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Jörn Vanhöfen: DISTURBIA

Kuckei + Kuckei, Berlin
Ausstellung

 
Jörn Vanhöfen macht die Bilder zur Krise. Es sind Vorboten eines nachindustriellen Zeitalters.

Jörn Vanhöfen macht die Bilder zur Krise. Es sind Vorboten eines nachindustriellen Zeitalters. Die ersten Arbeiten der Serie »Disturbia« entstanden zwischen 2008 und 2012 in den nördlichen Bundesstaaten der USA um Detroit, weitere z.B. in Ägypten und Indien werden folgen. Nach dem Erfolg seiner Serie und dem Buch »Aftermath«, experimentiert Jörn Vanhöfen in der neuen Serie mit dem klassischen photographischen Moment des Augenblicks und einer seriellen Abfolge von Bildern. Mit diesem konzeptionellen Ansatz geht er über seine bisherigen Werke hinaus, die stark auf das Einzelbild ausgerichtet waren. Seine neuen Arbeiten haben einen deutlichen filmischen Ansatz – eine Gesamtsituation wird begleitet von nachfolgenden Einzelbildern, die aus differenzierten Blickwinkeln aufgenommen wurden und jeweils ein weiteres Fragment zur Szene hinzufügen. Beim Betrachten der einzelnen Arbeiten beginnen sich die Situationen Bild für Bild zu entschlüsseln (Indianapolis Ave Chicago # 2252) oder setzen sich Stück für Stück zu einem großen Ganzen zusammen (Michigan Ave Detroit # 2282). Innerhalb der Serie »Disturbia« existieren auch Einzelbilder, die im Wechsel mit den filmischen Sequenzen gezeigt werden. Die Einzelaufnahmen haben dabei einen Momentcharakter und stehen alleine. Die metaphorische Kraft dieser Bilder ist Vanhöfen wichtiger als der dokumentarische Beweis.

Der Titel der Serie ist eine Wortschöpfung bestehend aus dem Englischen to disturb = stören, unterbrechen, beunruhigen und Suburbia = Vorort, Stadtumland, Film von Penelope Speehris (1984). Der Titel selbst lässt die Stimmung innerhalb der Arbeiten erahnen. Von Krisen geschüttelt, an den Rand gedrängt und den urbanen Raum dem allgegenwärtigen Verfall überlassen, zeigt Vanhöfen nicht allein Orte, sondern Schicksale. Innerhalb der filmischen Sequenzen folgt der Betrachter dem unruhigen Blick des Photographen, der immer wieder neue Aspekte einfängt. In »Ford Street # 5782« blicken wir auf eine Straßenecke, vor einem Schnapsladen sitzt eine Person in trotzigem Stolz auf einer Blechkiste, der Blick wird von der leuchtend grünen Hose angezogen, Hände, die das Leben geformt hat. Mit einem Mal wird man sich der umgebenden Personen bewusst, ein Mann im Rollstuhl fährt ungerührt die Straße auf und ab, ein Paar entfernt sich händehaltend. Stille Beobachtungen, die sich durch die gesamte Serie ziehen und vom täglichen Kampf in der Krise berichten.

Abbildung: “Ford Street # 5782”, 2012, C-Print (Detail), 5-teilig, 60 x 70 cm und 29,2 x 24 cm

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