Freefont des Monats: Lobster Two
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ie wahrscheinlich größte Gruppe unter den frei verfügbaren Schriften stellen die kalligrafischen Schriften, die Script- und Handschriften. Gut gemachte Varianten sind rar und oft fehlen die im deutschen Sprachraum so wichtigen Umlaute.
Ein weiteres Problem der Schreibschriften sind die Anschlüsse; um ein geschlossenes Schriftbild zu erzielen, sollten sich die Buchstaben wie in einer durchgehenden Handschrift berühren. Das ist schwierig.
Für die hier vorgestellte »Lobster Two« hat ihr Designer Pablo Impallari das einmal durchgerechnet: Auch bei nur 26 Kleinbuchstaben gibt es für jeden einzelnen Buchstaben mehr als 600 Kombinationsmöglichkeiten, für das komplette Alphabet ergeben sich 15.600 mögliche Varianten. Es ist nahezu unmöglich, die Verbindung aller Buchstaben zu gewährleisten ohne ästhetische Kompromisse einzugehen, die die Gestaltung der Buchstaben beeinträchtigen.
Anstatt die einzelnen Buchstaben zu bearbeiten um die Verbindung der Formen zu erreichen, wählte Pablo Impallari einen anderen Weg: Open Type erlaubt es, mehrere Versionen eines Buchstabens zu erstellen und dann abhängig vom vorhergehenden oder folgenden Buchstaben zu verwenden. Die »Lobster Two« enthält also mehrere Varianten einzelner Buchstaben und zusätzlich jede Menge von Buchstabenpaaren (Ligaturen). Aktuell enthält die Schrift 79 Ligaturen, darunter so ungewöhnlie wie »ez«, »ex« und »os«. Zusätzlich enthält die Schrift 37 Endformen, Varianten für Buchstaben, die am Ende eines Wortes stehen und sich also nicht mit einem folgenden Buchstaben verbinden müssen. In Programmen die Open Type unterstützen (z.B. Adobe InDesign, Illustrator etc.) geschieht die Anwendung der Ligaturen nach Aktivierung der entsprechenden Option automatisch.
»Lobster Two« ist die erweiterte Version der ursprünglichen »Lobster«. Neben dem bisherigen Schriftschnitt gibt es nun auch noch einen leichteren Schnitt sowie zwei aufrechte Varianten. In Anlehnung an die lateinischen Buchstaben der »Lobster Two« gibt es auch eine von Alexei Vanyashin and Gayaneh Bagdasaryan entwickelte kyrillische Version der Schrift, die auch osteuropäische Schriftsysteme unterstützt (russisch, ukrainisch, mazedonisch und serbisch).
Lizenz
Die Schrift wird unter der SIL Open Font Lizenz 1.1 zum Download angeboten, damit ist die Verwendung für kommerzielle Zwecke, das Einbetten in PDFs, die Anwendung auf Internetseiten und sogar die Modifizierung des Fonts gestattet.
Florian Zietz ist Grafik-Designer, Schriftgestalter und Illustrator. Seit 1997 betreibt er in Hamburg mit seiner Frau Agnes von Beöczy das Grafik-Büro Librito.de. 2012 veröffentlichte er die App »FreeFonts 1.0«, eine magazinartige Ü?bersicht kostenlos verfügbarer Schriften.
Bild: Florian Zietz
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