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Störgeräusche ausblenden: Bachelorarbeit über den Kraftakt Reduktion

Die meisten Menschen können zwischen den Zeilen lesen. Doch wie weit darf Abstraktion gehen, bis die Nachricht einer Illustration verloren geht? Finja Bauerschmidt hat sich mit dieser Frage in ihrer Bachelorarbeit auseinandergesetzt.

HAW Hamburg. Wie weit darf Reduktion gehen, ohne dass der Sinn ­einer Nachricht verloren geht? Eine Frage, mit der sich Kreative unentwegt aus­einandersetzen. Finja Bauerschmidt machte sie zum Thema ihrer Bachelorarbeit im Studiengang Illus­tration – auch aus dem Wunsch he­raus, hilfreiche Regeln für die eigene Bildsprache zu finden. Entstanden ist das Buch »Vom Trennen und Teilen«: ein von ihr verfasster und illustrierter Text über den ständigen Kraftakt, sich anderen gegenüber abzugrenzen und den eigenen Besitz zu schützen, und die Erkenntnis, dass Gemeinschaft und Gemeinsinn doch gar nicht so schlecht sind.

In dem per Risodruck produzierten Buch »Vom Trennen und Teilen« wechseln Seiten mit dem Text der Erzählung und passenden Illustrationen mit »abstrahierten« Doppelseiten. Die Bilder zu den Begriffen durften keine Ähnlichkeit mit realen Objekten haben. Daher entschied Finja Bauerschmidt sich für Quadrate, Kreise, Drei- und Rechtecke sowie diffuse Formen

Eingeklinkt zwischen die Seiten mit dem fortlaufenden Text und den erzählerischen Illustrationen, hat sie Doppelseiten, auf denen sie jeweils ei­nen einzelnen Begriff mit reduzierten grafischen Formen kombiniert hat – für die Illustratorin die eigentliche Aus­einandersetzung mit der Abstraktion und der Frage, welcher Kern in ihrer Erzählung steckt. »Auf der Suche danach beschloss ich, so viel wie möglich wegzulassen, um jenseits von diesen Störgeräuschen das Bedeutende zu fin­den«, sagt sie. Menschen besitzen die Fähigkeit, zwischen den Zeilen zu lesen, davon ist sie überzeugt.

Mechanismen der Abstraktion

Um die Mechanismen der Abstraktion besser zu verstehen, setzte sie sich zunächst theoretisch mit Semiotik und Gestaltpsychologie auseinander. Die Gestaltung des Buchs selbst wiede­rum war eine ständige Gratwanderung zwi­schen künstlerischer Freiheit und durch­konzipiertem Design. Deshalb entschied sie sich auch, das Buch im Risoverfahren zu drucken: »Mein Projekt habe ich sehr akribisch durchdacht und geplant. Dieser Präzision wollte ich einen Zufallsfaktor entge­gen­set­zen. Bei der Risografie passieren so gut wie im­mer Verschiebungen, Farb­ab­wei­chun­gen und andere Überraschungen«, ­erklärt Finja Bauerschmidt. »Die­sen ­äußerlichen Einfluss auf mein Projekt habe ich als sehr bereichernd empfunden.« 

Finja Bauerschmidt hat durch ihre Bachelorarbeit viel für ihren Illustrationsstil mitnehmen können – doch ein universelles Rezept für Abs­traktion konnte sie nicht finden

 

 

 

PDF-Download: PAGE 08.2021

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