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Deshalb spielen Icons fürs Branding eine tragende Rolle!

Icons haben viele Funktionen – immer öfter aber zeigen sie auch einen eigenen Stil und geben Brands ein sympathisches, unverwechselbares Gesicht.

Icons fürs Branding, Icons für den Flagship-Store von Simon, entwickelt von Forma
La Casa de la Luz heißt der Flagship-Store von Simon, größter spanischer Hersteller von kleinen Elektroteilen. Der Store befindet sich im brutalistischen Edificio Princesa. Dort zeigt Simon seine neuesten Beleuchtungslösungen. Leitsystem und Iconset (nächstes Bild unten) entwickelte Forma aus Barcelona

Streng oder verspielt, informativ oder illustrativ, farbig oder schwarzweiß – Icons können sich dem Charakter einer jeden Marke anpassen. Wie im Fall von Nespresso. Das Design- und Illustrationsstudio Forma aus Barcelona gestaltet so viele Icon-Projek­te, dass es dafür eine eigene Abteilung gegründet hat – Forma Icons. Für Nespresso entstanden dort rund 500 Icons, die auf den Maschinen und den Packages sowie in der gesamten Kommunikation zum Einsatz kommen. »Wir haben die charakteristischen Merkmale des Nespresso-Logos eingefangen – es hat eher organische als geometrische Formen und scharfe, nicht abgerundete Strichenden«, sagt Josep Duran, Partner bei Forma, »und daraus dann ein mar­kenspezifisches Iconset entwickelt.«

 

Auch Mosca aus Waldbrunn, Hersteller sogenann­ter Umreifungsbänder für die Sicherung von Verpackungen oder Paletten sowie entsprechender Maschinen, vertraut auf die Bildzeichen. Das Münchner Designstudio klee.steinberger unterstützte das Familienunternehmen bei der Entwicklung einer Brand Story samt Design, zu dem auch ein Iconsystem gehört. Um die Kernbotschaft »Nonstop Performance« zu transportieren, geht es in der Kommunikation jetzt vermehrt darum, den Nutzen der Maschinen für die Kunden, die Gesellschaft und den Planeten darzustellen. »Icons ermöglichen es, Fakten schnell und international verständlich zu kommunizieren und hervorzuheben«, erklärt Claudia Klee. »Außerdem hatte Mosca neben den Maschinen kaum visuelles Material. Damit wurden die Icons zum wesentli­chen Bestandteil der Bildsprache.« Für das Interface Design der Maschinen selbst und ihre komplexen Funktionen gab es bereits Icons, die das Duo inhaltlich auch gar nicht infrage stellen wollte. »Es ging vielmehr darum, sie in einen eindeutigen visuellen Stil zu übertragen. Damit jeder, der die Icons sieht, sofort weiß: Das ist eine Mosca-Maschine.«

Icons fürs Branding, Icons für den Flagship-Store von Simon, entwickelt von Forma

 

Icons fürs Branding, Icons für den Flagship-Store von Simon, entwickelt von Forma
Für die App Simon 100 zeichneten die Kreativen von Forma Illustrationen im Stil von Icons und animierten sie

Icons: Von simpel zu komplex

Die Formsprache der Icons ergab sich aus einem um­geknickten Umreifungsband. Inhaltlich mussten Vit Steinberger und Claudia Klee oft ganz schön tüfteln. Manche Maschinen umreifen Papiere, andere Palet­ten, wieder andere umwickeln die Paletten mit Folie. