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Aus der Kreativschmiede Fabrica: Kenzi Benabdallah darüber, wie wirklich neues Design entsteht

Kenzi Benabdallah, zuletzt Sr Art Director für Heimat (TBWA), gehört zu den Glücklichen, die für eine Creative Residency bei Fabrica, dem legendären Benetton Communication Research Center, ausgewählt wurden. Heute berichtet er, warum dort wirklich neues Design entsteht – und von einem ganz besonderen Pflanzenprojekt.

Es sind nun die letzten Monate meiner Creative Residency bei Fabrica, dem Benetton Communication Research Center in Italien.

Eines der Dinge, die hier am meisten schätze ist, dass verschiedene Disziplinen der Kreativität auf einem Campus vereint sind. Von Musik über Film zu Design und Produktdesign. Darüber hinaus lädt die Residency Künstler und Macher zu Talks ein.

Viele davon sind Kreative aus der Geschichte von Fabrica selbst, die nun schon seit mehr als 20 Jahre existiert.

Aber auch Studios, die neue Blickwinkel auf Medien eröffnen, werden eingeladen. Und dazu gibt es Workshops.

Der 3-tägige Workshop an dem ich zuletzt teilgenommen habe, wurde geleitet von zwei großartigen Designern geleitet, die ein junges Studio in Verona haben — Dossofiorito. Die beiden haben sich auf Pflanzen und Natur spezialisiert und unsere Aufgabe war es, sich ebenfalls damit auseinanderzusetzen.

Wir sollten uns Tools überlegen, die zeigen, wie wir als Menschen mit Pflanzen interagieren können. Dabei habe ich mit zwei Produktdesignern, Quentin Vuong aus Frankreich und Daniel Rous aus England zusammengearbeitet.

Durch die Beobachtung, dass Pflanzen sich nur sehr langsam bewegen und wachsen — aber trotzdem leben — kamen wir auf die Idee , das Grün an sich und deren Ausbreitung und Veränderung zu dokumentieren:

Die drei Prototypen, die wir gebaut haben, sollen dabei helfen — die Höhe einer Pflanze zu bestimmen, und zu beobachten:

Den Durchmesser eines Blattes über die Zeit zu analysieren und anzupassen. Der gelbe Teil ist manuell verstellbar und passt sich dem Blatt der jeweiligen Pflanze an:

Und die Abstände der Blätter zueinander zu überwachen. In welche Richtung und vor allem in welchen Formen sie sich bewegen:

Was ich daraus gelernt habe, ging über die Entwicklung der Tools, die wir erstellt haben, hinaus. Und auch darüber hinaus, mit neuen Materialien umzugehen (ich hatte vorher noch nie mit Pflanzen gearbeitet).

Vor allem war es sehr interessant mit unterschiedlichen Disziplinen zu arbeiten und auch mit anderen Profilen zurecht zu kommen.

Natürlich ist jeder Kreative verschieden und wir alle habe ganz unterschiedliche Wege, Projekte zu beginnen und umzusetzen. Aber wir sind auch von unserem Feld der Expertise auf dem wir uns bewegen geprägt und entwickeln Gewohnheiten. Deshalb stellt sich mir immer stärker die Frage, inwiefern es überhaupt Sinn macht, sich als Kreativer nur auf ein Gebiet zu spezialisieren.

Wenn man mich fragt, wieso ich Art Director geworden bin — dann, weil die Idee und das Konzept im Fokus stehen und man stilprägend mit Leuten arbeiten kann, die am besten zu einem bestimmten Projekt passen. Dabei habe ich aber selber auch die Möglichkeit verloren, Dinge selber umzusetzen, etwas zu designen, zu bauen, zu fotografieren.

In der Fabrica lernt man, dass bei der Zusammenarbeit mit vielen unterschiedlichen Menschen aus den unterschiedlichsten Gebieten neue Wege gegangen werden. Heißt: Nur wenn man ganz Unterschiedliches zusammenhaut, ergeben sie etwas komplett Neues.

Meiner Erfahrung nach suchen sich Studios und Agenturen zumeist Menschen aus, die ähnlich sind, die »passen«. So sollen weniger Spannungen erzeugt werden und ein bestimmten Verlauf (und wahrscheinlich auch Stil) verfolgt.

Und das genau gibt es hier in der Residency nicht. Statt dessen lernt man, mit komplett Ungewohntem klar zu kommen. Immer und immer wieder. Und genau das macht die Erfahrung hier aus. Man lässt sich auf komplett Neues ein.

Weitere Arbeiten und Bilder der Residency unter @studiokenzi oder kenzibenabdallah.com.

 

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