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Gundula Schulze Eldowy. Die frühen Jahre

C/O Berlin im Postfuhramt, Berlin
Ausstellung

 

 
C/O Berlin präsentiert in der Retrospektive ca. 120 Fotografien. Neben bereits klassischen Bildern zeigt C/O Berlin erstmals in Berlin den Farbzyklus »Der große und der kleine Schritt« in seiner Gesamtheit.

C/O Berlin präsentiert in der Retrospektive ca. 120 Fotografien. Neben bereits klassischen Bildern zeigt C/O Berlin erstmals in Berlin den Farbzyklus »Der große und der kleine Schritt« in seiner Gesamtheit. Einen weiteren Schwerpunkt der Ausstellung bildet der persönliche Austausch und die Freundschaft mit Robert Frank in der Serie »Keep a stiff upper lip«. Zur Ausstellung erscheint im Lehmstedt Verlag ein zweiteiliger Katalog. Gleichzeitig zeigt der Kunst-Raum des Deutschen Bundestages unter dem Titel »Verwandlungen« nach 1990 entstandene Arbeiten von Gundula Schulze Eldowy.

Gnadenlos verschluckt Berlin seine Bewohner. Schicht für Schicht deckt die Stadt den Mantel des Vergessens über sie. Die Zeit geht vorüber und reißt alles mit sich fort. Gundula Schulze Eldowy stellt sich mit ihrer Kamera den Strom der Zeit entgegen. Jahr für Jahr streift sie scheinbar absichtslos, jedoch mit klarem, wachem Blick durch das Berliner Scheunenviertel und dokumentiert Einsamkeit, Tristesse, Elend und Momente des Glücks. Ob Künstler, Arbeiter, Füπchtlinge oder Träumer – sie ist von der Mischung der Millieus und der Härte der Stadt gleichzeitig fasziniert und abgestoßen. In ihren schonungslosen Fotografien gleicht Berlin einer untergegangenen Stadt, einer archäologischen Stätte mit manchmal unerwartetem Zauber. Gleichzeitig sind diese urbanen Streifzüge nichts anderes als Exkursionen in die innere, unbekannte Welt der Künstlerin. Bei genauerem Hinsehen erweisen sie sich deshalb als Metaphern einer Gesellschaftskritik, die nicht nur die DDR, sondern die ganze Zivilisation im Auge hat.

Die harten, zivilisationskritischen Bilder, die Gundula Schulze Eldowy zwischen 1977 und 1990 vor allem in Ostberlin, später aber auch in Dresden und Leipzig aufgenommen hat, gehen an die Grenzen des Erträglichen. Sie zeugen von Zuneigung, aber ihnen fehlt jede Scham. Die Fotografin lebt mehrere Jahre Tür an Tür mit den Porträtierten, hört ihnen nächtelang zu und versetzt sich in ihre Welt hinein. Welche Schicksalschläge haben sie erlitten? Auf der Suche nach Antworten erlebt sie deren Geschichten neu und wird so selbst ein Teil von ihnen. Durch ihre Direktheit und ihr tiefes Verständnis jenseits aller moralischer Bewertungen dringt Gundula Schulze Eldowy Stück für Stück in die Eingeweide der Zivilisation vor. Ihr Dialog mit verschiedenen Lebenswelten spiegelt sich auch in der bewussten Zusammenstellung ihrer Bildzyklen wider. So öffnen sich zusätzliche Bedeutungsebenen, entstehen neue Spannungsfelder.

Ihre Fotografien von fast altmeisterlicher Kompositionstechnik entstehen aus Beziehungen, nicht aus Beobachtungen und stehen somit in einer Reihe mit dem Werk von Nan Goldin, Boris Mikhailov oder Nobuyoshi Araki. Ihre Konzeption der Unmittelbarkeit entwickelt sie Ende der 1970er Jahre ganz allein in Anküπpfung an das Werk von Fotografen wie Diane Arbus, Paul Strand und Henri Cartier-Bresson. In der reglementierten Bildwelt der DDR sind ihre tabulosen Fotografien Fremdkörper, die nicht nur bei Funktionären, sondern auch bei den meisten Kollegen auf Skepsis und Ablehnung stoßen. 1991 verläßt sie Deutschland auf Einladung Robert Franks, den sie bereits 1985 kennenlernte. Zugleich bricht sie mit dem Realismus der frühen Jahre und geht andere fotografische Wege.

(Bild oben: Hundenacht 1 © Gundula Schulze Eldowy)

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