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Ausprobiert: 3D-Design Workflow auf dem iPad

Vom Modeling mit dem Apple Pencil in Nomad Sculpt zur AR-Ansicht in Procreate: wir testen Designtools für Unterwegs

eine Hand führt einen Apple Pencil zu einem iPad auf dem ein 3D Modell und das Procreate Interface zu sehen sind3D-Elemente sind absolut im Trend, aber es muss nicht immer gleich Cinema4D oder Blender sein, um spannende Ergebnisse zu produzieren. Wer gerade erst einsteigt, oder einfach frei mit 3D-Modelling experimentieren will, kann das auch abseits des Schreibtisches tun.

Wir testen einen Workflow mit der iPad-App Nomad Sculpt und dem 3D-Painting-Feature in Procreate.

Tools: iPad Pro, 11 Zoll, 2018, 512GB | Nomad Sculpt App (einmalig 22,99 Euro) | Apple Pencil 2. Generation

Setup: Nomad Sculpt kennenlernen

Wir starten in der iPad-App Nomad Sculpt. Das Tool ist für seine relativ geringen Kosten ziemlich mächtig, allerdings auf den ersten Blick auch sehr komplex. Das Interface nutzt alle Kanten des iPad-Displays, in der Mitte ist immer das zu bearbeitende Objekt zu sehen. Per default ist in jedem Projekt eine Sphäre angelegt.

Um das Modell zu drehen können wir einfach im Raum darum den Pencil ziehen. Oben rechts zeigt eine kleine Grafik die Ausrichtung an. Zoomen, Rückgängig machen oder wiederherstellen funktioniert mit den bekannten iPad-Gesten.

Detaillierte Beschreibungen aller Menüs findet ihr auf der Nomad Sculpt Website, hier nur in Kürze die wichtigsten Punkte.

  1. Left bar: Einstellungsmöglichkeiten
    Links findet ihr die Einstellungsmöglichkeiten zum ausgewählten Tool, inklusive Brush Size und Weight, sowie ein Icon, mit dem die Symmetrie beim Sculpting aktiviert oder deaktiviert werden kann und Einstellungen zu Materialien und Farbe. 
    Per default ist das Clay Tool aktiviert. Es fügt der Sphäre mit jedem Pencil-Strich Material hinzu, oder kann über Klick auf den Sub Button in der linken Leiste auf Subtrahieren gestellt werden.
  2. Toolbar: flexibel modellieren
    Am rechten Displayrand sitzt die Tool-Bar mit verschiedenen Auswahlmöglichkeiten wie Paint, Smooth, Drag oder Crease. Damit kann das Model vielfältig bearbeitet werden. Wir nutzen später vor allem das Lathe-Tool, mit dem man wie auf einer Drehscheibe mit Ton arbeiten kann.
  3. Top menues: Objekteinstellungen und Szenen
    Oben links findet ihr Einstellungsmöglichkeiten zur Szene, Kamera und Objekten. Oben rechts sind detaillierte Einstellungsmöglichkeiten für die Tools angesiedelt.
  4. Bottom bar: Shortcuts 
    Unten im Interface sitzen die meistgenutzten Features wie Undo und Redo, schnelle Schalter für die Rasteransicht, X-Ray für die zu bearbeitenden Objekte oder das Inspect Tool, mit dem alle Daten zum Mesh angezeigt werden.

Das Nomad Sculpt Interface

Part 1: 3D Modeling mit dem Lathe-Tool

Datei anlegen

Im ersten Schritt legen wir eine neue Datei ein. Dazu öffnen wir Nomad Sculpt und rufen oben links das Projektmenü auf. Darin lassen sich Projekte als Nomad (.nom) oder andere gängige 3D-Formate speichern, clustern oder in eine Szene importieren.

Grobe Form

Für den Anfang entscheiden wir uns für ein einfaches Motiv mit viel Symmetrie. Dazu entfernen wir zunächst über das Menü oben links unter Objects die per default eingesetzte Sphäre und beginnen mit einem freien Raum

Ich will einen Pilz modellieren. Das Tool mit dem ich diese besondere Form am schnellsten erzeugen kann ist das Lathe-Tool. Damit zeichne ich eine Linie, welche die Nomad automatisch um eine virtuelle Achse rotiert, sodass eine dreidimensionale Form entsteht – ganz so, als hätte ich Ton auf einer Drehscheibe in Form gezogen. Um das Modell weiter zu bearbeiten, klicke ich im Dropdown-Menü auf validieren.

ein 3d Modell eines Pilzes, das mit dem modeling tool nomad scuplt entstand

Feinschliff

Für die Feinheiten des Pilzes deaktiviere Ich in der linken Sidebar die Symmetrie-Funktion – schließlich soll das Ergebnis ja organisch und realistisch anmuten. In der rechten Toolbar wähle ich das Crease-Tool aus, mit dem ich zunächst auf der Innenseite des Pilzhutes Furchen ziehe. Dabei rotiere ich mit der linken Hand das Modell, während die Rechte den Pencil führt.

Auf der Oberseite des Hutes und am Stiel beule ich mit dem Brush Tool einige Stellen aus, füge Erhöhungen hinzu und schaffe organische Varianz.

Anschließend nutze ich das Trim Tool, um eine gezackte Halbkreisform aus dem Pilzhut zu schneiden – so als hätte jemand herzhaft davon abgebissen.

Drei Ansichten eines 3d modellierten Pilzes, der verschieden verformt ist

Export

Wenn ich mit der Form zufrieden bin, exportiere ich das Modell, um es in Procreate weiter zu bearbeiten. Alternativ könnten wir auch in Nomad Sculpt ein Material hinzufügen und bestimmte Bereiche mit dem Pinsel bearbeiten, ich ziehe allerdings die vielfältigen Brushes in Procreate vor.

Dazu navigiere ich zum Speicher-Menü oben links, wähle für den Export das .OBJ-Format und speichere die Datei auf meinem iPad ab. So kann das Modell in einem beliebigen 3D-Programm weiterbearbeitet, oder später in eine Nomad-Szene importiert werden.

nomad export

Part 2: 3D-Design in Procreate

Import

Um unser 3D-Modelle in Procreate bearbeiten zu können, müssen wir es zunächst im 3D-Editor öffnen. Dazu wähle Ich Im Procreate Startmenü die Option Importieren. Procreate öffnet daraufhin das 3D-Modell mit zwei Ebenen: dem Mesh und der Basisebene, auf der wir frei illustrieren können.

3D Actions

Procreate erlaubt mehrere 3D-Bearbeitungsmöglichkeiten. Wir können frei im Raum am Modell arbeiten, es mit allen verfügbaren Brushes kolorieren und so eine Texture-Map erzeugen, die sich über einen Klick auf das Hauptmenü > 3D-Aktionen > 2D-Textur einblenden auch als aufgefaltete Ebene bearbeiten lässt.

Wenn wir mehrere Objekte in unserer Szene haben, kann die Funktion Paint through mesh hilfreich sein. Sie verhindert, dass nicht ausgewählte Objekte bemalt werden.

Die Belichtung und Umgebung des Modells lassen sich ebenfalls verändern. So können wir die Szenerie-Beleuchtung ändern, Lichtquellen duplizieren, im Raum bewegen und ihre Farbe, Sättigung und Intensität einstellen.

verschiedene Ansichten eines gerade bemalten 3d Modells in procreate

Ansicht in AR

Praktisch ist auch das integrierte AR-Feature, das mir erlaubt, das Modell beim Bearbeiten immer wieder als AR-Objekt im Raum zu betrachten. Dabei platziert Procreate das Objekt auf der nächsten flachen Oberfläche, die im Kamerafenster erfasst wird und verwendet das Umgebungslicht statt der in der Szene definierten Lichtquellen. Ich setze den Pilz in der PAGE Redaktion auf das Regal mit den Designbüchern.

ar Ansicht von einem lila Pilz in einem Bücherregal

Export

Wer das Modell nun weiterbearbeiten oder zurück in Nomad ziehen will, um es in eine Szene zu importieren, kann über das Export-Menü verschiedene Formate auswählen. Procreate erstellt dabei einen Ordner mit dem Mesh und der Texture Map, die ganz einfach in andere Programme geladen werden können.

Tipp

Um ein Still mit transparentem Hintergrund zu exportieren, müsst ihr in 3D Actions > Licht und Umgebung > Environment ausschalten, ansonsten wird das Modell mit dem angezeigten Hintergrund exportiert.

ein 3d modellierter Pilz in verschiedenen Perspektiven

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