Die Kreativen von Superflex heben die Schwerkraft aus den Angeln. Und das in der Kopenhagener U-Bahn-Station Havneholmen, in der die eigene Wahrnehmung infrage gestellt wird, der Zeit inklusive.
»We still love trouble« haben Superflex in unserem Interview zum 30. Jubiläum des dänischen Kult-Studios gesagt, das McDonalds Restaurants nachbaut, um sie zu fluten, mit künstlichen Riffen experimentiert, das in einem Pariser Luxuskaufhaus zukünftige Wasserpegelstände an den Marmorwänden anbringt und Migranten anfleht: »Bitte lasst uns nicht mit den Dänen alleine«.
Jetzt sorgen die drei auch in einer Kopenhagener U-Bahn-Station für Irritationen.
Im Rahmen einer Kunst-Initiative, in der gleich vier Stationen einer neuen U-Bahn-Strecke mit Installationen versehen wurden, verblüfft ihre am meisten.
Natürlich. Und das mit einer Arbeit, in der sie Zeit und Raum auf den Kopf stellen. Beziehungsweise hoch über den Köpfen anpinnen.
Informationsbildschirme, Uhren, Fahrkartenautomaten und Bänke wurden an den Wänden und der Decke befestigt und scheinen wie in einem Raumschiff zu schweben.
Gleichzeitig führen die Uhren in der Station ein Eigenleben, laufen langsamer oder zu schnell, vor und zurück und heben so das Zeitgefühl aus den Angeln – und die eigene Wahrnehmung gleich mit.
Ein freches Konzept, gerade in einer U-Bahn-Station, in der es einzig um schnelles Vorankommen geht, um Effizienz und Pünktlichkeit. Aber eben nur eigentlich.
Denn die Super Metro von Superflex möchte die Fahrt durch die Tunnel in eine Reise durch schwarze Löcher verwandeln.
Zwar sieht die Station, in der man ankommt, ähnlich aus wie die, die man verlassen hat. Und doch ist alles anders. Plötzlich ist es früher. Hat man sich also verjüngt? Oder es ist später und man ist in Rekordgeschwindigkeit gealtert.
Der Raum krümmt sich und die Decke wird zum Boden und was sonst dort steht, hängt jetzt hoch oben. »Eine multidirektionale Reise durch Raum und Zeit« und das in Lichtgeschwindigkeit, beschreibt Superflex selbst ihre Arbeit und fordert dazu auf, sich in eine Welt zu fantasieren, in der die Naturgesetze sich beständig ändern.
Kunst als Attraktion
Die vier neuen Stationen einer frisch eröffneten Strecke, verbindet der Themenkomplex Zeit und Raum, Geologie und Wasser, der vorgegeben war.
In der Station Enghave Brygge hat die Künstlerin Pernille With Madsen Technik, Archäologie und Geologie miteinander verbunden und abstrakte Wandreliefs, Lichtobjekte und Betonelemente geschaffen, die wie eine Reise in die Gesteinsschichten wirken.
Der Künstler René Schmidt hat an der Station Sluseholmen über den Rolltreppen eine acht Meter lange Stahlskulptur installiert, die das Licht im Bahnhof streut und dazu über dem Bahnsteig einen Betonbalken mit geologischen Strukturen angebracht, der von Kieselalgen und Wasser inspiriert ist.
Am Moazartplatz verbindet Christian Schmidt-Rasmussen auf einem riesigen Wandgemälde Vergangenheit und Gegenwart und es heißt, dass es Jahre dauern wird, bis Pendler alle Details entdeckt und dechiffriert haben.
Während Henrik Plenge Jakobsen am Bahnhof Kopenhagen Süd eine astronomische Uhr angebracht hat, die ein präzises Bild der aktuellen Position einer Reihe von Himmelskörpern über dem Bahnhof zeigt.
Ende Juni wurden die Stationen eröffnet und sind jetzt schon eine Attraktion, für Kopenhagener:innen und für Gäste, die sie in ihre Must-see-Liste von Kunstorten dort aufgenommen haben.
Die Installation von René Schmidt, die mit einer Stahlskulptur Licht streut und mit einem verzierten Balken an geologische Schichten erinnert:
Archäologie, Technik und Geologie, zusammengebracht von Enghave Brygge:
Christian Schmidt-Rasmussens Wandmalerei:
Henrik Plenge Jakobsens astronomische Uhr im Aufbau am Bahnhof Kopenhagen Süd: