Buchtipp: heads together
Marihuana war um 1970 mal Leitmotiv einer riesigen, wilden Publishing-Revolution? Dass es wirklich so war, beweist dieser verrückte Wälzer.
Klein und harmlos fing es mit dem Zusammenschluss fünf radikaler US-Gazetten als Underground Press Syndicate an. Das Sharingkonzept – jedes gleich gesinnte Blatt durfte Inhalte des UPS übernehmen, wenn es ab und an eine Liste aller Mitgliedspublikationen druckte. Das führte zu einer Explosion aktivistischer Presseerzeugnisse aller Art. Rund 500 waren es angeblich in Nordamerika und Europa, mit Millionen Leser:innen.
Kurz, das UPS wuchs wie Gras/Weed, und dieses wurde zum Symbol der Publikationen. Egal, ob Schwulen-, Anti-Vietnamkrieg- oder Frauenpower-Postille – überall tauchten in unendlichen Variationen Marihuanablätter und fantasievolle Gestalten mit Joint auf – sei es auf Coverbildern, in Vignetten-Illus oder als UPS-Symbol im Impressum.
Tatsächlich galt Kiffen damals als politisches Statement, die neue Drogenkultur als revolutionärer Angriff auf das »plasticwasp9–5america«. Kein Wunder, dass der berüchtigte FBI-Chef Edgar Hoover ganz offiziell den »New Left Movement Publications« den Kampf ansagte. Und da so viele potheads unter ihnen waren, empfahl er in einem internen Papier, besagte Blattmacher:innen einfach wegen Drogenvergehen zu verhaften. Dürfte öfters »auf frischer Tat« geklappt haben, denn beim Illustrieren und Layouten für den flexiblen neuen Offsetdruck sorgten der Konsum von THC oder auch LSD gerne für kreative Höhenflüge …
David Jacob Kramer: heads together. Weed and the Underground Press Syndicate, 1965–73
Zürich (Edition Patrick Frey) 2023
566 Seiten
52 Euro
ISBN 978-3-907236-54-3
Schlagwörter:
designbücher
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