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Portfolio-Tipps: Keine Ausreden mehr beim Selfmarketing!

Keine Lust, Werbung in eigener Sache zu betreiben? Macht nichts! Wir zeigen, wie ihr die für euch passende Strategie für das eigene Portfolio findet und mit wenig Aufwand umsetzt.

Portfolio-Selbstmarketing: seite zwei aus Wien
seite zwei aus Wien (  www.seitezwei.com  ) kommt angenehm schnell zum Punkt

Wer noch nicht davon überzeugt ist, dass man als Kreativer sein Online-Portfolio auf dem neuesten Stand halten sollte: Es ist das wichtigste und zugleich uneitelste Selfmarketingtool, weil man seine Arbeit für sich sprechen lässt. Bestens geeignet für alle, die nicht so gern als Person im Vordergrund stehen!

Portfolio-Ausrede #1: »Puh, so aufwendig! Lohnt sich das überhaupt?!«

Es kann nur eine Antwort geben: Ja! Natürlich kostet es Zeit, die eigene Website zu pflegen. Aber sie ist es wert. »Es ist schließlich das Erste, was potenzielle Auftraggeber sehen«, sagt Martin Ober­häuser, Gründer des Infografik- und

Interfacedesignstudios Bureau Oberhaeuser in Hamburg. »Die Aufbereitung muss genauso gut sein wie die Arbeiten selbst, alles andere wäre kon­traproduktiv«, ergänzt er. Über deren Auswahl kann man nicht nur zeigen, was man bisher gemacht hat, sondern auch steuern, wel­che Richtung man in Zukunft einschlägt. »Man sollte immer die Art von Arbeiten am prominentesten präsentieren, die man gern wieder umsetzen würde«, meint Oberhäuser. Das ist auch mit freien Projekten möglich, die man sich vornimmt, weil man Lust auf ein bestimmtes Thema hat – wie das viel zitierte Konzept für ein Tesla-Interface beweist, mit dem sich das Studio erfolgreich in der Automobilbranche positioniert hat. Noch heute kommen über die Case Study von 2015 Kontakte zu Automarken zustande. Was man nicht gern gemacht hat, sollte man weg­las­sen, sonst könnte man Ähnliches anlocken. »Projekte ins Port­fo­lio zu nehmen, nur um einen bestimmten Bereich abzudecken, macht keinen Sinn. Man sollte Arbeiten zeigen, hinter denen man wirklich steht«, sagt Patrik Sünwoldt von Designerdock. Üb­ri­gens: Eine Portfolio-Seite muss nicht komplett vollgepackt sein, acht bis zwölf aussagekräftige Arbeiten reichen.

Interface-Experte Martin Oberhäuser spricht regelmäßig auf Design-und UX/UI-Events, unter anderem auf der push.conference

Wer sein Portfolio pflegt, hat zudem automatisch Content für die sozialen Netzwerke. »Unsere umfangreichen Case Studies veröffentlichen wir zuerst auf unserer Website und auf Behance. Anschließend verbreiten wir sie auf den anderen Kanälen wie Dribbble, Facebook und Instagram. Dort teilen wir eher Teaser, die zur kompletten Dokumentation lenken«, erklärt Martin Ober­häuser. Der Aufbereitungsprozess ist relativ aufwendig – manch­mal werden sogar Videos und Animationen eigens angefertigt. Das lohnt sich, denn das Portfolio ist das Hauptakquisetool des Büros. »Worauf man achten sollte: Bilder werden oft losgelöst vom sonstigen Content geteilt – beispielsweise auf Blogs oder bei Pinte­rest, deshalb sollte jeder Teil einer Case Study auch allein vorzeigbar sein und funktionieren. Außerdem versehen wir alle Bilder mit dem Büronamen, als eine Art Copyright – und damit sie sich nachverfolgen lassen.«

Portfolio-Ausrede #2: »Kann ich nicht! Ich bin total undigital unterwegs«

Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe von Online-Portfolio-Tools, die speziell auf die Bedürfnisse von Gestaltern ausgelegt sind, die über kein Coding-Know-how verfügen. Sie sind sehr einfach zu bedienen. Bei AllYou oder Format beispielsweise kann man seine Arbeiten per Drag-and-drop anordnen und hat innerhalb von ein paar Stunden ein vorzeigbares Ergebnis (eine Auswahl an Online-Portfolio-Tools für Kreative finden Sie hier).

Wer sich trotzdem lieber ganz analog auf Papier bei potenziel­len Auftraggebern ins Spiel bringen möchte, darf das gern tun – findet auch Art-Buyerin Alice Feja: »Selfmarketing-Maßnahmen, die entgegen dem aktuellen Trend nicht online, sondern offline stattfinden, fallen auf. Eine gedruckte Aussendung mit aktuel­len Arbeiten, die durch besonderes Papier oder ein besonderes Format heraussticht, wird wahrgenommen«, sagt sie. Patrik Sün­woldt von Designerdock stimmt zwar grundsätzlich zu, gibt aber auch zu bedenken: »Ausgedruckte Portfolios sind inzwischen wirklich eine Seltenheit. Eine schön gestaltete, hochwertig produzierte Mappe kann nach wie vor beeindrucken, birgt jedoch die Gefahr, nicht in Umlauf zu kommen, wenn sie erst einmal auf dem Schreibtisch liegt.« Websites oder PDFs lassen sich natürlich besser ans Team weiterleiten. »Man sollte daher auf jeden Fall beide Kanäle nutzen – und nicht auf digitale Portfolios verzichten«, so Sünwoldt.

Portfolio-Ausrede #3: »Ich hasse es, über mich selbst zu schreiben!«

Wenn man die Arbeiten, die für einen sprechen, aufbereitet und beschrieben hat, wäre da noch der About-Text . . . Wie kriegt man diesen gut hin, ohne austauschbar, eingebildet oder (zu) werblich rüberzukommen? Neben ein paar Tipps zeigen wir rechts Beispiele zur Inspiration. Und hier kommt vorab Trick 17 für alle, die auf keinen Fall über sich selbst schreiben möchten: In einem Studio mit mehreren Personen ist es auch ganz charmant, wenn jeder Mitarbeiter ein anderes Teammitglied vorstellt. Alles blockiert zwischen den Ohren? Texter beauftragen!

1. Persönlichkeit zeigen. Wahrscheinlich guckt sich ein Auftrag­geber nach und nach mehrere Studios an – da muss etwas Einzig­artiges hängen bleiben. Das kann zum Beispiel ein fernes Land sein, in dem man eine Zeit lang gearbeitet hat, ein ehrenamtli­ches (Design-)Engagement, ein Auftrag, der aus gewissen Grün­den alles verändert hat. Ein besonderes Einrichtungsstück oder ein Haustier im Studio.

2. Zielgruppenton treffen. Durch den Ton, den man im Text an­schlägt, kann man sehr gut steuern, welche Art Auftraggeber man anzieht. Wer ganz locker und umgangssprachlich schreibt, über­zeugt eher weniger Großkonzerne (mit Ausnahme solcher, die sich unbedingt verjüngen möchten).

3. Listen schreiben. Lange Texte lassen sich einfacher verfassen, wenn man sie in mehrere kurze Abschnitte zerlegt – zum Beispiel: »7 Gründe, warum Designstudio XY ein außergewöhnliches Designstudio ist«.

4. Haltung beweisen. Jedes Studio und jeder Gestalter hat seine Grundsätze – eine Art kleines Manifest. Das eignet sich auch ­super für den About-Text.

5. Deutsches Studio? Deutscher Text, please. Zum Beispiel als zusätzliche Option zu Englisch. Sonst sind potenzielle Auftraggeber (oder Journalisten) verwirrt.

6. Firmenbasics nennen. Wer arbeitet hier? Wo ist das Studio? Wann wurde es gegründet? Welche Disziplinen hat es und welche Schwerpunkte?

Anschlaege.de aus Berlin präsentiert sich im About so ehrlich und sympathisch, dass man direkt weiß, was einen erwartet.
Bureau Collective aus Zürich setzt auf spielerische Wortpaare.

Portfolio: Tipps, Tools und Case-Studies

Dieser Beitrag ist Teil unserer großen Selfmarketing-Geschichte aus der PAGE 09.2018. Tipps für Selfmarketing in Social Media findet ihr bereits online. Als P+-Abonnent könnt ihr direkt auf die komplette Ausgabe zugreifen und damit auch auf unsere Tipps rund um erfolgreiches Selfmarketing von Social Media über Pressearbeit bis SEO:

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