Wie Designer Tapeten mit Arsen gestalteten
Ein Buch über giftige Gestaltung, ausgezeichnet mit dem British Book Design and Production Award
Eine verrückte und gar nicht so inaktuelle Geschichte über Designer, die von den Nebenwirkungen ihrer Arbeit nichts wissen wollen, erzählt dieses exquisite Buchobjekt mit dem in jeder Hinsicht passenden Titel »Gefährlich schön«.
Es zeigt extravagant gemusterte oder mit großflächigen Panoramabildern versehene Tapeten aus dem 19. Jahrhundert. Dazwischen eingebundene Heftchen berichten, was dahinter- oder drinsteckte: Arsenpigmente, die die Farben leuchtend und lichtbeständig machten. Arsen wurde damals tatsächlich in Arzneien oder Kosmetika, ja sogar als Aphrodisiakum eingesetzt. Doch auch die giftige Wirkung war bekannt, Ärzte warnten.
Was die Gestalter – darunter einige der Besten ihrer Zunft – wenig interessierte, fanden die Wandbekleidungen doch reißenden Absatz. Der berühmte William Morris, dessen Tapetendesigns noch heute verkauft werden, erklärte die Angst vor Arsen sogar zu einem modernen Aberglauben. Allerdings war er zufälligerweise selbst Besitzer von Arsenminen in England, die ihm als Erbe zugefallen waren …
Lucinda Hawksley: Gefährlich schön: Giftige Tapeten im 19. Jahrhundert. Hildesheim (Gerstenberg) 2017, 256 Seiten. 45 Euro. 978-3-8369-2138-1
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