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Webdesign heute

Ab sofort im Handel: PAGE 01.2016

Editorial: Fast Forward

Ein Problem mit uns Gestaltern ist, dass wir meinen, stets originell sein zu müssen. Ein Problem ist es deshalb, weil wir darin einen ungeheuren Ehrgeiz entwickeln können und oft einen Perfektionismus an den Tag legen, der so rein gar nicht mehr in die heutige Zeit passt. »Most companies are slow by design«, lautet denn auch ein gern zitierter Ausspruch Eric Schmidts. Im Internetzeitalter wird alles schneller – »It’s like Moore’s Law has run amok«. Werden wir jetzt abgehängt?

Das Moore’sche Gesetz, dass sich die Chip-Rechenleistung und damit die des Computers alle zwei Jahre bei sinkenden Kosten verdoppele, ist ungebrochen. Und ein Ende ist vorerst auch nicht in Sicht. Um das Ausmaß dieser Voraussage besser zu verstehen, ließ Intels Firmenchef Brian Krzanich die Faust regel einfach mal aufs Auto übertragen. Und siehe da: Wenn der VW Käfer von 1971 mit einer Geschwindigkeit analog zum Moore’schen Gesetz weiterentwickelt worden wäre, so wäre es heute möglich, mit diesem Vehikel 300 000 Meilen pro Stunde zu fahren. Mit einer Gallone Treibstoff käme man zwei Millionen Meilen weit. Für gerade mal vier Cent.

Im Silicon Valley hat sich Moores Regel längst von einer Prognose zum Leitspruch gewandelt. Der unerschütterliche Glaube, ständig werde alles besser, schneller und günstiger, treibt die Innovation an. Wen wundert es da, dass das Web immer monotoner, Design immer austauschbarer und neue Ideen immer seltener werden. Blocky Sites hier, Blocky Sites dort. Und als ob das nicht schon genug wäre: Wenn die Gestaltung ohnehin immerfort identisch ausfalle, dann könne man sie auch gleich ganz den Maschinen überlassen – wie ein Lauffeuer ging die provokante These von Travis Gertz, Designer und Gründer von Louder Than Ten, durchs Netz.

Ja, warum eigentlich nicht? Ist es nicht ein Segen, dass es inzwischen so viele hervorragend gestaltete Website-Vorlagen gibt und die Technik viele Aufgaben erleichtert, lästige Routinen übernimmt und Freiräume schafft? Ist es nicht schön, dass wir endlich wieder die wirklich wichtigen Dinge vorantreiben und zeigen können, was den Profi auszeichnet? Nämlich Mut, gute Ideen und die Fähigkeit, Gestaltung nicht als Selbstzweck zu sehen? – Webdesign heute, siehe PAGE 01.2016.

Gabriele Günder,
Chefredakteurin/Publisher

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