Wie einfache Skizzen den kreativen Prozess beflügeln und die nonverbale Kommunikation erleichtern …
Pillhühner, Muster, Bandlogos, Gesichter – was haben wir nicht alles in unsere Schulbücher, Hefte und Notizblocks gekritzelt. Häufig aus Langeweile, manchmal auch, um uns besser konzentrieren zu können. Meist waren diese Zeichnungen völlig sinnfrei. Schade, denn Scribbeln kann im kreativen Prozess ein sehr hilfreiches Kommunikationstool sein. Ob beim Briefing oder im Kundengespräch – eine Skizze erklärt ein Konzept häufig schneller und besser als viele Worte und liefert eine Diskussionsgrundlage, die sich weiterentwickeln lässt.
Auch innerhalb des Teams funktioniert die nonverbale Kommunikation prima. Bei der Digitalagentur denkwerk in Köln etwa. Die Landingpage für eine Sharing-Werkzeugbox von Black+Decker stand bereits, als die UX Designer eine neue Idee hatten. Aber erst deren Skizze – ein Haus mit verschiedenen Etagen – überzeugte Kreativdirektorin Alina Schlaier davon, die Seite noch einmal neu, eben in Form eines solchen Hauses zu konzipieren (siehe PAGE 12.2017). Wobei man ein Scribble an sich möglichst reduziert halten sollte, um beim Gegenüber nicht schon feste Bilder im Kopf zu verankern und um geschmäcklerische Einwände zu vermeiden.
Scribbeln zieht sich durch alle kreativen Disziplinen, von Layoutskizzen übers Storyboarding bis zum UX-Prototyping.
Gerade in Digital- und Service-Design-Agenturen sind Wände voller Post-its gang und gäbe. So lässt sich beispielsweise die Struktur einer Website visualisieren und die Zusammenhänge zwischen den Funktionen deutlich machen. An die Wand gepinnt, für jedermann sicht- und kom mentierbar, ohne dass man sofort etwas programmieren muss. Und weil man beim Scribbeln Dinge gleich in eine Struktur und Reihenfolge bringt, hilft es auch beim Denken. Und noch einen großen Vorteil bietet es: In vielen Agenturen arbeiten Developer und Designer aus aller Welt – da funktioniert das Kommunizieren einer Idee mittels Skizzen oft besser als mit Worten.
Jeder Gestalter sollte fähig sein, einen Gedanken visuell zu skizzieren. Aber nicht in jeder Ausbildung wird das zeichnerische Handwerkszeug vermittelt, speziell in den digitalen Studiengängen steht das oft hintan. »Bitte ich neue Praktikanten, etwas zu scribbeln, haben sie meist Hemmungen«, berichtet Ralf Bierhenke, Artdirektor bei Kolle Rebbe in Hamburg. »Es ist doch etwas anderes, ob man in sein persönliches Notizbuch kritzelt oder etwas zeichnen soll, das auch andere zu sehen bekommen.« Doch hätten sie erst mal verstanden, dass »ein Scribble ja nun gerade nicht perfekt sein muss, verlieren sie die Ehrfurcht auch schnell und zeichnen drauflos«, so Bierhenke. Weiterlesen