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Typedesigner und Grafiker Cihan Tamti beantwortet acht Fragen

Unser neuester Q&A Gast erklärt, warum er sich keine Sorgen um KI macht und was sich an der Designbranche künftig ändern muss

Verschlungene Handschrift(en), offene Kommunikation auf Social Media und die Liebe zum Prozess. Cihan Tamti  hat mit seinen Letterings eine ganz besondere Nische gefunden und ist nicht nur in der Designbranche für seine kreativen Kollaborationen und Onlinekurse bekannt, sondern begeistert auch große Kunden wie Calvin Klein, Adobe oder Netflix.

KI steht er eher gelassen gegenüber, denn sie kann zwar seinen Stil imitieren, nicht aber seinen Prozess – und der hat ihn auf Social Media in unzähligen Kurzvideos erst bekannt gemacht.

Welchen Buchstaben zeichnest du am liebsten?
Das große G! Damit kann man viel Spaß haben, denn egal, ob verschnörkelt oder redu­ziert, es ist immer zu entziffern. Das X zu zeichnen, mag ich dagegen nicht so. Da gibt es bei Abweichungen von bekannten Formen immer extreme Probleme mit der Lesbarkeit.

Welche Herausforderung müssen Kreative in Zukunft meistern?
Ich denke, wir müssen verstehen, wie wir kreativ mit KI arbeiten können und sie in unse­ren Alltag integrieren. Design muss mit der Technik der Zeit gehen, originell und mit Haltung kommunizieren. Der Job bleibt der gleiche, aber wir müssen weiter dazulernen.

Welche Rolle spielt KI für dich als Typograf und Lettering Artist?


Noch sehe ich darin keine große Zeitersparnis. Clever ist es, KI zu verwenden, um Möglichkeiten zu testen. Fürs Zeichnen oder fürs Layout, um originelle Kompositionen zu sehen und sich von einem Detail, einer Kurve oder einer Form inspirieren zu lassen.

Poster oder Publikation? Analog oder digital? Serifenschrift oder Grotesk?


Publikationen mit Poster! Lieber digital mit analogen Texturen. Grotesk statt Serifenschrift 

Könnte man deinen Stil mit KI erzeugen? 


Ich glaube schon, solange ich genannt werde, wäre das auch in Ordnung, denn ich entwickle mich ja weiter. Solange die KI aber meine Herangehensweise, meinen Prozess nicht kopieren kann, erstellt sie nur etwas, das ich in der Form schon einmal gemacht habe. 

Was würdest du gerne an der Kreativbranche ändern?


Ich wünsche mir mehr Wertschätzung von der Kundenseite. Dass der Fachbereich Design an Hochschulen ordentlich gefördert wird. Dass Studierende besser vorbereitet werden und einen guten Einstieg ins Berufsleben haben. Vielleicht auch etwas weniger Esoterik und Um-die-Ecke-Denken.

Mit welchen Kreativen würdest du gerne mal kollaborieren?
Ich wünsche mir mehr Kollaboration mit anderen Generationen. Zum Beispiel mit Niklaus Troxler oder Erik Spiekermann. Bei jüngeren Kreativen reizen mich die Skills in 3D und Illustration. Eigentlich geht es mir immer darum, mit Leuten zusammenzuarbeiten, die etwas können, das ich nicht kann.

Woran arbeitest du gerade?
An meinem neuen Posterbuch! Außerdem plane ich gerade einen Drop von einem Shirt und Hoodie aus einer Kollaboration und ich suche eine Dozentenstelle. Mein Ziel ist es, irgendwann Professor zu werden und meine ungewöhnlichen Erfahrungen und Herangehensweisen weiterzugeben.

PDF-Download: PAGE 11.2023

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