Vor ein paar Tagen erschien der Monotype Type Trend Report 2024. Wir sprachen mit Jorden Bell und Ibrahim Gharib, die den Report gemeinsam mit Damian Collot entwickelt haben.
Jordan Bell (links) und Ibrahim Gharib, (Type)Designer bei Monotype.
Zehn Trends hat das Team von Monotype definiert. Der Type Trend Report 2024, den man kostenlos herunterladen kann, zeigt eine Sehnsucht nach der digitalen Einfachheit der Vor-Smartphone- und Vor-AI-Welt, die ausgemachten Trends reichen von »Everythingallofthetime« über »Whatever« und »De-form« bis zur »Rückkehr der Serifen«. Eine begleitende Kampagne verknüpft Typo und Musik, die imaginären Vinyl-Schallplatten-Cover entstanden mit Hilfe von Midjourney. Zusätzlich gibt es auf Spotify zu jedem Type Trend eine individuelle Playlist.
Für den Type Trend Report 2024 habt ihr kreative Arbeiten aus aller Welt gesichtet und klassifiziert. Das sind dann ja logischerweise Projekte aus 2023. Wie schätzt ihr ein, was auch 2024 noch Trend sein wird?
Jorden Bell: Ich könnte mir vorstellen, dass der Trend zum Maximalismus zunimmt und anspruchsvoller oder einflussreicher wird, wie unser »EverythingAllOfTheTime« zeigt. Wenn etwas bereits im Trend liegt und in verschiedenen Bereichen oder Branchen eingesetzt wird, dann werden wir uns als Konsumenten an diese Ästhetik gewöhnen und sie akzeptieren.
So entsteht eine Feedback-Schleife, die erst dann endet, wenn sie die volle Sättigung erreicht. Vielleicht ist es das, was in den letzten Jahren mit dem Brand Blanding passiert ist. Man kann nur hoffen!
Es ist eine schöne Idee, Typografie mit Musik zu verknüpfen. Wie seid ihr vorgegangen, um jedem Trend ein Musikgenre zuzuordnen? Wie interpretiert man Wörter, die einen Trend beschreiben als Musikrichtung?
Ibrahim Gharib: Meine Idee war es, bestimmte Trends genauer anzuschauen, um Gestaltungselemente zu identifizieren, die mit bestimmten Musikgenres korrespondieren. Ein Beispiel ist »De-Form«, bei dem die Schrift gestreckt und verzerrt wirkt. Die Lesbarkeit steht hier nicht im Vordergrund; vielmehr geht es darum, Grenzen zu überschreiten und auszutesten.
Ich fand es relativ einfach, diesen Trend mit Genres wie Jungle und Acid zu assoziieren. Angesichts des Einflusses, den die Rave-Flyer der 80er und 90er Jahre auf meinen Designstil haben, war das für mich eine sofortige Verbindung. So waren Jungle und Acid die natürliche Wahl, um den »De-Form«-Trend zu repräsentieren.
Der Trend »Whatever« beispielsweise dreht sich um die Wiederbelebung der Ästhetik und Nostalgie der 90er Jahre in Schrift und Design. Hierfür fanden wir Hip Hop und Rap der 90er Jahre passend.
»Wir haben mit Hunderten von Bildern experimentiert, was zu einer Mischung aus sehr schönen, unterhaltsamen und sogar unheimlichen Bildern führte,«
Ibrahim Gharib, Designer bei Monotype
Eines der unheimlicheren, nicht verwendeten Midjourney Bilder.
Und tauchten diese Wörter dann auch in den Prompts für die Bilder auf?
Ibrahim Gharib: Da bin ich mir nicht mehr sicher. Aber es ist wichtig zu wissen, dass viele der Albumcover mit kulturellen Trends verbunden sind, die wir identifiziert haben. Jedes Cover repräsentiert also tatsächlich einige Trends für 2024, ohne sie direkt zu assoziieren.
Die Cover sind ja mit Midjourney entstanden. Wie schnell seid ihr zu Ergebnissen gekommen und gab es auch lustige oder abwegige Resultate?
Ibrahim Gharib: Wir haben mit dem Art Director und KI-Bildspezialisten Okocha Obasi zusammengearbeitet, um die Cover zu produzieren. Die Ergebnisse variierten je nach den Konzepten und ihrer Komplexität. Einige Ideen ließen sich schnell erstellen, während für andere mehrere Versuche nötig waren, um die gewünschte Ästhetik zu erreichen.
Während des gesamten Prozesses haben wir mit Hunderten von Bildern experimentiert, was zu einer Mischung aus sehr schönen, unterhaltsamen und sogar unheimlichen Ergebnissen führte. Obwohl wir einige beeindruckende Bilder gefunden haben, konnten wir leider nicht alle verwenden. Wir planen jedoch, in Kürze auf unseren sozialen Netzwerken einen Blick hinter die Kulissen dieser nicht verwendeten Bilder zu werfen.
Wie seid ihr beim Erstellen der Spotify-Playlists zu den Trends vorgegangen?
Ibrahim Gharib: Eine ganze Menge Kreative haben bei den Playlists mitgearbeitet. Die Überschneidungen zwischen Musik und Design sind unübersehbar, und bei Monotype gibt es viele Musikfans.
Wir haben einen LP-Club, in dem wir uns über Musik und Alben austauschen, die wir gerade hören. Egal, ob es sich um Genres handelt, mit denen wir aufgewachsen sind, oder um solche, die wir lieben – an Leidenschaft für Musik mangelt es in unserem Team nicht. Das Erstellen der Playlists war zweifelsohne eine Gemeinschaftsarbeit.
Längst nicht alle der mit Midjourney erstellten Bilder kommt auf den fiktiven LP-Covern zum Einsatz. Hier einige der unveröffentlichten Ergebnisse.