Bilder interpretieren die Welt nicht nur, sie verändern sie: Bilder – Fotografien, Filmbilder, Gemälde, Dokumente, Skizzen, skulpturale Objekte oder Abdrücke aller Art – haben zugleich eine aufzeichnende, archivarische und eine realitätsstiftende Dimension.
Bilder interpretieren die Welt nicht nur, sie verändern sie: Bilder – Fotografien, Filmbilder, Gemälde, Dokumente, Skizzen, skulpturale Objekte oder Abdrücke aller Art – haben zugleich eine aufzeichnende, archivarische und eine realitätsstiftende Dimension. Sie beschreiben und erschaffen Wirklichkeiten. Dabei bleibt der Status des Bildes selbst zumeist ungeklärt. Bilder sind Objekte in Zeit und Raum, doch haben sie stets eine unbestimmte Materialität: Entweder sie treten hinter der Dinghaftigkeit ihrer Träger – der Leinwand, der Wand, des Papiers – zurück oder sie übersteigen und suspendieren diese Dinghaftigkeit zugunsten einer eigenen, vieldeutigen Verfasstheit, die mentale und physische Prozesse gleichermaßen umfasst.
Eine Bestimmung der Bilder muss sich auf diese Vieldeutigkeit stützen: Denn das Oszillieren zwischen verschiedenen Bedeutungsregistern entsteht nicht erst in der Reflexion über Bilder, sondern bestimmt die Struktur der Bilder von Grund auf. Erst die wechselseitige Bezogenheit eines Verständnisses der Bilder als mentale Prozesse und ihrer gestalterisch-mimetischen Kraft ermöglicht es, die besondere Macht der Bilder zu denken. Ein großer Teil der Bildproduktion des 20. Jahrhunderts sah sich mit der Aufgabe konfrontiert, die verschiedenen Formen der Verdinglichung, des Ideologischen und des Phantasmagorischen zu durchbrechen. In Absetzung hierzu sucht die Vorlesungsreihe eine Bildtheorie zu bestimmen, die sich jenseits einer bloß dialektischen Kritik ansiedelt und die antizipierende, utopische Kraft der Bilder in den Blick nimmt. Denn die Utopie der Bilder ist ihre Fähigkeit, zugleich mentales und materiales, kritisches und produktives, nachahmendes und schöpferisches, repräsentatives und ästhetisches Prinzip zu sein. Das Ziel der Vorlesungsreihe ist es daher, eine utopische Theorie der Bilder zu skizzieren, die nicht nur fragt, wie Bilder gelesen oder gesehen werden, sondern wie sie produziert und verwirklicht werden und ihrerseits Verwirklichungen und Veränderungen ermöglichen. Die utopische Kraft der Bilder verweist auf eine Form der Selbst-Reflexion, die nicht als thematische Bezogenheit auf Bildproduktion, Bildlichkeit oder Abbildungen verstanden werden soll, sondern vielmehr als eine Reflexion auf ihre eigene Möglichkeit oder Unmöglichkeit, die in jedem Bild immer mit verhandelt wird und damit jedes Bild als vergangenes, gegenwärtiges und zukünftiges lesbar macht.