Bei diesem Spiel verlieren alle – vor allem die Menschlichkeit.
»Often, it seems like the two countries are playing a violent game of ping-pong across the Aegean with migrant bodies«: Dieses Statement der Menschenrechtsforscherin Niamh Keady-Tabbal über die Pushback-Praxis – die in vielen Fällen gewaltsame Zurückweisung von Flüchtenden – an der griechisch-türkischen Grenze war der Ausgangspunkt für die Semesterarbeit »It’s not a game« der Kommunikationsdesignerinnen Lena Kristin Konz und Maria Neri. Sie entstand an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle in einem Informationsdesignkurs zu Migration und Menschenrechten, den Professor Matthias Görlich und Felix Egle betreuten.
»It’s not a game« ist ein frustrierendes und kompliziertes Brettspiel, das die Mechanismen von Pushbacks auf eindrückliche Weise vermittelt. Den Spielenden wird dabei klar, dass das Spiel mit ihnen spielt und nicht umgekehrt. Wie in der Realität Flüchtender überall auf der Welt haben sie wenig Einfluss auf den Verlauf ihrer Flucht und sind auf äußere Faktoren und das Verhalten der Autoritäten angewiesen. »It’s not a game« ist kein klassisches Gesellschaftsspiel – schließlich geht es hier um Menschenleben –, sondern soll als geleitetes Format einen möglichst niedrigschwelligen Zugang zum Thema erlauben, zum Beispiel in Workshops zu Migration.
Das Spiel kombiniert Daten und Auszüge aus Berichten von Flüchtenden, die von NGOs wie Mare Liberum und Human Rights Watch gesammelt wurden. Dazu führten die Gestalterinnen Gespräche mit den Initiator:innen hinter den Kampagnen #LeaveNoOneBehind und Now You See Me Moria sowie den Macher:innen der Ausstellung »Offener Prozess« über den NSU-Komplex. Außerdem arbeiteten sie eng mit dem Filmemacher Abou Bakar Sidibé aus Mali zusammen, der seine eigenen Fluchterfahrungen einbrachte, Feedback gab und auch weiterhin in das Projekt involviert ist.
Die Gestaltung von »It’s not a game« ist bewusst schlicht gehalten. Zum einen handelt es sich bislang nur um einen Prototyp. Zum anderen sollen die Bestandteile einfach reproduzierbar sein, damit NGOs sie problemlos ausdrucken und in Workshops nutzen können. Daher liegen sämtliche Materialien im A4-Format vor, sind rein schwarzweiß und verwenden die Degular von Oh No Type, die innerhalb von Adobe Fonts verfügbar ist. Darüber hinaus sind keine Bilder zu sehen, wodurch Konz und Neri eine parteiische oder im schlimmsten Fall retraumatisierende Bildsprache vermeiden möchten.
Bislang liegt das Spiel nur auf Englisch vor, es soll jedoch in weitere Sprachen übersetzt werden, um das Projekt noch zugänglicher zu machen. Ideal wäre es, gemeinsam mit einer oder mehreren NGOs weiter an dem Ansatz zu arbeiten oder die Arbeit an sie weiterzugeben, so die Gestalterinnen.
So funktioniert das Spiel
Ziel von »It’s not a game« ist es, auf einem Spielbrett mit hundert Feldern bis zum Ende zu gelangen, das für das Erlangen internationalen Schutzes steht. Hindernisse zwingen die Spielenden, immer wieder die Richtung zu wechseln, zwei Würfel bestimmen die Bewegung. Ein Set an Startkarten legt die Bedingungen für den Migrationsprozess anhand von fünf Kategorien fest: finanzielle Kapazitäten, Gesundheitszustand, Sprachkenntnisse, Ausrüstung, Konstellation der Gruppe. Sie werden immer wieder neu gemischt und bilden so die diversen Perspektiven und Persönlichkeiten von Flüchtenden ab.
Nummerierte Spielkarten, die den Zahlen auf dem Brett zugeordnet sind, geben Anweisungen zum Spielverlauf (etwa sich auf ein anderes Feld zu begeben, weil man von einem Polizeitrupp aufgegriffen wurde) und bieten auf der Rückseite kontextuelle Informationen wie Auszüge aus Fluchtberichten. Dazu kommen Karten mit unvorhersehbaren Ereignissen, die sowohl negativ als auch positiv sein können – ein freier Platz in einem Taxi, das einen näher an die Grenze bringt, oder eine Gruppe griechischer Polizisten, die einem alle Habseligkeiten stiehlt. Zudem legen Rechtsdokumente und Bescheinigungen von griechischen und türkischen Behörden die Verpflichtungen und Bedingungen fest, die die Spielenden erfüllen müssen.
»It’s not a game« ist dazu gedacht, unter Anleitung gespielt zu werden, etwa in Workshops oder Unterrichtsstunden, um Diskussionen über die Praxis der Pushbacks anzustoßen.
Maria Neri (rechts) und Lena Kristin Konz haben sich im Rahmen des Kurses mit dem Pushback-Fall einer 28-jährigen Frau aus dem Iran beschäftigt, die 2020 insgesamt sechs Mal aus Griechenland über den Grenzfluss Evros in der Türkei zurückgeschoben wurde – ohne die Möglichkeit, einen Asylantrag zu stellen. Ausgehend von diesem Fall setzten sie ihre Recherchen zum Thema Pushbacks an dieser Grenze fort
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@Ida: Bitte beachten Sie, dass es sich hierbei um ein Semesterprojekt handelt. Für diesen Rahmen ist das Spiel meines Erachtens sehr gut konzipiert. Zudem ist es anders gelagert als die Monopoly-Variante (die man ja auch erst mal kennen muss, um sie zu kopieren ;)).
Auch faktisch schwierig, Daten aus einer Quelle zu beziehen und Erfahrungen aus komplett anderen Regionen einzubeziehen. Die Situation und Grenzgewalt Spaniens und Griechenlands differiert schon sehr.
@Ida: Bitte beachten Sie, dass es sich hierbei um ein Semesterprojekt handelt. Für diesen Rahmen ist das Spiel meines Erachtens sehr gut konzipiert. Zudem ist es anders gelagert als die Monopoly-Variante (die man ja auch erst mal kennen muss, um sie zu kopieren ;)).
Bisschen ne Kopie von dem hier Vinny Montags Arbeit, oder?
https://www.refugeoly.org/
Auch faktisch schwierig, Daten aus einer Quelle zu beziehen und Erfahrungen aus komplett anderen Regionen einzubeziehen. Die Situation und Grenzgewalt Spaniens und Griechenlands differiert schon sehr.