Interpol+ hat ihr erstes Theaterstück gezeigt. Die Tochter der Hamburger Werbeagentur Nordpol+, die vor rund anderthalb Jahren als Innovationsschmiede gegründet wurde, arbeitete dabei mit dem Theaterregisseur Samuel Weiss, Dramaturgin Kristina Ohmen sowie mit Schauspielern des Hamburger Schauspielhauses und stellte eine durchaus gelungenes Inszenierung auf die Beine.
Interpol+ hat ihr erstes Theaterstück gezeigt. Die Tochter der Hamburger Werbeagentur Nordpol+, die vor rund anderthalb Jahren als Innovationsschmiede gegründet wurde, arbeitete dabei mit dem Theaterregisseur Samuel Weiss, Dramaturgin Kristina Ohmen sowie Schauspielern des Hamburger Schauspielhauses zusammen und stellte eine durchaus gelungene Inszenierung mit dem Titel »Der Wind. Ein kurzes Naturschauspiel« Inszenierung auf die Beine – beziehungsweise auf die Straße. Schauplatz des Stückes ist nämlich der Gehsteig vor der Nordpol-Filiale am Ballindamm. Dort werden unterschiedliche Alltagsszenen gezeigt, in denen der personifizierte Wind eine Rolle spielt. Von den Akteuren unbemerkt, für die Zuschauer jedoch durchaus sichtbar, weht er beispielweise einem Polizisten immer wieder den Hut vom Kopf, klaut einem Leierkastenspieler den Luftballon oder hindert eine frisch verlassene junge Dame am Anstecken ihrer Zigarette. Inhaltlich greift das Stück also einen Kino-Spot auf, mit dem Nordpol sich in diversen Kreativrankings der Awardsaison 2008 geradezu nach oben katapultierte: den Wind-Film für den Energieversorger Epuron.
Live wird der Wind von Frank Kienitz gespielt, der dem Charakter aus dem Wind-Spot auffällig ähnlich sieht. Seinem melancholisches Auftreten stehen improvisiert gesprochene Dialoge der anderen Personen entgegen. Für die in der Lobby hinter einer Glassfassade platzierten Zuschauer dürfte der Auftritt einer Horde grölender St. Pauli Fans ein besonderes Schmankerl gewesen sein. Die Jungs in Braun-Weiß drückten ihre Nasen an die Scheibe und sagten einstudierte Verse auf, die nicht gerade an Stadion-Gesang erinnerten.
Die wenigen literarischen Texte von Hölderlin, Eichendorff und Shakespeare sind wohl dosiert und gut platziert. So kommt die Auffühung angenehm handfest herüber und wirkt nicht etwa wie ein ungelenkiger Versuch einer Agentur, jetzt eben auch mal Theater zu machen. Auch ein einleitender Vortrag von dem diplomierten Wirtschafts-Ingenieur Michael Beeck zum Thema Windenergie sorgt für eine sachliche Einbettung des künstlerischen Ansatzes. Lediglich ein wenig kürzer hätte diese Einführung sein können. Gleichzeitig macht sie Sinn, denn auch der Wind des Stückes findet – wie im Spot – am Ende eine sinnvolle Methode, seine Energie einzusetzen: Er kurbelt eine Musikmaschine an und lässt Element of Crimes Töne von »Wann kommt der Wind« erklingen.
Welche neuen Formate bei Interpol bisher noch entstanden sind, lesen Sie in der Geschichte »Ideengeber, Ideenkleber» in unserer aktuellen Printausgabe PAGE 07.2010.