Jens Schmelzle, Geschäftsführer und Mitbegründer der Stuttgarter Medienagentur Maria, gibt einen Einblick in das Konzept und die Produktion der »Simple Show«, einem standarisierten Erklärvideo–Format, das von Firmen Microsoft, Ebay und BASF für interne wie externe Zwecke eingesetzt wird.
Wie und warum haben Sie simpleshow entwickelt?
Jens Schmelzle: 2008 habe ich gegen Ende meines Studiums mit einem Kommilitonen die Medienagentur MARIA mitgegründet. Noch in der StartUp-Phase bekamen wir eine Kundenanfrage nach einem 3-minütigen Erklär-Clip – daraus wurde im Prinzip die erste simpleshow. Seitdem haben wir die Idee hinter der simpleshow kontinuierlich weiterentwickelt und unsere Kompetenzen im Bereich der Papier-Legetrick-Technik immer stärker vertieft.
Gab es einen bestimmten Moment, in dem die Idee Simple Show zu einem konkreten Plan wurde?
Unser erster Kunde wollte einen kurzen, charmanten und einfach verständlichen Erklär-Clip für sein Produkt. Dabei hielten wir das Konzept des „Papier-Clips“ für ideal – zunächst vor allem aus Kostengründen. Dieser erste »Papier-Clip« hatte in den Wochen danach so viele weitere Anfragen zur Folge, dass uns eines sofort klar war und prompt umgesetzt wurde:
Wir brauchten ein Produkt mit einer Marke, das über einen festen Look & Feel und ein standardisiertes Regelwerk verfügt. Nicht zuletzt entwickelten wir einen skalierbaren Workflow und eine transparente Preisliste.
Bereits seit letztem Jahr sind wir in der Lage, auch umfangreiche Aufträge großer Unternehmen problemlos abzudecken und uns weltweit auszurichten.
Welches Konzept steckt hinter simpleshow?
Hinter simpleshow steckt ein ganzheitliches Konzept, das komplexe Sachverhalte durch ein Zusammenspiel aus Text, Bild, Ton, Rhythmus und Regelwerk unterhaltsam und mit einem nachweisbaren Lerneffekt einfach und verständlich vermittelt – und das alles nur mit Papier und Händen. Dabei wird nichts dem Zufall überlassen, jedes Detail dieser »Orchestration« ist von Bedeutung. Das Ergebnis der simpleshow ist ein signifikant hoher Lerneffekt in kurzer Zeit – das beweisen sogar wissenschaftliche Studien.
Wie werden die Videos erstellt?
Wir produzieren alle simpleshow-Clips in einem eingespielten Prozess, bestehend aus verschiedenen Prozess-Phasen: Angefangen bei einem persönlichen Briefing über die Erstellung eines Textkonzepts inklusive beschreibender Visualisierungen, einem Storyboard bis hin zur Produktion des fertigen Films.
Derzeit arbeitet am Hauptstandort Stuttgart ein Kernteam von 16 Personen ausschließlich an der simpleshow. Zusätzlich stehen insgesamt circa 30 Konzepter (in Deutschland und USA), 25 Zeichner und ein Pool an Freelancern im Bereich Postproduktion zur Verfügung.
Warum glauben sie, funktioniert simpleshow als Erklärvideo-Format?
Das Konzept simpleshow funktioniert, weil wir es schaffen, unser Regelwerk auf immer neue Sachverhalte und Zielgruppen zu übertragen. Aus diesem Grund nimmt die Ausbildung unserer Konzepter in der »simpleshow Academy« einen hohen Stellenwert ein. Durch das standardisierte Produkt mit festem Workflow garantiert einen hohen Qualitätsstandard und der Kunde weiß, was er bekommt.
Wer bucht Sie aus welchem Grund?
Unsere Clips werden hauptsächlich zur internen Kommunikation mittelständischer und großer Unternehmen eingesetzt – vorrangig in den Bereichen Weiterbildung/Training, E-Learning oder Marketing, beispielsweise um einen neuen Prozess zu erläutern oder die Mitarbeiter zu schulen.
Hierbei ist es meist nicht von Bedeutung, zum Beispiel einen eigenen Illustrationsstil oder eine CI-konforme Musik entwickeln zu lassen. Deshalb ist das Produkt „»von der Stange« so erfolgreich.
Gleichzeitig bieten wir auch individuelle Produktionen an, aber am beliebtesten ist und bleibt der Klassiker – die originale simpleshow.
Wie hat sich der Markt für Erklärvideos in den vergangenen Jahren entwickelt?
Man spürt deutlich: der Markt wächst und bringt bereits erste Nachahmer und ähnliche Geschäftsideen hervor..
Gibt es bestimmte Gründe für diese Entwicklungen?
Der Bedarf, Sachverhalte in kurzer Zeit auf den Punkt zu bringen, ist allgegenwärtig – angesichts der Informationsflut heutzutage erst Recht. Wir sehen das bei unserer täglichen Arbeit: 3 Minuten hat jeder, aber 30 Minuten fast niemand. Dazu kommt der allgemeine Megatrend Video im Netz. Daher sind diese Formate grundsätzlich im Kommen und werden sicher auch noch Zukunft haben.
Gibt es Trends, die Sie beobachten im Bereich Erklärvideos?
Topshotproduktionen mit zwei Händen sind zurzeit sehr angesagt. Auf Basis ihres klaren und handgemachten Formats vermitteln sie Charme, Authentizität und Ehrlichkeit.
Diesem Trend widersprechen beispielsweise aufwendige, 3D-animierte und kostspielige Videoproduktionen.
In welchen Tätigkeitsfeldern arbeiten bei Ihnen Gestalter?
Dreh- und Angelpunkt bei einer simpleshow-Produktion ist die Konzeption. Hauptaufgabe der Konzepter und Projektmanager ist es, die sehr komplexen Sachverhalte aus unterschiedlichsten Branchen in kürzester Zeit nicht nur zu verstehen, sondern auch verständlich zu erklären – und das meist einer Zielgruppe, die seit Jahren mit diesem Thema zu tun hat. Neben den sprachlichen Fertigkeiten ist auch das visuelle Vorstellungsvermögen sehr wichtig – kombiniert mit Grundlagen aus Didaktik, Rhetorik, Kommunikation, Marketing und Medienproduktion.