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TYPO Labs 2018: Variable Fonts erneut das Thema

Am vergangenen Wochenende kamen im Berliner Umweltforum knapp 400 Typedesigner und -techniker aus aller Welt zur dritten Auflage der TYPO Labs zusammen.

Als Matthieu Cortat, Professor des Masterkurses Type Design an der ECAL/Ecole cantonale d’art de Lausanne, zu Anfang seines Vortrags sagte, dass dieser garantiert nicht von Variable Fonts handelte, merkten die Zuhörer sichtbar auf. Hatten wir alle doch schon fast vergessen, dass es außer diesem Thema noch anderes Spannendes gibt. Wie etwa die Tools, die die Studierenden im Masterkurs Type Design aus einem Mix analoger und digitaler Techniken entwickelt hatten, um ein besseres Verständnis für Kalligrafie und Typedesign zu entwickeln. Eine Projektgruppe unter der Leitung des in Berlin lebenden Schweizer Interaction Designers Thibault Brevet fertigte gar einen ganzen Roboter, der mittels Drähten Buchstaben in verschiedene Materialien schnitt und während der Typolabs zum Ausprobieren zur Verfügung stand. Ansonsten aber waren, wie schon im letzten Jahr, Variable Fonts das Thema – nicht nur in den Vorträgen, auch in den Pausengesprächen.

Das Umweltforum ist in der Berliner Auferstehungskirche beheimatet. Foto: Norman Posselt

Der Schweizer Interaction Designer Thibault Brevet (rechts) fertigte einen Roboter, der Typo generiert.

Gleich zu Anfang gab es allerdings erstmal eine Ermahnung von Eröffnungsredner Gerry Leonidas, Professor an der University of Reading. Die meisten Anwender wären schon von einer Schrift mit vielen Schnitten überfordert, geschweige denn von Variable Fonts. Wer das nicht glaube, solle mal versuchen, zehn oder mehr Achsen in einem Diagramm abzubilden. »Der Designspace ist größer als unsere Kraft, ihn sich vorzustellen,« so Gerry Leonidas. David Berlow könne das vielleicht, aber: »Ihr alle seid nicht David Berlow«. Wir vielleicht nicht, wohl aber Bas Jacobs und Akiem Helmling von Underware. Die beiden hatten mit einem tollen Vortrag schon letztes Jahr auf den Typolabs die nahezu unendlichen Möglichkeiten der Variable Fonts gezeigt – und damit bei den Zuhörern Begeisterung, aber auch eine leichte Beklemmung ausgelöst. Heute müsse man die Punkte eines Buchstaben nicht mehr auf Achsen denken, sondern im Raum, erklärten die beiden in ihrem Vortrag »Export Future«, das anschließend verteilte Booklet »Font Fiction« erklärt, warum Fonts unsterblich sind und wie Typedesigner heute alle Dimensionen, in denen Schriften existieren in die Gestaltung integrieren können.

 

 

Die Euphorie über das neue Format ist inzwischen einer sachlicheren Betrachtungsweise gewichen, zwar unterstützen mittlerweile Photoshop und Illustrator sowie verschiedene Browser Variable Fonts, die bisherigen Anwendungen sind aber durchweg eher experimentell als nützlich. Wie eine solch nützliche Anwendung für arabische Schriften aussehen könnte, zeigten Sahar Afshar und José Solé. Die sogenannten Kashidas verbinden einzelne Zeichen, könnte man in einem Font eine Achse anlegen, die automatisch die jeweils benötigte Länge der Kashidas fände, wäre das eine große Hilfe etwa beim Ausgleich von Blocksatz.

Dies ist nicht John Hudson, sondern Sahar Afshar und José Solé

Neben den vielen Vorträgen der dreitägigen Veranstaltung gab es auch verschiedene Workshops, bei denen sich auch die Typo-Nerds gut aufgehoben fühlten: Etwa zu Variable Fonts in Glyphs, Variations Extended in FontLab VI oder Hacking Variable Fonts in TTX and Python.

Rundum eine gelungene Konferenz, die auch 2019 wieder stattfinden soll. Videos aller Vorträge kann man sich hier anschauen.

Foto: Norman Posselt

Foto: Norman Posselt

 

 

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