New Work: Mit diesen Tools & Workflows bleibt ihr kreativ
Digitale Tools und Meetings bestimmen die neue, flexible Arbeitskultur – im Positiven wie im Negativen. Wir berichten, wie Agenturen und Kollektive für frischen Wind im Kreativprozess sorgen
Corona hat viel in Bewegung gesetzt. Die Pandemie erwies sich als Wildcard für die Digitalisierung, die besonders in der Arbeitskultur riesige Sprünge nach vorne gemacht hat. Videocalls ersetzen Meetings und Geschäftsreisen, virtuelle Whiteboards den Workshop vor Ort, und gäbe es in Deutschland kein Problem mit der Netzabdeckung, könnten wir mit einem Rechner und einer Steckdose zu jeder Zeit unterwegs oder an einem Ort unserer Wahl arbeiten. Die digitale Kollaboration hat aber auch zu einer gewissen Übersättigung geführt, zu Trägheit und Stillstand. Die in Studien am häufigsten genannten Negativfolgen sind eine Abnahme der Konzentration, Ungeduld und Genervtsein. Humor und Socialising kommen in den nüchternen, auf Effizienz angelegten Meetings oft zu kurz.
Was bedeutet es remote zu arbeiten?
Was es bedeutet, überwiegend remote zu arbeiten, wissen Marcel Tobien und Niclas Bauermeister aus Berlin, die dort bei der Porsche-Tochter MHP als Lead Designer für die Entwicklung von Designsystemen tätig sind. Den beiden fiel die zunehmende Monotonie der Workshops auf, die alle zu ähnlich und zweidimensional waren. Ihr Eindruck: »Es wird sich ausgeruht auf einem minimalen Standard, der nicht mehr hinterfragt wird.« Sie wollten »Entdeckertum, Spielerisches, Metaphorisches zurück in die digitalen Meetings holen«, wie Marcel Tobien erklärt, damit wieder Spaß und Emotionen die Arbeit am gemeinsamen Endprodukt prägen.
Virtuelle Umgebung für kreative Zusammenarbeit
Das war der Startpunkt für ihr freies Projekt: die Entwicklung einer virtuellen Umgebung für die kreative Kollaboration. Ihr kostenloses Toolkit für digitale Meetingräume in Figma knüpft an die physische Erfahrung der Teilnehmer:innen an, um positive Emotionen zu wecken. Denn: »Der Wohlfühlfaktor im digitalen Raum ist nicht zu unterschätzen«, so Niclas Bauermeister. Das LabKit bietet für die virtuelle Bürogestaltung daher nicht nur funktionale Objekte wie Tische, Lampen oder Whiteboards, sondern auch Bücher, Geschenkboxen, Vinylcover oder sogar ein eigenes Set an Bürokatzen. Mit diesem 3D-Baukasten können Workshop-Facilitators zunächst verschiedene Räume in Figma ausstatten und so bestimmte Interaktionen initiieren.
Eigenes Kollaborationstool entwickelt
»Für eine einfache Meetingstruktur teilen wir die Räume nach Agendapunkten auf: zum Beispiel mit Greeting Room, Workshop Room, Chill Room, Coffee Break Room und Kitchen«, so Tobien. Eine Interaktion zum Aufwärmen könnte darin bestehen, dass die Teilnehmer:innen in der Küche ihre individelle Pizza belegen. »Dadurch werden sie auf spielerischem Weg miteinander bekannt und lernen zugleich den Umgang mit den 3D-Elementen in Figma«, erklärt Bauermeister. Die Assets sind wie auch die Räume in isometrischer Perspektive angelegt und vom Licht- und Schattenwurf her sorgfältig aufeinander abgestimmt. »Uns ist wichtig, dass sich mit ihnen eine helle, freundliche und aufgeschlossene Atmosphäre erzeugen lässt.«
Mit ihren vielen Ideen für neue Elemente und Varianten stießen die beiden zuweilen an die Grenzen der Umsetzbarkeit und mussten sich beschränken. »Fehlerkultur und professioneller Umgang mit Kritik sind superwichtig, um ans Ziel zu kommen. Niclas und ich harmonieren auch deshalb so perfekt, weil wir alles, was wir tun, hinterfragen – ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, aber auch ohne die Ideen des anderen komplett zu zerstören«, sagt Tobien. Zuhören, Verstehen und Einordnen sind die Grundlage für einen offenen Dialog und eine vertrauensvolle Atmosphäre, in der man ein besseres Verständnis für die anderen aufbauen und sich immer wieder selbst reflektieren kann.
Für ihr freies Projekt bekommen Marcel Tobien und Niclas Bauermeister neben der Unterstützung aus dem Figma Creator Fund auch viel Wertschätzung von ihren Kollegen: »Wir spüren, dass sich Extramühen lohnen.« Und zugleich ist ihr LabKit – bei aller notwendigen Kritik an der digitalen Arbeitswelt – ein Beweis dafür, dass diese eben auch neue Freiräume für Kreativität und persönliche Entwicklung eröffnen kann.
Niclas Bauermeister und Marcel Tobien haben neben ihren Jobs als Designer und Manager in der Consultingbranche ein Toolkit für Figma gestaltet, mit dem sich Meetings auflockern und positive Emotionen wecken lassen.
New Work: So bringen Kreative neuen Schwung in ihren Arbeitsalltag
Das könnte dich auch interessieren