Bildrechtsexpertin Sabine Pallaske von bildgerecht.de hat sich die Angebote für kostenlose Bilder im Netz mal genauer angeschaut.
Auf der Suche nach Bildern stoßen Kreative/Kommunikationsbeauftragte im Internet immer wieder auf Empfehlungen für kostenlose Bildquellen. »Hochwertig«, »jenseits von gewohntem Stockmaterial«, »wahnsinnig kreativ«, »schick«, eben so ganz anders sollen diese sein. Das hört sich erst einmal gut an.
Den Kreativen freut der angebliche visuelle Anspruch, den Einkauf das Wörtchen »kostenlos«. Denn Kosten sparen will heutzutage jeder – auch bei einem so wichtigen Thema wie der Lizenzierung von visuellem Content, der das Unternehmen für den Kunden identifiziert, Ansprüche, Informationen und Emotionen transportiert, Kommunikation stattfinden lässt.
Die Quellen solcher Empfehlungen sind weit gestreut: vom Blog privater Fotobegeisterter bis hin zu Veröffentlichungen namhafter Internetmagazine, vom Boulevard bis zu hochspezialisierten Sites für Technik-oder Online-Marketing-Themen.
Wie gut und kostenlos sind die Fotos wirklich?
Bei näherer Betrachtung relativiert sich das Versprechen auf »hochwertige und kostenfreie Bilder« allerdings recht schnell: Fast alle Seiten sind »Fliegenfänger«, die auf Bezahl-Content verweisen. Kostenfrei ist eine relativ kleine Auswahl, gestalterisch angesiedelt zwischen mit Instagram-Filtern bearbeiteten Handy-Pics, Symbolbildern mit Bildsprache per Hammer (versteht auch jeder, was ich sagen will?) und – naja -Urlaubsfotos. Der Rest verweist auf lizenzpflichtige Plattformen.
Stellvertretend für viele angeblich gute Tipps, um »hochwertige kostenfreie Bilder« für kommerzielle Zwecke zu verwenden: Gratisography. Bei der Keyword-Suche werde ich dort – wie sich zeigt – zumeist auf die Promotion-Site eines kostenpflichtigem Anbieters verwiesen und auf dessen Seite umgeleitet: Schluss mit kostenfrei.
Herrenlose Bilder?
Stoße ich eher zufällig auf ein brauchbares Bild und lade es in HighRes herunter, findet man in der Bilddatei weder Angaben zum Urheber noch zur Bildquelle. Der einzige Hinweis sieht so aus:
Fotograf Ryan McGuire, Betreiber von Gratisography, bezeichnet sich (jenseits der Verweise auf Shutterstock) als Urheber aller Bilder und gibt auch an, Model-Releases zu besitzen.
In den Nutzungsbedingungen verweist er allerdings auf mögliche Probleme mit Rechten Dritter. Trademarks/ Marken sind nicht freigegeben, hier muss bei kommerzieller Nutzung nachgefragt werden: ein aufwendiger Prozess. Das gilt auch für Public and Privacy Rights – dies entspricht nach US-Recht in etwa unserem Eigentumsrecht und erfordert die Erlaubnis des öffentlichen wie des privaten Hausherrn zu Veröffentlichung der Aufnahmen (auch bekannt als Property Release).
Zitat aus den Nutzungsbedingungen : »It’s possible that some pictures may be subject to other intellectual property rights, such as trademark, publicity, or privacy rights. Gratisography does not represent or make any warranties that it owns or licenses any of these rights or can it grant them. If you have doubts, especially for commercial projects, it is recommended to perform due diligence before using a questionable picture.«
Die Klärung von Rechten Dritter ist also nicht gewährleistet und es wird auf die Pflicht des Nutzers hingewiesen, dies mit höchstmöglicher Sorgfalt selbst zu tun. Etwas schwierig, wenn der Hinweis nach der Location, dem Inhaber der Privacy oder Publich Rights fehlt (keine Bildbeschreibung am Bild in der Datenbank, keine Keywordsuche, keine Dateiinformation im Highres-Bild).
Lizenzsicherheit sieht anders aus, Ansprüchen Dritter ist so Tür und Tor geöffnet. Ein angeblich kostenfreies Bild kann so recht teuer werden.
Gratisography ist nur ein Beispiel für viele. Freegreatpicture.com zum Beispiel verweist relativ transparent auf »gesponserte Fotos«, hat eine Art/Keywording über Tags, folgt aber dem gleichen Geschäftsmodell. Aber auch hier findet man die gleiche Einschränkung in den Nutzungsbedingungen. Zitat: »Du solltest außerdem sicherstellen, dass der abgebildete Inhalt auf den Fotos (Personen, Logos, Privateigentum, etc.) für deine Anwendung geeignet ist und keine Rechte verletzt«.
Wie man mit kostenlosen Bildern Geld verdient
Beim Geschäftsmodell hinter solchen Sites geht es um Affiliate-Marketing, nicht um Bildinhalte oder Lizenzen. Pay per Click, Pay per Lead, Pay per Sale, Pay per Link, Pay per View – intransparent für den Besucher der empfohlenen Seiten, selbst wenn er gar nicht fündig wird. Die erhaltenen Klicks reichen da den Seitenbetreibern manchmal schon.
Doch wieso findet man also immer wieder auf unterschiedlichsten, durchaus seriösen Websites Empfehlungen für Sites mit kostenlosen Bildern? Die Antwort: Auch diese Artikel wirken als Fliegenfänger. Auch hier geht es um Page-Ranking, um Backlinks, um Likes und Shares und natürlich um Umsätze durch Traffic.
Inzwischen streiten sich die Anbieter solchen »kostenfreien Contents« mit Nachahmern ihres Geschäftsmodells, wie sich etwa hier nachlesen lässt.
Fest steht: dieses Geschäftsmodell ist keines, dem es um die Qualität Ihres visuellen Content geht oder kreativen Content fördert. Ebenso wenig garantieren Artikel über Quellen für kostenfreie Bilder rechtssichere Lizenzen – der Empfehlende will ebenfalls Ihre Klicks, lebt von Affiliate-Marketing, von Backlinks, Likes und Shares.
Bilder für »umsonst«, die in gewerblichem, kommerziellem Zusammenhang eingesetzt werden, gibt es nicht wirklich. Die Zeit, die Kommunikationsbeauftragte, Kreative, Print- und Webdesigner auf solchen Seiten verbringen, um das »kostenfreie Bild« zu finden, ist genauso Kostenfaktor wie die Identifizierung und Verifizierung des Urhebers, die Rechteklärung für die »kostenfreien« Angebote.
Es gibt genügend Quellen für kostengünstigen visuellen Content, den Sie rechtssicher einsetzen können. Die immer wiederkehrenden Tipps zu kostenfreien Bildern gehören sicher nicht dazu.
Medienrechtsspezialistin Sabine Pallaske von bildgerecht.de