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Dokumentarfotografie Förderpreis 08 der Wüstenrot Stiftung

Designhaus Darmstadt
Ausstellung

 
 

 
Ausstellung mit Arbeiten von Tanja Jürgensen, Mathias Königschulte, Maziar Moradi und Kim Sperling
 
Die Ausstellung zeigt die mit Hilfe der Dokumentarfotografie Förderpreise 08 der Wüstenrot Stiftung entstandenen Arbeiten.

Ausstellung mit Arbeiten von Tanja Jürgensen, Mathias Königschulte, Maziar Moradi und Kim Sperling

Die Ausstellung zeigt die mit Hilfe der Dokumentarfotografie Förderpreise 08 der Wüstenrot Stiftung entstandenen Arbeiten.

In ihrer Serie Centers of Excellence begibt sich Tanja Jürgensen in die Lebenswelten US-amerikanischer Ivy League Universitäten. Amerikanische Top Universitäten sind keine öffentlich zugänglichen Bildungs-einrichtungen, vielmehr haben sie es sich zur Aufgabe gemacht Eliten zu produzieren, denn der Schwerpunkt des Studiums liegt nicht nur in der fachlichen Ausbildung, sondern auch in der Eingliederung in ein System, das aus Netzwerken gesellschaftlicher Machtstrukturen besteht. 

Abbildung oben: © Tanja Jürgensen, aus der Serie Centers of Excellence, 2010

Mit dem Berliner Stadtteil Wedding beschäftigt sich Mathias Königschulte in seiner gleichnamigen Arbeit. Es ist nach dem Fall der Mauer nicht gelungen, ihn in das Konzept »Neue Mitte« zu integrieren. Auch die historischen Bilder, die ihn als Arbeiterbezirk und Ort des Klassenkampfs zeigen, haben ihre Gültigkeit längst verloren. Im Wedding wohnen heute vor allem arbeitslose Deutsche und Migranten. Ihre Geschichten haben wenig gemeinsam; sie geben kein einheitliches Bild. Königschulte untersucht dort Teile der Gesellschaft, der zunehmend die Koordinaten fehlen, in denen der Alltag gewöhnlich stattfindet, und für die die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit, zwischen privatem und öffentlichem Raum oder Fremde und Heimat verschwimmen.

Das Leben iranischer Trans-sexueller dokumentiert Maziar Moradi in seinem Projekt Was wir sind. Im Iran sind Geschlechtsumwandlungen seit der, inzwischen 20 Jahre alten, Fatwa Ajatollah Chomeinis legal, werden sogar vom Staat gefördert. Seither hat der Iran nach Thailand die höchste Rate an Geschlechtsumwandlungen. Es ist das einzige Land der Welt, das Menschen nach einer solchen Geschlechtsumwandlung in der Geburtsurkunde eine neue Identität gibt. Moradi spürt in seiner Serie dem Schicksal der Betroffenen nach und zeigt wie sie im Alltag der iranischen Gesellschaft, die noch sehr feste Rollenvorstellungen der Geschlechter hat, mit ihrer neuen Identität Fuß fassen.

Mit dem Mythos der Insel Dokdo als östlichster Ort Koreas beschäftigt sich Kim Sperling in seiner gleichnamigen Serie. Dokdo gehört zu einer knapp 0,2 km² großen Inselgruppe rund 200 km vor der Ostküste Koreas. Die winzigen Inseln wären kaum weiter erwähnenswert, wenn nicht schon seit Jahrzehnten ein erbitterter Streit zwischen Japan und Korea um die Zugehörigkeit der Felsen herrschen würde. Während das Thema in der japanischen Bevölkerung nur ein Nischendasein führt, gibt es unter Koreanern kaum ein anderes Thema, welches so emotional und leidenschaftlich verfolgt wird. Für Koreaner ist Dokdo inzwischen ein zentrales Symbol der Stiftung nationaler Identität. Die Insel ist fast unbewohnt: Neben einem Fischer und dem Personal des dortigen Leuchtturms befindet sich eine 20 Mann starke Einheit der koreanischen Polizei dort, um die Interessen Koreas zu wahren.

Die Eröffnung der Ausstellung Dokumentarfotografie Förderpreise 08 der Wüstenrot Stiftung findet am Donnerstag den 09. Februar 2012, um 18:00 Uhr im Designhaus, Hessen Design e.V., Eugen-Bracht-Weg 6, 64287 Darmstadt, statt.

Die Ausstellung ist vom 10.02. bis 21.03.2012, immer von Dienstag bis Sonntag von 12:00 – 18:00 Uhr geöffnet.

Der Ausstellungskatalog Dokumentarfotografie Förderpreise 08 mit einem Essay von Stefan Siegel, Wüstenrot Stiftung (Hg.), Ludwigsburg 2011, kann kostenfrei bei der Wüstenrot Stiftung bestellt werden.

Die im zweijährigen Turnus angelegte Nachwuchsförderung der Wüstenrot Stiftung stellt jeweils vier Preise à 10.000 EUR für die Realisierung eines neuen Projekts zur Verfügung. Darüber hinaus werden nach Abschluss eines Arbeitsjahres die Ergebnisse in einer Ausstellung mit Begleitkatalog an verschiedenen renommierten Orten gezeigt. Fachlich betreut wird dieses Förderprojekt der Wüstenrot Stiftung von der Fotografischen Sammlung im Museum Folkwang, Essen. Die Ausschreibung richtete sich an Fotografen/innen, die ihr Studium in den letzten zwei Jahren an einer deutschen Hochschule oder Akademie im Bereich der Dokumentarfotografie absolviert haben. Die Idee zu dieser Nachwuchsförderung ging davon aus, dass jener Bereich der Fotografie zu unterstützen sei, dem sowohl im angewandten Bereich der Fotografie als auch im Kontext der Kunst zunehmend weniger Chancen für Langzeitprojekte gegeben wird. Die Preise werden zu einem Zeitpunkt an die Stipendiatinnen und Stipendiaten vergeben, an dem diese das Studium gerade beendet haben, so dass mit dem Dokumentarfotografie Förderpreis ein erstes Projekt nach dem Abschluss der Ausbildung realisiert werden kann. Der Preis versteht sich daher auch als Brücke zur Selbständigkeit.

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