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»Smart Fashion wird für den Endverbraucher immer zugänglicher«

Antje Hundhausen, Vice President Brand Experience, erzählt im Interview, was sich die Telekom von intelligenten Textilien erhofft – und wie diese sich immer mehr zu tragbaren Interfaces entwickeln.

Antje Hundhausen Smart Fashion Telekom
Antje Hundhausen ist Vice President Brand Experience, Telekom © Telekom

Gerade läuft der zweite Fashion-Fusion-Wettbewerb der Telekom, bei dem Modedesigner und Technikexperten gemeinsam Ideen für intelligente Mode entwickeln. Für die Fashion-Fusion-Initiative kooperiert der Telekommunikationskonzern unter anderem mit Intel und adidas – außerdem veranstaltete sie kürzlich eine Challenge mit Lufthansa, speziell ausgerichtet auf smarte Textilien, die die Zeit an Bord eines Flugzeugs komfortabler gestalten sollen. Wir sprachen mit Antje Hundhausen, Fashion-Fusion-Initiatorin und Vice President Brand Experience bei der Telekom über die neuesten Smart-Fashion-Entwicklungen.

Was genau kann man sich unter der Initiative Fashion Fusion vorstellen?
Antje Hundhausen: Hinter Fashion Fusion steckt eine langfristig angelegte Initiative, mit der wir als Telekom dazu beitragen, Mode und Technologie miteinander verschmelzen zu lassen. Wir fördern innovative Smart-Fashion-Konzepte, damit sie marktfähig werden. Die Initiative ist 2016 entstanden, weil in diesem Bereich wahnsinnig viel passiert: Mikroelektronik wird beispielsweise immer kleiner und günstiger, intelligente Fasern lassen sich verweben. So entstehen tragbare User Interfaces. Im Rahmen eines internationalen Wettbewerbs bringen wir Talente aus den Bereichen Mode und Tech zusammen, dieses Jahr zum zweiten Mal. Die zwölf Finalisten arbeiten drei Monate lang in unserem Fashion Fusion Lab – einer komplett ausgestatteten Smart-Fashion-Werkstatt mit unterschiedlichen Laser Cuttern und 3D-Druckern.

Inwiefern ist der Bereich Smart Fashion für die Telekom interessant?
Wir liefern die entsprechende Konnektivität für vernetzte Mode und sehen uns als Partner für deren große und kleine Macher. Dabei geht es uns nicht nur um Kleidung, sondern auch um Accessoires und Wearables – in allen Bereichen, Beispiel Sport oder auch Reha. Unser Ziel sind Smart-Fashion-Produkte, die eine starke Begehrlichkeit wecken und massentauglich werden.

Was muss Smart Fashion leisten können, damit dieses Ziel erreicht wird? 
Massentauglichkeit ist erst dann gegeben, wenn die Produkte und Services preisgünstig zu haben sind. Es ist faszinierend, was schon alles möglich ist. Smart Fashion ist nicht nur für den Showbereich interessant, sondern wird auch für den Endverbraucher immer zugänglicher. Ein gutes Beispiel dafür sind die Modekollektionen der israelischen Designerin Danit Peleg, deren Einzelteile zuhause am 3D-Printer ausgedruckt werden können. Auch bei der Waschbarkeit geht es voran. Mittlerweile gibt es smarte Textilien, die auch nach zahlreichen Waschgängen funktionstüchtig sind. Vor zwei, drei Jahren sah das noch ganz anders aus. Die Branche schreitet mit großen Schritten voran.

Welche weiteren Herausforderungen gibt es neben der Waschbarkeit?
Es ist nicht ganz einfach, die klassisch denkende Modebranche einzubinden. Wünschenswert wäre, dass diese sich etwas von der analogen Welt lösen und sich stärker mit der Digitalisierung anfreunden. Es gibt noch einige Modeschöpfer, die sich nicht an das Thema Smart Fashion heranwagen – oder es als technische Spielerei empfinden. Da muss ein Kulturwandel passieren, damit Designer in das Thema einsteigen. Wobei es natürlich Ausnahmen gibt: Karl Lagerfeld ist beispielsweise extrem offen und zeigte auf der Pariser Modewoche LED-beleuchtete Chanel-Taschen.

Gibt es andere bekannte Designer, die Sie als Vorreiter in dem Bereich bezeichnen würden?
Stella McCartney geht extrem innovativ mit den Themen Umwelt und Nachhaltigkeit um. Sie ist ganz weit vorne im Bereich ressourcenschonende und vegane Mode. Bereits seit etlichen Jahren setzt sie auf qualitativ hochwertige Kunststoffmaterialen, um Leder und Pelz zu ersetzen.

»Deutschland gilt nicht als Modeland par excellence – findet aber durch den Ingenieursaspekt und den Fashion-Tech-Ansatz einen neuen, sehr glaubwürdigen Zugang zur Mode.«

Wie lassen sich gutes Modedesign und funktionierende Technik am besten verbinden? 
Die ideale Vorstellung ist für mich ein weißes T-Shirt, das extrem funktionstüchtig und intelligent ist – ohne dass man ihm es ansieht. Unser Anspruch ist auf jeden Fall, dass Kabel oder Akkus komplett unsichtbar werden, damit man nicht herumläuft wie ein halber Roboter.

Ist das Thema Smart Fashion international schon weiter entwickelt als in Deutschland?
Im asiatischen Bereich wird sehr viel experimentiert, insbesondere mit Gadgets und Wearables. Die Niederlande sind relativ fortgeschritten. Europaweit ist Deutschland als Ingenieursland allerdings ganz weit vorne. Das ist für uns spannend, da Deutschland ja nicht als Modeland par excellence gilt – durch den Ingenieursaspekt und den Fashion-Tech-Ansatz aber einen neuen, sehr glaubwürdigen Zugang zur Mode findet.

Sind intelligente Textilien eigentlich Teil des Lehrplans an deutschen Modeschulen?
An einigen Modeschulen gibt es tatsächlich seit zwei, drei Jahren einen neuen Fachbereich. Die Digitalisierung wird auch dort immer relevanter. In Mönchengladbach an der Modefachschule war es beispielsweise faszinierend zu sehen, was dort schon alles in diesem Bereich ausprobiert wird und international auch schon genutzt wird. Es ist außerdem sehr viel Forschung im Gange.

Welche langfristige Vision hat die Telekom in Bezug auf Smart Fashion?
Für uns ist das Thema keine Spielerei, wir planen durchaus, damit auch Geld zu verdienen – ob als Gestalter, Begleiter oder Kooperationspartner. Wir glauben ganz stark daran, dass irgendwann alles über Sprach- oder Gestensteuerung läuft. Dass wir vielleicht irgendwann gar keinen Auto- oder Wohnungsschlüssel mehr brauchen, dass irgendwann alles über ein Armband oder eine Jacke zu steuern – und alles viel intuitiver, unsichtbarer, automatischer abläuft.

Werden wir demnächst nur noch über unsere Kleidung miteinander kommunizieren? 
Ich glaube schon. Ich kann mir gut vorstellen, dass unsere Kinder oder Enkelkinder irgendwann ins Kommunikations-Museum gehen und sagen: Guck mal, ein Smartphone!

In PAGE 05.18 beschäftigen wir uns mit dem Thema Smart Fashion – und wieso es immer wichtiger für große Unternehmen wird. Neben der Telekom stellen wir Projekte von Google, Lufthansa und IBM vor. Die Ausgabe ist hier zum Download erhältlich.

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