Schriftgestalter:innen sind bekannt dafür, ihr Wissen besonders großzügig zu teilen. Wir fragten sieben von ihnen, warum Sharing gerade in dieser Branche so wichtig ist, was sie wo bereitstellen – und was sie doch lieber für sich behalten
Aus der ohnehin schon teilfreudigen Kreativbranche stechen die Typedesigner:innen besonders heraus. Kaum eine Spezies ist so sehr bereit, anderen das eigene Wissen oder selbst geschriebene Skripte zur Verfügung zu stellen oder Rat und Unterstützung beim Schriftentwurf zu geben. Manch einer, wie Roel Nieskens aus den Niederlanden, nutzt dafür die eigene Website, andere, wie Lisa Fischbach, setzen vor allem auf persönlichen Austausch. Wer also Fragen rund ums Thema Schriftgestaltung hat, sollte sich nicht scheuen, sich direkt an erfahrene Typedesigner:innen zu wenden. Die Chance, dass sie Auskunft geben, ist groß.
Natürlich gibt es auch eine Fülle öffentlicher Fundgruben. Viele Jahre war Twitter der Tummelplatz der Type-Community, in letzter Zeit verlagert sich das auf Mastodon. Vieles ist dort bei typo.social zu finden, der Instanz unter anderem der Typographischen Gesellschaft München, Erik van Blokland und Fonts In Use. Man kann aber auch einfach nach Personen oder Themen suchen. Informationen und Downloads bieten zudem diverse Foren und Websites – eine Auswahl haben wir für Sie auf unserer Website zusammengestellt.
Bei aller Großzügigkeit sollte man aber nicht vergessen, dass viele Leute mit Schriftgestaltung ihr Geld verdienen. Wenn niemand mehr für Fonts und das dahinterstehende Wissen bezahlt, wird sie – um es mit den Worten von Rainer Erich Scheichelbauer zu sagen – »zum Exklusivhobby für privilegierte weiße Buben in wenigen reichen Ländern«. Und das wollen wir alle ganz sicher nicht.
»Ich habe keine Scheu, um Hilfe zu bitten oder anderen zu antworten«
Die Französin Léna Le Pommelet studierte Grafik- und Schriftdesign an der L’École Estienne in Paris. Nach ihrem Studium zog sie 2014 nach Lausanne und ging 2020 für den Master Type and Media an der KABK nach Den Haag. Jetzt ist Léna Le Pommelet zurück in Lausanne, wo sie als selbstständige Grafik- und Typedesignerin, Kalligrafin und Steinbildhauerin arbeitet.
Bild: Demian Tschumi
Lange Zeit dachte ich, Wissensvermittlung sei etwas, das sich nur auf die Schule bezieht. Aber als ich begann, mir Typedesign-Know-how anzueignen, stellte ich fest: Unsere Community ist ziemlich außergewöhnlich und teilt ständig: Workshops, Vorträge, Bücher, Artikel, Forschungen, Ausstellungen . . .
Mein Lieblingsort ist der Workspace von RoboFont auf Discord. Im April 2022 begannen das RoboFont-Team und die User:innen dort mit dem Austausch von Wissen über Kanäle wie »scripting«, »bugs«, »questions« oder »features-request«. Inzwischen sind viele weitere dazugekommen. So ist ein einfacher Austausch sowie eine direkte Verbindung zwischen den Teilnehmenden möglich, und es entsteht eine nützliche Datenbank auf jedem Wissensniveau. Als Nutzerin habe ich keine Scheu, um Hilfe zu bitten oder anderen zu antworten. Ich fühle mich an diesem nischigen Ort sehr wohl, man ist nicht so sehr der ganzen Welt ausgesetzt wie in anderen sozialen Netzwerken. Die Typoleute hier gehen respektvoll miteinander um und bilden eine Gemeinschaft, deren Philosophie auf gegenseitiger Hilfe basiert.