Trends 2013
Ab sofort im Handel: PAGE 02.2013
Editorial: Front Row
Mode oder relevanter Trend? In seinem Newsletter »Was bleibt. Was kommt. Was noch?« brachte Buero Gelb das Dilemma mit den Hypes am Beispiel des QR-Codes sehr schön auf den Punkt: »Die Idee: gut bis hervorragend. Die Realität: mäßig bis einfallslos. QR ist schnell codiert, noch schneller desillusioniert. Ein Error – schwarz auf weiß.« Keine Frage, QR-Code- und Augmented-Reality-Experimente waren auch 2012 wieder schwer angesagt. Doch das erwartete Aha-Erlebnis blieb noch immer aus. Was bringt schon das Einlesen eines Links, der auf eine Website führt, die nicht für Smartphones angelegt ist? Oder die digitale Brillenanprobe am heimischen PC?
Nun ja, wir wollen vorne sein. Darum ist es auch gut, dass wir auf jeden Hype reagieren und das Potenzial neuer Technologien ausloten. Wir wissen, dass überzogenen Erwartungen die große Ernüchterung folgen kann. Doch wir müssen auch den Mut aufbringen, unseren Kunden genau das zu sagen. Wer meint, man könne in Zeiten von Facebook und Co noch zwischen der realen körperlichen Welt und der virtuellen digitalen Welt unterscheiden und darum beim Anwender allein dadurch punkten, dass man der Wirklichkeit eine neue Dimension hinzufügt, der irrt.
Modedesignerin Diane von Fürstenberg schickte bei der Fashion Week in Paris ihre Models mit Googles AR-Brille Glass auf den Laufsteg und holte am Ende der Show Google-Gründer Sergey Brin aus der Front Row auf die Bühne. Ein crossmedialer PR-Coup, okay – es handelte sich um die erste öffentliche Präsentation des Google-Spielzeugs, mit dem man sich per Sprachsteuerung freihändig im Internet bewegen können soll –, doch hat die Modewelt wirklich darauf gewartet? Handelt es sich bei dem Device nicht nur um ein Recruitingtool, mit dem das Internetunternehmen technikbegeisterte Nerds für sich zu gewinnen versucht?
Dass die Trendsetter keineswegs nur in Richtung New Media schielen, zeigte die September-Ausgabe der US-»Vogue«, die die Frühjahrssaison 2013 eröffnete: Sie war 916 Seiten stark, hatte rund 700 Seiten Anzeigen und eine Auflage von 1,2 Millionen Exemplaren. Beim Anzeigenseitenpreis von ungefähr 160 000 Dollar dürfte sie dem Verlag satte 100 Millionen Dollar eingebracht haben. Und den Kreativen? »Diejenigen, die es auf irgendeine Art und Weise ins Heft geschafft haben, können sich getrost auf eine erfolgreiche Saison einstellen«, so die »Süddeutsche Zeitung«.
Die Ausgabe enthielt zehn QR-Codes. AR-Marker suchte man vergebens. Laut US-Marktforschungsinstitut Gartner hat Augmented Reality im August 2012 den Gipfel des Hype-Zyklus überschritten. Es kann noch fünf bis zehn Jahre dauern, bis die Technologie eine relevante Marktgröße erlangt. Welche Entwicklungen werden uns also 2013 beschäftigen? Welche Technologien gilt es jetzt auf ihre Relevanz für das Kreativbusiness zu erproben? Das lesen Sie ab Seite 22.
Gabriele Günder,
Chefredakteurin/Publisher
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