Der Band »Sounds of Hamburg« ist ein musikalischer-visueller Trip, der auch zu jeder Menge obskurer Gestaltung führt …
»Sounds of Hamburg« ist ein Buch über Musik, nicht über Design. Bei Schallplatten allerdings war beides untrennbar verbunden – so wird die reiche Geschichte der Hamburger Musikszene ab 1960 hier mit rund 500 Plattencovern erzählt.
Ein äusserst unterhaltsamer Band voller oft charmant dilettantischer Kreativität. Natürlich fragten junge Bands mit knappem Budget gerne einfach mal im Freundeskreis herum, wenn es um Covermotive ging. Sicher war ein toller Fotograf dabei oder jemand, der an der Kunsthochschule studierte … Wer also genau in diesen bunten Bildband schaut, kann musikalische und visuelle Perlen entdecken. Manche von Gestalter:innen, die schon bekannt waren oder es noch wurden. Andere von Kreativen, deren Namen man nie wieder gehört hat.
Wir haben ein paar Hintergrund-Facts gesammelt. Bei der Hülle des Punk-Samplers »Waterkant-Hits« etwa war 1983 Gerhard Bytomski am Werk, der damals sehr witzige, anarchische Zines über »Donald Punk« zeichnete. Von einer weiteren kreativen Karriere ist nichts bekannt.
Professionell ging es bei Achim Reichels (ganz oben gezeigten) wohl ungewöhnlichstem Album »Die grüne Reise« zu, das er 1971 unter dem Namen A.R. & Machines veröffentlichte. Die Grafikabteilung von Polydor Records schlug ein Motiv des in Hamburg lebenden niederländischen Fotodesigners Jacques Schumacher vor. Ursprünglich schimmerte zwischen den Lippen eine Perle, auf die ein Bild von Achim Reichel collagiert wurde. Etwa eine Pille, die einen auf die Reise schickt? Wie auch immer, später jedenfalls wurde Schumacher eine Größe der deutschen Fotoszene, derweil Reichels Album als nicht Mainstream-tauglich 30 Jahre in der Versenkung verschwand. Inzwischen gilt es als Underground-Kult.
Alf Burchardt, Bernd Jonkmanns: Sounds of Hamburg. Die Musik der Stadt 1960–2020 Junius Verlag, Hamburg 2021 296 Seiten 49,90 Euro 978-3-96060-540-9 Direkt beim Verlag bestellen