Die Künstlerin Jill Senft bevölkert den Berliner Dreh- und Angelpunkt mit ihren bunten Flaneuren, Voyeuren – und Dackeln
Jill Senft, bekannt für Illustrationen, die räumlich lebendig werden, dachte bei diesem Projekt an den glamourösen Trubel der Goldenen Zwanziger, der einst am Potsdamer Platz stattfand. Sie hatte Lust, ein paar verrückte Charaktere hierhin zurückzubringen, ist es doch ein gediegenerer Ort inklusive Bürokomplexen und Einkaufsmall geworden. Den Auftrag zur diversflächigen Gestaltung des »The Playce« bekam Senft von der inhabenden Immobilienfirma Brookfield. Die lässt ihre Grundstücke regelmäßig durch ihre Initiative Arts & Events mit Kunst und Kulturformaten bespielen.
Die liebsten Werkzeuge der Berliner Künstlerin sind Acrylfrabe und Stifte, mit ihnen entstehen hauptsächlich Gemälde, manchmal digitalisiert und aufbereitet zu Animationen. Die Übertragung ihrer Werke auf so große Dimensionen wie an diesem prominenten Ort ist besonders für sie.
Murals, Skulpturen und Flaggen gegen moderne Betontristesse
»Daily Business«, Murals und Bemalungen von Beetbegrenzungen wie auch Sitzgelegenheiten, machen Darstellungen von Alltagsszenen mit Perspektivspielereien aus. Über der Straße flattern von Jill Senft gestaltete Flaggen. Darauf sind Menschen zu sehen, wie sie im Stadtbild herumlaufen könnten, aber eben in ihrem abstrakteren, gleichzeitig nahbaren Illustrationsstil.
Quasi teilnehmende Betrachter:innen des Treibens nahe des Marlene-Dietrich-Platzes sind die Figuren Lily, Billy und Birdie. Surreal-überdimensional ragen ihre Köpfe als Farbkleckse aus dem Straßengrau heraus. Auf dem Spagat der Skulptur »Mr. Big« kann man sich niederlassen und das Pendant »Mrs. Big« ist im Einkaufszentrum ausgestellt.
Die Wiener Dogs bringen ihren eigenen Schlendergang ins Gesamtbild und laden Kinder zu einem dann doch eher statischen Ritt ein. Wer hat schon etwas gegen Dackel – oder die Chance, Berlin noch bunter zu machen. Um mehr über den Entstehungsprozess und die Übertragung von Jill Senfts Arbeiten auf den öffentlichen Raum zu erfahren, empfiehlt sich ein Blick gen Instagramkanal der Künstlerin und ein Ausflug zum Potsdamer Platz.