Andreas Uebele erzählt im Interview, wie sein Stuttgarter Kreativbüro in Gedanken Gebäude erschließt und was hinter der riesigen Lichtinstallation für Serviceplan steckt
Bild: Mark SeelenAndreas Uebele ist ein Meister des Leit- und Orientierungssystems. Sein Stuttgarter büro uebele wurde kürzlich wieder beim TDC 2023 für das Leitsystem im Serviceplan House of Communication in München ausgezeichnet.
Wir sprachen mit dem Architekten und Designer darüber, was ein Leitsystem von Büro uebele ausmacht und warum die Deckeninstallation für Serviceplan im letzten Moment noch einmal überarbeitet wurde.
Weitere spannende Leit- und Orientierungssysteme findet ihr im Artikel »That’s the Way« in der neuen Ausgabe PAGE 08.23.
Bild: Mark Seelen
Was macht ein gutes Leitsystem aus?
Sie sind bekannt für ihre ungewöhnlichen Lösungen, typografischen Experimente und klaren Stil. Was braucht man als Büro, um solche Leitsysteme gestalten zu können?
Andreas Uebele: Nerven wie Drahtseile und Freude an Zahlen. Außerdem Struktur beim Denken, ein Gefühl für Schrift, Offenheit für Änderungen und eine Leidenschaft für Sprache. Des Weiteren Liebe zur Logik, Hingabe zur Konstruktion, Interesse an Farbe, Lust auf Mühe. Natürlich ein gutes Maß an Hartnäckigkeit und Sensibilität für Schönheit. Und vor allem: Gefallen an Präzision. Ohne geht es nicht.
Einer Ihrer Grundsätze ist, dass Orientierungssysteme für jede Eventualität geeignet sein müssen. Wie schafft man das?
Wenn wir ein Leitsystem konzipieren, wissen wir fast nichts über die Nutzer:innen oder ihre Situation. Also treffen wir auch keine Annahmen darüber, wie jemand durch das Gebäude geht und welche Ziele von wem gesucht werden. Stattdessen nehmen wir an, dass alles, was im Briefing nicht gewünscht, geplant, gesagt oder gedacht wird, eintreffen kann.
Wir unterscheiden nicht zwischen wahrscheinlichen und unwahrscheinlichen Fällen, sondern halten für alle ein höfliches und freundliches Angebot – links, rechts, geradeaus – in schönster grafischer Form bereit. Ein gutes Orientierungssystem ist kein technokratisches Instrument, das »da lang« schreit. Es ist vielmehr eine sympathische Begleitung, die nicht aufdringlich ist, sondern so attraktiv, dass man sich über ihre Anwesenheit freut.
Bild: Mark Seelen Bild: Mark Seelen