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Dunkles Kneten: Heimweh

Westwerk, Hamburg
Ausstellung

 
Zeichnungen von Christina Gransow, Judith Mall und Marijpol
Es gibt Kellertreppen, die dich lautlos in lang ungesichtete und unheimliche Dunkelheit hinabziehen.

Zeichnungen von Christina Gransow, Judith Mall und Marijpol

Es gibt Kellertreppen, die dich lautlos in lang ungesichtete und unheimliche Dunkelheit hinabziehen. Es gibt Waldstücke, die nach Anbruch der Nacht alles Licht in ihre tiefe Umklammerung aufsaugen, und dich womöglich auch, wenn du ihnen aus Neugier zu nahe kommst. Es gibt abgeschiedene verfallene Industriegebäude mit gewaltsam aufgesperrten Eisentüren, die dir zuflüstern, du mögest hier eintreten, um ungeahnte Dinge zu finden. Da findet Dunkles Kneten statt. Da entwickelt man wie aus dem Nichts Heimweh nach der vertrauten Geborgenheit. Da gibt es nämlich auch die anderen Orte, manche davon sind sogar reell, nach denen man Sehnsucht hat, die man seit seinen frühesten Kindestagen kennt. Heimelige Plätze, wo man jetzt gern daheim wäre, die dich an die Hand nehmen, wenn’s dir unheimlich ums Herz wird. Diese sind auch heimliche Orte, die nur du kennst. Zwischen diesem Heimisch-Sein und Unheimlichkeit ist ein kleiner Spalt: Hier findet Dunkles Kneten statt. Diese Heime darzustellen und zu ergründen war Anlass dieser Ausstellung.

Entstanden sind Zeichenserien und Geschichten in verschiedenen Techniken und Formaten. In fast bedrohlicher Farbigkeit horcht Christina Gransow in die beunruhigende Leere von Menschensiedlungen hinein und erfindet eine vergessene Stadt. Judith Mall beschäftigt sich detektivisch und mit klopfendem Herzen mit einem Zimmer und seiner Spiegelung. Marijpol erzählt die Geschichte von drei Kindern, die scheinbar allein in einer Messie-Wohnung leben, einem unheimlichen Zuhause, das seltsame Bedürfnisse weckt. Außerdem gibt es eine versteckte Audioinstallation. Da berichten die kindlichen Zeitzeugen Tini, Miechen und Maus über traumatische Heimweh-Erfahrungen.

Alle drei Künstlerinnen haben irgendwann in Hamburg Kunst studiert und nennen heute Hamburg ihr Zuhause.

Die Künstlerinnen wurden von Matthew Partridge im Rahmen der Reihe »Frische Brut« ins Westwerk eingeladen.

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