Nicht alle haben das gleiche innere Bild vor Augen, wenn sie an »Banane« denken. Eine spannende Masterarbeit geht dem mentalen Visualisieren auf die Spur.
Schon mal von Aphantasie gehört? Wir auch nicht, bevor sich die Kommunikationsdesignerin Melanie Scheer bei uns meldete. Das Phänomen beschreibt die Unfähigkeit, mentale Bilder zu generieren. Nachdem sie in einem beiläufigen Gespräch von der Aphantasie eines Freundes erfuhr, ließ das Thema sie nicht mehr los – und fand seinen Weg in ihre Masterarbeit »Mentales Visualisieren. Das Spektrum unseres visuellen Vorstellungsvermögens und seine Relevanz im Design« an der Hochschule Mainz.
Darin beschäftigt sie sich zum einen mit der Bandbreite von mentalen Bildern – von fotorealistisch über verschwommen bis hin zu monochrom –, und zum anderen mit der Rolle, die diese im Gestaltungsprozess spielen.
In einer Reihe von Interviews, Workshops und Experimenten wie einem Kartenspiel und einer interaktiven Website erprobte Melanie Scheer Wege, über mentale Bilder zu sprechen, sie abzubilden und über ihren Einfluss auf Gestaltung zu reflektieren. Ihre Erkenntnisse dokumentierte sie in einem Buch, das auch dazu inspirieren soll, den eigenen Visualisierungsprozess »zu reflektieren, zu zelebrieren und sich dessen Einzigartigkeiten zunutze zu machen«.
Um den dokumentarischen Charakter des Buchs zu unterstreichen, arbeitete sie mit Scans handgeschriebener Notizen und Papierfetzen. Weitere wiederkehrende Gestaltungselemente sind Augen, die eine Verbindung zum mentalen Sehen herstellen sollen, sowie Verläufe, die auf den Begriff des Spektrums anspielen. Eine superspannende Arbeit!
Melanie Scheer arbeitet als selbstständige Designerin, gestaltet, setzt und illustriert Bücher und gibt Buchbindeworkshops. Ihre mentalen Bilder sind fotorealistisch