Gestern Abend wurden die LeadAwards verliehen – in diesem Jahr statt bei einem rauschenden Fest in kleiner Gewinnerrunde. Bewegende Reportagen wurden ebenso ausgezeichnet wie mitreißende Kampagnen und ein Creativeleader, bei dem das Denken mit einem kleinen Twist versehen ist.
Wen man schmerzlich vermissen würde bei den diesjährigen LeadAwards, und dass nicht nur, weil er sie in den letzten Jahren mit so viel Grandezza versehen hat, war klar: den Fotografen Daniel Josefsohn, der im August verstorben ist. Leer aber ging er auch diesmal nicht aus, denn die Dokumentation seiner letzten Reise nach Israel – in Rollstuhl und Glitzerhöschen – wurde mit Bronze als Reportagefotografie des Jahres ausgezeichnet.
Einer der zahlreichen Preise, die bei dem einzigen Medienpreis Europas, bei dem man sich nicht bewerben kann, sondern ausgewählt werden muss, in fast 20 Kategorien vergeben werden – vom Visual Leader, über das Foto des Jahres, die Kampagne des Jahres bis hin zum besten Magazin, der besten Zeitung, der besten Illustration oder Modefotografie.
Das Foto des Jahres 2016 löste vielerlei Erdbeben aus, emotional und politisch: Es ist das Bild des toten Flüchtlingsjungen am Strand von Bodrum, aufgenommen von dem Fotojournalistin Nilüfer Demir und erschienen in Focus, Spiegel und Stern.
Ebenfalls ausgezeichnet wurde die Aufnahme von Michael Kappeler, der Angela Merkel und Barack Obama im leidenschaftlichen Gespräch bei dem G7-Gipfel in Schloss Elmau zeigt und das Bild von Georgi Likovski, das einen kleinen Jungen, der seinen weinenden Vater auf der Flucht nach Europa tröstet.
»Die LeadAwards sind der Seismograph der Print-Branche«, sagt LeadAcademy Präsident Markus Peichl – und, dass die Branche seit Jahren gleich zwei Beben verspürt: »Eines der Angst, und eines großer Kraftanstrengungen, die Bewegung in die Branche bringen.« Und:
Zudem stellte er fest, dass die Magazine heute viel besser gemacht sind als früher: »Früher war die Qualität mau, aber die Auflagen waren hoch. Heute ist die Qualität deutlich besser, aber die Verkäufe sinken« – und kürte das SZ Magazin zum LeadMagazin des Jahres, das »seinen Lesern eine Mischung aus Relevanz und Vergnügen biete, die man in dieser Form nur selten finde.«
Silber ging an das innovative Blatt Vice und Bronze an die Musikzeitschrift Spex, die zu den ältesten Independent-Magazinen Deutschlands zählt und erstmals als LeadMagazin des Jahres nominiert war.
Als Newcomer wurde Block ausgezeichnet, ein Essay- und Reportagemagazin von Hans Magnus Enzensbergers Tochter Theresia Enzensberger. Weder Themen noch Formate sind bei Block vorgegeben, gedruckt wird, wenn sich vorab 1.300 Käufer gefunden haben und es versteht sich als Magazin gegen das »Relevanzgehechel«.
Kampagne des Jahres wurde Aktion Sorgenkind von Kolle Rebbe, den Silber-Rang belegt Du lebst von Heimat für Hornbach.
Zum Creativeleader des Jahres in der Hauptkategorie Werbung hat die Jury Thjnk-Kreativchef Armin Jochum für die Kampagnen von ARD, Ikea, Bild, McDonalds, Mercedes, Audi und Spiegel gekürt.
Sehr erfreulich ist zudem, dass Gold als Start-up des Jahres an die App Ankommen vom Goethe-Institut, Bundesamt für Migration und Flüchtlinge und ARD alpha geht.
Alle Nominierten und Preisträger sind noch bis zum 30. Oktober 2016 in der Ausstellung »Visual Leader 2016« in den Hamburger Deichtorhallen zu sehen.
Hier die Preisträger: