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Dokumentarfotografie Förderpreise 08 der Wüstenrot Stiftung

Stadtgalerie im Elbeforum, Brunsbüttel
Ausstellung

Ausstellung mit Arbeiten von Tanja Jürgensen, Mathias Königschulte, Maziar Moradi und Kim SperlingIn ihrer Serie „Centers of Excellence“ untersuchte Tanja Jürgensen (Absolventin der Kunsthochschule Kassel) das Leben amerikanischer Ivy League Universitäten.

Ausstellung mit Arbeiten von Tanja Jürgensen, Mathias Königschulte, Maziar Moradi und Kim Sperling

In ihrer Serie „Centers of Excellence“ untersuchte Tanja Jürgensen (Absolventin der Kunsthochschule Kassel) das Leben amerikanischer Ivy League Universitäten. Amerikanische Top Universitäten sind keine öffentlich zugänglichen Bildungseinrichtungen, vielmehr haben sie es sich zur Aufgabe gemacht, Eliten zu produzieren. Daher liegt der Schwerpunkt des Studiums nicht allein in der fachlichen Ausbildung, sondern auch in der Eingliederung in ein System aus gesellschaftlich-ökonomischen Netzwerken und Machtstrukturen.

Mit dem Berliner Stadtteil „Wedding“ beschäftigt sich Mathias Königschulte (Absolvent der Ostkreuzschule für Fotografie, Berlin) in seiner gleichnamigen Arbeit. Es ist nach dem Fall der Mauer nicht gelungen, den Wedding in das Konzept „Neue Mitte“ zu integrieren. Auch die historischen Bilder, die ihn als Arbeiterbezirk und Ort des Klassenkampfs zeigen, haben ihre Gültigkeit längst verloren. Im Wedding wohnen heute vor allem Menschen, die von Transferleistungen leben; der Migrationsanteil ist sehr hoch. Königschulte untersucht dort Teile der Gesellschaft, der zunehmend die Koordinaten des gewöhnlichen Alltaglebens fehlen, für die die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit, zwischen privatem und öffentlichem Raum oder Fremde und Heimat verschwimmen.

Das Leben iranischer Transsexueller dokumentiert Maziar Moradi (Absolvent der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg) in seinem Projekt „Was wir sind“. Im Iran sind Geschlechtsumwandlungen seit der inzwischen zwanzig Jahre alten Fatwa Ajatollah Chomeinis legal und werden sogar vom Staat gefördert. Seither hat der Iran nach Thailand die höchste Rate an entsprechenden medizinischen Eingriffen und Behandlungen. Dabei ist der Iran das einzige Land der Welt, das Menschen nach einer Geschlechtsumwandlung in der Geburtsurkunde eine neue Identität gibt. Moradi spürt in seiner Serie dem Schicksal der Betroffenen nach und zeigt, wie sie im Alltag der iranischen Gesellschaft, die noch sehr feste Rollenvorstellungen der Geschlechter hat, mit ihrer neuen Identität Fuß fassen.

Mit dem Mythos der Insel Dokdo als östlichster Ort Koreas beschäftigt sich Kim Sperling (Absolvent der Fachhochschule Dortmund) in seiner gleichnamigen Serie. Dokdo gehört zu einer knapp 0,2 km² großen Inselgruppe rund 200 km vor der Ostküste Koreas. Die winzigen Inseln wären kaum weiter erwähnenswert, wenn nicht schon seit Jahrzehnten ein erbitterter Streit zwischen Japan und Korea um die Zugehörigkeit der Felsen herrschen würde. Während das Thema in der japanischen Bevölkerung nur ein Nischendasein führt, gibt es unter Koreanern kaum ein anderes Thema, welches so emotional und leidenschaftlich verfolgt wird. Für Koreaner ist Dokdo inzwischen ein zentrales Symbol nationaler Identität. Die Insel ist fast unbewohnt: Neben einem Fischer und dem Personal des dortigen Leuchtturms befindet sich eine 20 Mann starke Einheit der koreanischen Polizei dort, um die Interessen Koreas zu wahren.

Mit ihrem Förderprogramm zur Dokumentarfotografie richtet sich die Wüstenrot Stiftung seit 1994 an Fotografinnen und Fotografen, die sich mit Themen gesellschaftlicher Realität beschäftigen und in diesem Prozess mit zeitgenössischen Mitteln die Definition des Abbildungscharakters der Fotografie reflektieren. In enger Zusammenarbeit mit dem Museum Folkwang in Essen werden alle zwei Jahre vier Preise in Höhe von jeweils 10.000 Euro an Absolventinnen und Absolventen deutscher Hochschulen vergeben.

Eröffnung: Donnerstag, 29. März 2012, 19 Uhr mit Künstlergespräch


Abbildung oben: Maziar Moradi aus der Serie Was wir sind, 2010

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