Schreiben wie Albert Einstein
Zum 100jährigen Jubiläum der Relativitätstheorie erscheint die digitale Handschrift des Physikers.
Animation Harald Geisler
Die gute Nachricht zuerst: Man muss die Relativitätstheorie nicht verstanden haben, um die Schrift anwenden zu können. Hinter dem Projekt stehen der Frankfurter Typograf Harald Geisler, Absolvent der hfg – Hochschule für Gestaltung in Offenbach am Main, und die Astrophysikerin Elizabeth Waterhouse, die ihr Studium an der Harvard Universität absolvierte. In gemeinsamen Gesprächen stellten Geisler und Waterhouse Fragen nach dem Zusammenhang zwischen Denken und Bewegung. Wie wird aus einem Gedanken eine Bewegung, welche Rückschlüsse lässt die Art der Bewegung auf den originären Gedanken zu? Kaum ein Bereich, bei dem dieser Zusammenhang so deutlich wird wie bei der Verschriftlichung der eigenen Gedanken.
Daraus wurde die Idee geboren, einen Font zu kreieren, der sich an der Handschrift selbst orientiert. Und welche wäre da besser geeignet als die Handschrift eines der größten Genies des 20. Jahrhunderts? Albert Einstein hat zahlreiche handschriftliche Aufzeichnungen hinterlassen, seien es wissenschaftliche Abhandlungen, Briefe oder Tagebucheinträge. Eine Auswahl dieser Manuskripte des Albert Einstein Archivs in Jerusalem bildete die Grundlage für die Erfassung seiner formschönen, harmonischen Handschrift.
Eine der großen Herausforderungen bei der Digitalisierung von Einsteins Schriftbild war es, sie möglichst exakt am Original zu halten. Nur selten gelingt es einem Font, wirklich wie eine authentische Handschrift auszusehen. »Wenn man genau hinschaut, wiederholen sich die geschriebenen Buchstaben ohne Variation. Ganz anders bei wirklich mit der Hand zu Papier gebrachtem,« sagt Geisler. Damit der Einstein Font organisch anmutet, enthält der Schriftsatz Variationen einzelner Buchstaben. So gibt es beispielsweise zehn Versionen des Buchstabens A.
Das Projekt zeigt nicht nur neue Möglichkeiten auf, mechanische und handgemachte Schriftarten zu verflechten, es erinnert seine Leser auch daran, dass das Lesen von Handschrift eine besondere Freude sein kann – und auch bleibt. Das zumindest hofft Typedesigner Harald Geisler: »Ich stelle mir vor, dass eines Tages Kinder in der Schule lernen ihren eigenen Font zu zeichnen, ihr ganz eigenes Schriftbild zu kreieren, dass sie im Laufe Ihres Lebens kontinuierlich verfeinern und mit jeder dazugelernten Sprache weiterentwickeln.«
Eine vorläufige Version des Albert Einstein Font (19 Euro für private, 49 Euro für gewerbliche Nutzung) ist bereits erhältlich. Die finale Version mit allen Buchstabenvaritionen wird es Anfang 2016 geben. Jeder, der den Font aktuell kauft, bekommt natürlich auch alle zukünftigen Updates. Kaufen kann man ihn hier.
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