen wie auch osteuropäischen Schriften aus der ersten Mitte des 20. Jahrhunderts. Zweifellos gewinnen sowohl Serif wie auch Sans damit an Persönlichkeit – was je nach Anwendung spröde bis expressiv wirken kann.
© Daniel Sabino
Arek Rosetta
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Mit der Arek hat der im Libanon lebende Armenier Khajag Apelian eine für uns Westeuropäer ungewohnte Schriftenfamilie geschaffen. Die im Studium an der KABK in Den Haag entstandene Schrift verschaffte Apelian 2010 den großen Preis des Granshan-Wettbewerbs für außereuropäische Schriften.
© Khajag Apelian
Arek Examples
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Mit der Arek hat der im Libanon lebende Armenier Khajag Apelian eine für uns Westeuropäer ungewohnte Schriftenfamilie geschaffen. Die im Studium an der KABK in Den Haag entstandene Schrift verschaffte Apelian 2010 den großen Preis des Granshan-Wettbewerbs für außereuropäische Schriften.
© Khajag Apelian
Arek Examples
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Das ausschweifende Wesen des armenischen Ursprungsdesigns – Arek bedeutet »Sonne« im Armenischen – verleiht auch dem Lateinischen eine Menge an Eigenheiten, ohne es dennoch zu überladen.
© Khajag Apelian
Aisha Family
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Eine wundervolle Übertragung aus dem Arabischen ist Titus Nemeths Aisha. Die überbordenden Kalligrafieformen funktionieren auch im Lateinischen sehr gut und geben diesem eine moderne Softies. Der gebürtiger Österreicher Nemeth und Reading-Absolvent von 2013 ist bereits eine gefragte Größe für zeitgemäße Entwicklungen des Arabischen.
© Titus Nemeth
Aisha Casablanca
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Eine wundervolle Übertragung aus dem Arabischen ist Titus Nemeths Aisha. Die überbordenden Kalligrafieformen funktionieren auch im Lateinischen sehr gut und geben diesem eine moderne Softies. Der gebürtiger Österreicher Nemeth und Reading-Absolvent von 2013 ist bereits eine gefragte Größe für zeitgemäße Entwicklungen des Arabischen.
© Titus Nemeth
Makeda Specimen
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Hebräisch und Amharisch sind die Zutaten, die Liron Lavi Turkenich für ihren Verschnitt des Lateinischen aus ihrem Kulturkreis einbrachte. Die entstandene Schrift Makeda umweht neben orientalischem Flair ein Hauch von nördlichem Afrika. Sind die erahnten Kamele im Wüstensand nur eine Fata Morgana?
© Liron Lavi Turkenich
Makeda Specimen
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Hebräisch und Amharisch sind die Zutaten, die Liron Lavi Turkenich für ihren Verschnitt des Lateinischen aus ihrem Kulturkreis einbrachte. Die entstandene Schrift Makeda umweht neben orientalischem Flair ein Hauch von nördlichem Afrika. Sind die erahnten Kamele im Wüstensand nur eine Fata Morgana?
© Liron Lavi Turkenich
Makeda Specimen
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Hebräisch und Amharisch sind die Zutaten, die Liron Lavi Turkenich für ihren Verschnitt des Lateinischen aus ihrem Kulturkreis einbrachte. Die entstandene Schrift Makeda umweht neben orientalischem Flair ein Hauch von nördlichem Afrika. Sind die erahnten Kamele im Wüstensand nur eine Fata Morgana?
© Liron Lavi Turkenich
Raikka Family
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Ebenfalls vom Hebräischen gespeist ist Natalia Rauchs Raikka-Familie, die sie 2014 in Reading entwarf. Trotz der gegenläufigen Leserichtung scheint insbesondere die Italic-Variante einen vergleichbaren Duktus wie das Hebräische aufzuweisen.
© Natalia Rauch
Teras Latin
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Sebastian Losch hat bei seiner Téras, 2013 in Reading entstanden, so unterschiedliche Einflüsse wie Griechisch, Arabisch und Tamil verarbeitet. Er hat dabei sichtlich aus dem Vollen geschöpft.
© Sebastian Losch
Teras Tamil
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Sebastian Losch hat bei seiner Téras, 2013 in Reading entstanden, so unterschiedliche Einflüsse wie Griechisch, Arabisch und Tamil verarbeitet. Er hat dabei sichtlich aus dem Vollen geschöpft.
© Sebastian Losch
Teras Family
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Während das Lateinische bei vergleichbarer Abstraktheit einen unverkennbar dynamischen Duktus bekam, wirken die außereuropäischen Formen vor allem untereinander harmonisch. Aufgrund der extremen Andersartigkeit sticht das Tamil entgegen allen Angleichungsbemühungen immer noch heraus.
