Theoretisch passen Inklusion und User-Centered Design perfekt zueinander – praktisch lassen sich zu viele digitale Produkte von zu wenigen Menschen nutzen. Der einzige Weg: Inklusion im Gestaltungsprozess verankern!
Wie weit Deutschland trotz UN-Behindertenrechtskonvention noch von Inklusion und Barrierefreiheit entfernt ist, zeigt sich in der Pandemie besonders deutlich: Informationen in Gebärdensprache für gehörlose Menschen oder in Leichter Sprache für Menschen mit Lernschwierigkeiten sind kaum vorhanden. Blinde und sehbehinderte Menschen können nicht nur die boomenden digitalen Angebote à la Instagram, Netflix oder Zoom nicht barrierefrei nutzen, sie sind ständig benachteiligt und werden in alltäglichen Prozessen behindert: an Check-in- und Fahrkartenautomaten, bei Routern und Fernsehgeräten, an Geldautomaten und bei Bankdienstleistungen, Notrufdiensten, E-Books und E-Book-Reader sowie im kompletten Onlinehandel.
Obwohl seit mehr als zwanzig Jahren technische Lösungen für eine bessere Zugänglichkeit bestehen, sind wir im digitalen Produktdesign oft noch weit davon entfernt, minimale Barrierefreiheitsstandards zu erreichen. Dabei leben rund acht Millionen schwerbehinderte Menschen in Deutschland. Davon sind 78 Prozent ältere Menschen ab 55 Jahren. Mit nahezu 89 Prozent ist eine Krankheit die Ursache der Behinderung, die in 58 Prozent der Fälle eine körperliche ist, wie etwa eingeschränkte Funktionen der Arme und/oder Beine. Rund acht Prozent sind von einer Sehbehinderung oder Schwerhörigkeit, Gleichgewichts- oder Sprachstörungen betroffen. Rund 42 Prozent haben eine geistige oder seelische Behinderung oder weisen zerebrale Störungen auf. Acht Millionen – das sind insgesamt knapp zehn Prozent der Bevölkerung, die man bei Gestaltungslösungen vielfach einfach vergisst, geschweige denn in den Entwicklungsprozess einbezieht.
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