In PAGE 06.23 geht es um die spannende Beziehung von Design und Code. Kaum eine Designerin kennt sich damit besser aus als Talia Cotton. Sie erklärt, wie Code eine Lücke im Design schließt und warum sie ihre eigene Agentur Cotton Design gegründet hat
Talia Cotton hat noch nie in eine einzelne Designkategorie gepasst und schafft sich deshalb ihre eigene an der Schnittstelle aus Design und Code. Nach ihrem Studium an der Parsons School of Design (wo sie heute selbst lehrt) und verschiedenen Jobs in Code und Design vereinte sie beide Kompetenzen bei Pentagram, wo sie in zwei Teams datengetriebene Designs entwickelte. Anfang 2023 ging sie eigener Wege.
In PAGE 06.23 geben wir Einblicke in ihr Branding für die Kunstorganisation GBA – Guilty by Association, die unterprivilegierten Künstler:innen mit Ausstellungen und Events zu mehr Sichtbarkeit verhilft. Im Interview sprachen wir mit ihr über die Vorteile von Coding-Skills im Design und ihrem Anspruch, code-affinen Designer:innen ein Zuhause zu bieten.
In letzter Zeit gab es viel Wirbel um Creative Coding. Was ist das Besondere daran? Talia Cotton Mit Creative Coding machen Designer:innen zum ersten Mal das Gegenteil von der Design-Definition. Design hat eine klare Intention und alle Entscheidungen zum Layout, zur Type oder Bildsprache unterstreichen diese mit Ästhetik. Beim Coden gestaltet man dagegen mit etwas und opfert ein wenig seiner Intention dem Computer. Das kann eine zufällig generierte Grafik sein, die von Daten getrieben wird, oder menschliche Interaktion produziert einen Teil des Designs. Im Moment versuchen wir noch die Balance zwischen diesen beiden Dingen zu finden, und ich glaube das ist es, was die Welt im Moment so an Creative Coding fasziniert.
Es gibt einige Definitionen für den Creative Coding Begriff – von generativer Kunst bis hin zu experimentellem Webdesign. Wo befindest du dich auf diesem Spektrum? Ich bin definitiv keine Creative Coderin. Ich bin eine Designerin im traditionellen Sinn mit Fokus auf Brands und digitale Experiences. Mein ganzer Prozess ist der einer Designerin: Ich recherchiere, spreche mit der Zielgruppe und entwickle ein Konzept für eine visuelle Lösung. Aber ich benutze Code als Erweiterung meiner Praxis, und als eine Art, Designprobleme aus einer anderen Perspektive anzugehen.