Font-Feuerwek: Where Chefs Eat
Ein Buch mit mehr als 50 Schriften? Wir fragten bei dessen Gestalter, dem großartigen Kobi Benezri, nach.
Ein Buch mit mehr als 50 Schriften? Wir fragten bei dessen Gestalter, dem großartigen Kobi Benezri, nach.
Die müssen es ja wissen! Für den Restaurant Guide »Where Chefs Eat«, gerade bei Phaidon erschienen, haben 400 Chefköche aus der ganzen Welt verraten, wo sie selbst am liebsten essen – von Molekular-Papst Ferran Adrià zu Soba-Noodle-Künstler David Chang – und ihre Ratschläge reichen dabei vom hippen New Yorker Frühstückscafé zur simplen Tapasbude auf einem spanischen Markt.
2.300 Orte kamen so zusammen die Kobi Benezri, einstiger Art-Director des I.D., der heute u.a. auch für das W Magazine arbeitet, auf 704 Seiten präsentiert.
Und wie!
Angelehnt hat er die Gestaltung von »Where Chefs Eat« an britische Telefonbücher aus den 1960er-Jahren, in denen jede freie Fläche mit einer Anzeige ausgefüllt war, ob das jetzt das Cover, der Rücken oder der Papierschnitt war, hat die Datenflut in einer einzigen Farbe, in Process Black, drucken lassen – und die Seiten einzig anhand von Karten und Typografie gestaltet …
Wir haben bei Kobi Benezri nachgefragt, wie er dabei vorgegangen ist:
Wie haben Sie die verschiedenen Schriften ausgewählt? Und haben Sie, denn das Buch ist ja nach Städten und Regionen unterteilt, verschiedene Charakteristika der Schriften bestimmten Orten zugeordnet?
Ich habe eine Reihe von Schriften ausgewählt, die mir besonders gefallen und die meinem Gefühl nach gut zu dem Ton des Buches passen. Viele der Schriften sind ziemlich alt, aber lassen das Buch dennoch nicht retro wirken und feiern auch die Vergangenheit nicht zu sehr. Wir ist es wichtig, dass die Gestaltung sich sehr eklektizistisch, sehr zusammengewürfelt, anfühlt. Auch wenn ich an manchen Stellen mit der Schrift schon eine Verbindung zur Geografie hergestellt habe. Aber ich gehe nicht davon aus, dass das jemandem auffällt, wirklich nicht …
Gibt es eine Schrift, die Sie am meisten benutzt haben?
Die Schrift, die ich für die Listen benutzt habe ist Matthew Carters »Bell Centennial« – eine kleine Referenz an die Spalten der amerikanischen AT&T-Telefonbücher – und gleichzeitig läuft sie auch in sehr kleiner Größe sehr gut und schafft es, verschiedenste typografische Informationen zu transportieren. Für die Header und die Eröffnungstitel habe ich Tobias Frere-Jones’s »Garage Gothic« verwandt. Das sind die beiden einzigen Konstanten – der Rest der Auswahl ist wirklich ganz aus dem Bauch heraus entstanden.
Können Sie uns etwas über die eigens entwickelten Fonts erzählen?
Neun davon gibt es in dem Buch.
Wann sind sie gestaltet worden und wie werden sie verwendet?
Diese Fonts sind allesamt bisher noch nicht erschienen. Entstanden aber sind sie im Laufe der letzten Jahre für einzelne andere Projekte, manche von ihnen wurden leicht abgeändert andere speziell für das Buch angepasst.
Joe Warwick: Where Chefs Eat. A Guide to Chef’s Favourite Restaurants, Phaidon, 704 Seiten, 80 Illustrationen, Hardcover, Englisch, ISBN 0714865419, 14,95£
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