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Jurybericht D&AD: So war’s hinter den Kulissen

Vor Kurzem wurden die D&AD-Awards in London verliehen – unter den Kreativwettbewerben als die härteste Währung bekannt. Nicole Holzenkamp von Kolle Rebbe war Mitglied der Jury und berichtet in einem Gastbeitrag von ihren Erfahrungen. 

D&AD Awards Wettbewerb
© Nicole Holzenkamp

Ist es wirklich so schwierig, einen D&AD-Pencil zu gewinnen, wie funktioniert die Jury eines Kreativwettbewerbs und welche digitalen Trends und Ideen sind besonders vielversprechend? Nicole Holzenkamp, Brand Experience Director bei Kolle Rebbe, war dieses Jahr Mitglied der D&AD-Jury für den Bereich Digital Design und hat ihre Eindrücke in einem Gastbeitrag festgehalten:

Eins vorab – ja, der D&AD ist wirklich so hart, wie immer gesagt wird! Die Pencils werden sparsam vergeben. Somit wird in den Auswahlrunden hart gesiebt. Weil man einfach feststellt, dass nur wenige Arbeiten den strengen Kriterien standhalten. Die Idee muss originell und inspirierend sein, die Umsetzung exzellent und dann kommt die Kontextrelevanz oben drauf. Wer hier punktet, hat meistens einen Platz im Jahrbuch sicher.

Bei den Graphite, Yellow und Black Pencils wird es dann schon härter. Da geht es um Fragen wie: War die Arbeit stilprägend für dieses Jahr? Wird eine Story neu erzählt? Eine Plattform wie Instagram oder Snapchat innovativ genutzt? Ist eine Webseite eine ungesehene Experience? Dieses Niveau erreichen nur wenige Arbeiten. Hier wird in der Jury am leidenschaftlichsten diskutiert.

D&AD Jury 2017 London Wettbewerb
Die Judges der D&AD-Digital-Design-Jury © Nicole Holzenkamp
Nicole Holzenkamp Kolle Rebbe
Nicole Holzenkamp ist Brand Experience Director bei Kolle Rebbe. Foto: © Kolle Rebbe

In der Jury selbst hat jeder einen anderen Schwerpunkt. Xavier Barrade, Creative Lead von Google Labs London, war beispielsweise der Experte für Tech Innovations. Unsere Jury-Präsidentin Alessandra Lariu hat bei all den unterschiedlichen Charakteren ein relativ entspanntes Klima geschaffen. Ego-Allüren hatte übrigens keiner – jeder war bei der Sache, fokussiert auf die Kreation. Das macht auch die Qualität der Jury-Runde aus: Jede Arbeit wird auf Herz und Nieren getestet. Ein hübscher Casefilm mag die Eintrittskarte sein. Wenn der Real-Test enttäuscht, dann fliegt sie aus dem Voting.

Für meine Arbeit in der Jury bekam ich im Vorfeld rund 200 Arbeiten zum Sichten: Webseiten, Apps, Tech Innovations, VR-Beiträge… Dafür brauchte ich gut 20 Stunden. Manche Apps ließen sich nicht gleich installieren, manche Webseiten waren nur auf japanisch. Da klickst du dich durch den Wahnsinn und versuchst irgendwie zu verstehen, um was es geht.

»Die Idee muss originell und inspirierend sein, die Umsetzung exzellent und dann kommt die Kontextrelevanz oben drauf.«

Zu den stärksten Arbeiten zählte die Versicherungs-App Trov. Wir waren uns von Beginn an alle einig, dass hier in punkto Service Design ein neuer Benchmark gesetzt wurde. Ein Game Changer im Versicherungsbereich, der zeigt, dass neben einem guten Produkt auch die Digital Experience ausschlaggebend ist. Belohnt mit einem Yellow Pencil.
»Meet Graham« gewann als Website nur Wood, war aber so toll, dass ich mich über den Yellow Pencil von der Direct Jury mitgefreut habe. Graham ist eine lebensgroße Skulptur eines Menschen, der – wenn es ihn so gäbe – Autounfälle bei hohen Geschwindigkeiten überleben könnte. Eine außergewöhnliche Aufklärungskampagne für mehr Verkehrssicherheit!

Ansonsten konnte ich beobachten: Alte und neue Trends sind die Themen VR, Augmented Reality, Connected Products, Tech Innovation. Wie lassen sich die digitale und die physische Welt schlau verbinden? Richtungsweisende Arbeiten sind vor allem die Braille-Smartwatch »DOT«, der »Field Trip to Mars«, wo eine ganze Schulklasse in einem fahrenden Bus eine VR-Marsfahrt erlebt oder das »Landcruiser Emergency Network«, wo Geländewagen im australischen Outback zu fahrenden Telefonmasten werden.

D&AD London Kreativwettbewerb
© Nicole Holzenkamp

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