Webdesign – Dos & Don’ts
PAGE 03.2017: Ab sofort im Handel!
Editorial: Good News
Wie oft wohl schon beschworen unsere Gurus das Ende ausgerechnet der Kulturtechniken herauf, mit denen wir Designer unser Geld verdienen. Denken wir nur ans Drucken. Es galt praktisch schon als verloren, ja, als so gut wie tot. Doch heute, schwer angesagt selbst bei der Generation Wisch und Weg: Print! Sogar WhatsApp-Chats werden zwischen zwei Buchdeckeln auf Papier gebannt, festgehalten für die Ewigkeit. Und jetzt soll es dem Graphical User Interface, der visuellen Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine, an den Kragen gehen. Wer kennt sie nicht, die These »The Best Interface is No Interface« von Golden Krishna, seines Zeichens UX Designer bei Google? »Fuck dropdowns. It’s time to teach our powerful machines to sense the world like we do«, lautet sein Credo.
Nun mag man seinen Ausführungen ja zustimmen, dass wir dem »Screen-based Thinking« verfallen sind und alles mithilfe von Touchscreens und Apps lösen möchten. Wohl wahr, das führt bisweilen zu absurden User Experiences, zum Beispiel zu zwölf Einzelschritten, die es braucht, um per App die Tür eines Autos zu öffnen, anstatt einfach eine RFID-Technologie zu nutzen, bei der sich die Tür von alleine öffnet, sobald man sich dem Wagen nähert. Einfach einsteigen und weg! Aber während die einen schon »Disruption!« rufen, fragen die anderen: Wollen wir das wirklich, so gar kein Interface? Benötigen wir nicht auch in Zukunft zumindest für die Vermittlung des Gefühls von Kontrolle oder für das manuelle Eingreifen dann doch noch ein User Interface? Drop-downs und Co?
Der Use Case bestimmt den Automatisierungsgrad! Und über den Sehsinn beziehen wir noch immer den größten Anteil an Informationen – nicht von ungefähr spricht denn auch gerade Google von Material Design. Nein, es ist ganz und gar nicht kulturpessimistisch zu fragen, was denn eigentlich so toll daran sein soll, GUIs abzuschaffen. Auch wenn wir es bisweilen selbst erledigen. Besinnen wir uns einfach auf das, was heute gute Interfaces auszeichnet, und machen unseren Job. Genauso wie die Agenturen, die wir Ihnen im PAGE Kreativranking präsentieren und – getreu unserem Motto »Design for Good« – um die Visualisierung weiterer guter Nachrichten gebeten haben.
Gabriele Günder,
Chefredakteurin/Publisherin
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