© Sebastian Losch
Teras Family
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Während das Lateinische bei vergleichbarer Abstraktheit einen unverkennbar dynamischen Duktus bekam, wirken die außereuropäischen Formen vor allem untereinander harmonisch. Aufgrund der extremen Andersartigkeit sticht das Tamil entgegen allen Angleichungsbemühungen immer noch heraus.
© Sebastian Losch
Prakashan Harmony
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Die Italienerin Alessia Mazarella hat im gleichen Jahr in Reading für ihren Font Prakashan die Odia, eine Rundschrift aus dem östlichen Indien aufgegriffen. Wie die meisten indischen Schriften ist sie eine Abugida – eine Art Mischform aus Buchstaben- und Silbenschrift.
© Alessia Mazarella / type.land
Prakashan Harmony
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Die Italienerin Alessia Mazarella hat im gleichen Jahr in Reading für ihren Font Prakashan die Odia, eine Rundschrift aus dem östlichen Indien aufgegriffen. Wie die meisten indischen Schriften ist sie eine Abugida – eine Art Mischform aus Buchstaben- und Silbenschrift.
© Alessia Mazarella / type.land
Prakashan Harmony
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Die Odia-Version nutzt das gesamte Höhenspektrum des Lateinischen Buchstabenaufbaus mit Ober- und Unterlängen. Am Deutlichsten zeigen sich die formalen Parallelen in den ultrafetten Schnitten.
©© Alessia Mazarella / type.land
Prakashan Harmony
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Die Italienerin Alessia Mazarella hat im gleichen Jahr in Reading für ihren Font Prakashan die Odia, eine Rundschrift aus dem östlichen Indien aufgegriffen. Wie die meisten indischen Schriften ist sie eine Abugida – eine Art Mischform aus Buchstaben- und Silbenschrift.
© Alessia Mazarella
Prakashan Odia Fat Latin
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Die Odia-Version nutzt das gesamte Höhenspektrum des Lateinischen Buchstabenaufbaus mit Ober- und Unterlängen. Am Deutlichsten zeigen sich die formalen Parallelen in den ultrafetten Schnitten.
© Alessia Mazarella
Lumen Burmese
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Lumen ist eine Schift des in Brighton ansässigen Engländers Ben Mitchell, die dieser 2012 in Reading entwarf. Burmesisch und Thai sind seine starken Ingredienzen, mit denen er exotische Würze ins vertraute Latein bringt.
© Ben Mitchell
Lumen Latin Serif
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Das Latein wiederum kommt sowohl in einer Serif- als auch einer Sans-Version daher – denen jeweils der Einfluss der kringeligen Ostasiatika auf den ersten Blick kaum anzusehen sind.
© Ben Mitchell
Lumen Latin Sans
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Das Latein wiederum kommt sowohl in einer Serif- als auch einer Sans-Version daher – denen jeweils der Einfluss der kringeligen Ostasiatika auf den ersten Blick kaum anzusehen sind.
© Ben Mitchell
Lumen Thai
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Trotz der großen Unterschiede funktioniert das Zusammenspiel der „Exoten“ mit dem lateinischen Alphabet auf Textebene recht gut. Sehr elegant wirken die isolierten Thai-Formen, allen voran die Zahlenzeichen.
© Ben Mitchell
Barbari Specimen
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Eine sehr feine Transformation traditioneller koreanischer Zeichenformen der Hangul gelang dem in Hong lebenden Koreaner Bon Min mit seiner 2013 in Reading entworfenen Schrift Barbari.
© Bon Min
Barbari Specimen
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Eine sehr feine Transformation traditioneller koreanischer Zeichenformen der Hangul gelang dem in Hong lebenden Koreaner Bon Min mit seiner 2013 in Reading entworfenen Schrift Barbari.
© Bon Min
Barbari Specimen
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Barbari dürfte sich aufgrund des sehr dezent angelegten Pinselschrift-Duktus besonders gut für zweisprachigen Satz im Editorial Design eignen.
© Bon Min
Kingyo Family
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Für die Schrift Kingyo suchte die Japanerin Reiko Hieran, ebenfalls 2013 in Reading, bei japanischen Kanji und Kana nach Stilmerkmalen, die in reduzierter Form dem Lateinischen einverleibt werden können. Der nach oben verlagerte Schwerpunkt sowie Schwünge in Diagonalen und Schweifen wurden signifikante Merkmale der Latin-Version – abseits westlicher Klischees von asiatischen Schriften.
© Reiko Hieran
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