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Hologramme statt Models

Für seine Kollektion »Haute Couture« ließ sich Designer Stefan Eckert eine ganz besondere Modenschau einfallen: Die komplette Show bestand aus Hologrammen. PAGE sprach mit Florian Sigl, Regisseur bei Bakery Films und mitverantwortlich für die Schau.

Für seine Kollektion »Haute Couture« ließ sich Designer Stefan Eckert eine ganz besondere Modenschau einfallen: Die komplette Show bestand aus Hologrammen.

Die Show fand am 31. März im Hamburger Theater Kampnagel statt. Während die Technik nicht neu ist – sie wurde schon bei Alexander McQueen, Diesel und Burberry eingesetzt – ist das Ausmaß die eigentliche Neuheit. Erstmals wurde eine gesamte Fashion-Show nur mit holografischen Bildern bespielt. Statt des regulären Auf-und-Abs auf dem Laufsteg konnten so Animationen, Tanz- und Slow-Motion-Szenen integriert werden. Hier ein Zusammenschnitt der prägnantesten Szenen:

(die Show im Ganzen gibt es hier)

Eckert setzte die Show mit Bakery Films um, die holografische Projektion stammt von Musion aus London. Der Visual Artist Tim Jockel sorgte für das Artwork, für das Sound Design war Yessian zuständig. PAGE sprach mit Florian Sigl, Regisseur bei Bakery Films und mitverantwortlich für die Schau.

PAGE: Wie entstand die Idee für die Holo-Schau?

Sigl: Stefan Eckert wollte etwas Besonderes machen, um aufzufallen. Auf die Idee mit den Hologrammen kam er durch einen Auftritt bei den Grammy Awards 2008, als Madonna virtuell mit den Gorrilaz auf der Bühne stand.

Wie funktioniert das Ganze?

Das Patent für die Hologramm-Technik hält die Londoner Agentur Musion. Musion Eyeliner ist ein HD-Videoprojektionssystem, das auf der Bühne die Illusion von 3D-Performances erzeugt. Es funktioniert so: Erst wird der Video-Inhalt gefilmt. Der wird dann mit einem HD-Projektor von der Decke auf eine Leinwand am Boden projiziert. Diese reflektiert wiederum auf eine durchsichtige Folie, die in einem Winkel von 45° über die Bühne gespannt ist. So entsteht die Illusion, als befände sich der Mensch tatsächlich auf der Bühne. Im Grunde basiert das Ganze auf einer Technik aus dem 19. Jahrhundert, den Varieté-Spiegeln. Wir haben die Show in Hamburg gedreht, das Artwork stammt von Tim Jockel, zum Set-up kamen Musion-Leute nach Hamburg.

Wieso ein Hologramm statt echter Models?

Für die Modenschau ist das Interessante, dass sich Raum und Zeit dehnen lassen. Außerdem lassen sich grafische Effekte und Motion Graphics einbauen. Spannend sind zudem die weiteren Möglichkeiten dahinter, zum Beispiel die Wiederholbarkeit oder die Option, dieselbe Show an verschiedenen Orten gleichzeitig zu zeigen. Die Hologramm-Technik wurde im Modenschau-Bereich bereits häufiger verwendet, zum Beispiel bei Alexander McQueen, Diesel und Burberry, aber noch nie in diesem Ausmaß. Es war die erste Modenschau, die komplett aus Hologrammen bestand.

Für welche anderen Branchen eignet sich die Technik?

Musion hat bereits Anfragen von weiteren Modehäusern sowie Konzertveranstaltern. Auch für Automobilhersteller ist es interessant, wenn sie neue Modelle vorstellen. Hier wäre sogar ein Live-Konfigurator denkbar: Der Zuschauer baut sich quasi sein Auto zusammen und es erscheint sofort in Lebensgröße auf der Bühne. Etwas Ähnliches hat Fiat bereits vor vier Jahren ausprobiert, damals war aber die Rechenleistung noch nicht so stark wie heute.

Was kostet eine Hologramm-Show?

Die Technik ist relativ kostspielig. Musion verlangt für die Folie zwischen 60.000 und 80.000 Euro. Und sie lässt sich nur ein Mal aufbauen. Dazu kommt dann noch das Sound Design usw. Von daher eignet sich die Technik eher für längere Installationen. Für große Modehäuser ist das natürlich ein überschaubarer Preis. Ich könnte mir gut vorstellen, weiter mit Hologrammen zu arbeiten. Mit großen Budgets dahinter könnte man sehr viele spannende Projekte umsetzen.

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