Hello Processing! Die objektorientierte Programmiersprache gibt’s jetzt in Version 3.3.
Und wieder gibt’s ein Update von Processing: Die objektorientierte Programmiersprache, an der die Entwicklergemeinde rund um Dan Shiffman, Co-Initiator der Processing Foundation, heimlich, still und leise bastelt und mit der Coden sich so spielend leicht erlernen lässt, bietet jetzt ein High-Resolution(HiDPI)-Scaling-Feature für Linux und Windows. Version 3.3 steht seit 12. Februar für Windows, Linux und Mac OS X auf Processing.org und GitHub zum freien Download bereit. Sie basiert auf dem letzten umfassenden Update der objektorientierten Programmiersprache vom September 2015, das Shiffman noch enthusiastisch auf Vimeo vorgestellt hatte.
Wer experimentiert eigentlich noch mit Processing? Nun ja, es war ziemlich ruhig geworden um Processing, dessen Weiterentwicklung nach einer grundlegenden Überarbeitung auf Version 2.0 im September 2012 und einem kleineren Upgrade auf 2.2.1 im Mai 2014 nicht vom Fleck zu kommen schien. So ist das PAGE eDossier »Generative Gestaltung mit Processing & Co« auch ein Ausflug in die jüngste Designgeschichte, als Design und Kunst die ästhetische Relevanz von Programmierung entdeckten und mit dem Versuch begannen, die Arbeit von Programmierern und Entwicklern aktiv nachzuvollziehen, indem sie einen Wissenstransfer anstießen, der noch längst nicht abgeschlossen ist.
Zur Geschichte von Processing: 2003 launchten Ben Fry und Casey Reas, Initiatoren des Open-Source-Projekts am MIT in Boston, die erste offene Beta der damals noch jungen objektorientierten Programmiersprache und IDE auf der Ars Electronica und wurden 2005 mit dem Prix Ars Electronica ausgezeichnet. Spätestens mit dem Release von Version 1.0 im November 2008 mischte Processing dann die Designszene auf, weil die mit der IDE erzeugten beweglichen, interaktiven, oft hochkomplex anmutenden Animationen so verstörend schön waren – angeblich programmiert von Leuten, die sonst bei dem Wort »Programmierung« zu zischen begannen wie verschreckte Wildgänse!
Processing war ja auch entwickelt worden, um angehende oder gestandene, nicht gerade Coding-affine Profis aus den Bereichen Editorial und Grafikdesign behutsam an den Umgang mit Java und C++ heranzuführen. Wer sich eher im Digital Design zuhause fühlte, machte dann natürlich abgefahrene digitale Kunst zum Staunen draus. Und auch an den Hochschulen diente Processing als Einstiegshilfe ins Programmieren.
Jedenfalls erlebten Trends rund ums Creative Coding und Generative Design mit Processing einen echten Schub – und über das Wiring-Projekt der Processing Foundation taten sich bald auch fruchtbare Verbindungen zur Tinkering-Gemeinde auf: Arduino und Fritzing erregten die Gemüter von Physical-Computing-Tüftlern, Wearable-Schnittdirektricen und Konsorten.
Nach wie vor bietet Processing einen guten Anlass, den eigenen Sinn für generatives Design zu schärfen, denn in Design- und Digitalagenturen gehört Gestaltung auf Basis von Code oder Algorithmen heute zum Tagesgeschäft. Längst sind es nicht mehr nur Museen oder hippe Festivals, die generative Konzepte anfragen, um abgefahrene Cutting-Edge-Interaktionen zu bedienen.
Wie also integriert man Aspekte generativen Designs in Brot-und-Butter-Aufträge – etwa in Printkampagnen und edle Editorial Designs oder in moderne Marken- oder Firmenlogos? Was ist mit interaktiven Messeterminals oder Lichtdesigns auf Events oder im Bereich Bühnenbild? Von schicken Animationen im Web- oder Mobile-Design, mit denen man vielleicht die Sympathie möglicher Auftraggeber weckt, ganz zu schweigen.
Editorial Designer, Buchgestalter sowie Web- und Interactive Designer, die sich fragen, was sie ihren Kunden anbieten wollen, wenn die nach generativen Designkonzepten verlangen, könnten im PAGE eDossier »Generative Gestaltung mit Processing & Co« Antworten finden. Diese Themen erwarten Sie:
Wie sich Processing in konkreten digitalen Projekten (Stichwörter »Leap Motion«, »3D Video Websites« und »Gestalten mit Algorithmen«) einsetzen lässt, demonstrieren Cedric Kiefer, Christian Loclair, Jesse Scott und Philipp Sackl in unserem PAGE eDossier »Generative Gestaltung mit Processing & Co«.
Für Konzepter und Designer im Bereich Print dürfte der Beitrag zum Thema basil.js interessant sein, denn mit der JavaScript-Library lassen sich auch ohne umfassende Programmierkenntnisse in InDesign Plakate, Datenvisualisierungen und sogar komplexe Buchprojekte generativ umsetzen. Lesen Sie unseren Report über die Entwicklung von basil.js und lernen Sie seine Funktionsweise Schritt für Schritt kennen!