Animierte Dokumentarfilme bilden ab, was für Kameras schwierig bis unmöglich ist – Erinnerungen, Emotionen, Tabuthemen und Verbotenes. Wie vielseitig das Genre ist, zeigen folgende Beispiele von witzig über schockierend bis traurig.
Alles, was man aus unterschiedlichsten Gründen nicht einfach filmen kann, lässt sich immer noch zeichnen! Und genau aus diesem Grund haben animierte Dokumentarfilme, auch Animadok genannt, so viel Potenzial. Mithilfe von Animationen wird die Darstellung verstorbener Zeitzeugen möglich, außerdem können Tabuthemen wie Sex oder Krankheiten anschaulich visualisiert werden. Schockierendes Material wird ebenfalls zugänglicher gemacht, zudem kann man mit Animationen häufig Gesehenes ganz neu bebildern.
In PAGE 08.2018 beschäftigen wir uns ausführlich mit dem spannenden Genre, das gerade immer mehr Beachtung erfährt. Wir haben mit den Machern von animierten Dokumentarfilmen gesprochen und stellen einige besonders gelungene Filme vor. Diese sind hier zu sehen – und PAGE 08.2018 ist hier zum Download erhältlich.
In ihrem Film »Private Parts« setzt sich die Animatorin und Regisseurin Anna Ginsburg aus London (hier im Interview) auf humorvolle Weise mit den Geschlechtsorganen auseinander und lässt diese in animierter Form zu Wort kommen. Unterschiedliche Gesprächspartner liefern ihre echten Meinungen als Stimmen – vor laufender Kamera hätten sie wohl nicht so freizügig erzählt.
Für den Clip »Register To Vote« beschäftige sich Anna Ginsburg hingegen mit Politik. Vor der Unterhauswahl 2017 befragte sie junge Leute auf der Straße zu ihrem politischen Standpunkt und den kandidierenden Politikern. Die O-Töne bebilderte sie in animierter Form.
Ein weiteres vermeintliches Tabuthema: Depressionen. Anna Ginsburg sprach mit Betroffenen und nutzte Wasserfarben-Illustrationen für »Living With Depression«:
… und Lori Malépart-Traversy aus Montreal befasste sich in »Le Clitoris« mit der Entdeckungsgeschichte der Klitoris. Auf sehr unschuldige und informative Art.
Die Regisseurin Katrin Rothe aus Berlin hat schon öfter Trickfilmsequenzen in Dokumentarfilme integriert. Vergangenes Jahr erschien ihr erster kompletter Animationsfilm im Kino: »1917 – Der wahre Oktober« beleuchtet die Russische Revolution aus der Perspektive von fünf Künstlern, umgesetzt mit Legetrickanimationen. Ab 8. September zeigt das Deutsche Institut für Animationsfilm eine Sonderausstellung mit Katrin Rothes Arbeiten in Dresden, dort geht es unter anderem um den Entstehungsprozess des Films (weitere Informationen dazu gibt’s hier).
Die amerikanische Regisseurin Penny Lane behandelt bevorzugt historischen Stoff – so wie die Geschichte der Investigativ-Journalistin Nellie Bly, die vor über 100 Jahren eine beeindruckende Karriere hinlegte. Die Animationen des Kurzfilms »Nellie Bly Makes The News« stammen vom Studio Kaleida.
Der australische Filmemacher Lukas Schrank verwendete für seinen Film »Nowhere Line« unter anderem deshalb Animationen, weil Filmen keine Option war. Es geht um die erschreckenden Verhältnisse in einem Internierungslager für Geflüchtete auf der Insel Manus vor Australien.
Der amerikanische Regisseur Matthew Salton beschäftigt sich in »Richard Twice« mit dem Musiker Richard Atkins, der in den Sechzigern kurz berühmt war. Interviewaufnahmen bebilderte er mit sehr charismatischen Zeichnungen.
Für die Foo Fighters gestaltete das Studio Visual Creatures aus L. A. die animierte Entstehungsgeschichte des aktuellsten Albums: »The Making of Concrete and Gold«.
Branding by/for Creatives ++ KI-Tools im Packaging Design ++ UX Design: Accessibility ++ ENGLISH SPECIAL Cari Sekendur ++ Game-Experience für Metaverse und Stores ++ Hybride Lehr- und Lehrumgebung »hands on« ++ Making-of: Type-Tool Burrowlab ++ Algorithmen und der Verlust der Diversität