Das eigene Studio läuft, es kommen immer mehr Aufträge rein – und jetzt? Wachsen oder klein bleiben? Wollen wir Mitarbeiter:innen einstellen? Und wie viele? Wie organisieren wir uns und unsere Prozesse? Antworten und Tipps von Gründer:innen
Viele Kreative gründen kurz nach dem Studium gemeinsam mit Weggefährt:innen ihr eigenes Büro – voller Tatendrang, aber ohne genau zu wissen, was es bedeutet, ein Unternehmen zu führen. So individuell jedes Büro auch ist, Fragen wie Geschäftsentwicklung, Mitarbeiterführung und Teamorganisation beschäftigen früher oder später alle.
Während manche genau wissen, wo sie hinwollen, lassen andere es eher auf sich zukommen. Der erste große Einschnitt ist häufig das Einstellen erster Mitarbeiter:innen. »Man ist dann nicht mehr nur für sich selbst, sondern auch für andere verantwortlich«, erklärt Yvonne Moser von büro bungalow (siehe Seite 19 f.). Wächst das Studio dann weiter, muss man sich irgendwann Gedanken über eine Aufteilung in Teams und neue Führungspositionen machen. Und sich fragen: Wie sieht gute Zusammenarbeit aus? Wie will ich führen?
Das Gute: Mit all diesen Fragen steht ihr nicht allein da! Wir stellen euch unterschiedliche Gründer:innen und ihren Umgang mit diesen Herausforderungen vor. Denn: »Seid keine Insel, sondern sucht das Gespräch mit anderen Studios und Selbstständigen. Der Austausch kann einige Umwege und Fehler verhindern«, sagt Anna Pirot von Bureau Mitte. Dem können wir uns nur anschließen. Viel Spaß beim Lesen und Austauschen!
Sherpa Design: Die Ehrgeizigen
Gegründet 2014
Gründer Henning Klimczak, Thilo Schinkel, Johannes von Keutz
Die drei Gründer haben sich während des Studiums an der Design Factory International in Hamburg kennengelernt, danach ein halbes Jahr Agenturluft geschnuppert und sich 2014 in Johannes’ Wohnzimmer selbstständig gemacht. Ihr Ziel war von Anfang an, eine »führende Rolle im Brandingmarkt« einzunehmen, wie Henning beschreibt. Ihre Agentur benannten sie nach dem Bergführervolk im Himalaya. Denn schon damals war klar, dass das Team wachsen und die Namen der Gründer nicht im Mittelpunkt stehen sollten. Ursprünglich war eine Teamgröße von circa 15 bis 20 Personen geplant. »Wir haben uns damals ein Limit von einem Jahr gesetzt, um ein funktionierendes Geschäft aufzuziehen. Das hat geklappt«, sagt Henning.
Weitere Entwicklung
Die Agentur ist nach und nach organisch gewachsen. 2016 kam es zu einem Einschnitt, als ein großer Kunde Insolvenz anmeldete und Sherpa auf einem fünfstelligen Betrag sitzen blieb. Die Agentur war gerade in ein Loftbüro gezogen und beschäftigte drei Mitarbeitende. Die Gründer strukturierten daraufhin um: New Business und Netzwerkpflege wurden zu separaten Themen, die maßgeblich Henning betreute – mit dem Ziel, sich kundenseitig breiter aufzustellen. Bis dahin hatten alle drei Gründer im Design gearbeitet. »Es war ein bitteres, aber notwendiges Learning. Wir waren dadurch gezwungen, die Leitplanken aufzustellen, die uns dahin gebracht haben, wo wir heute sind.«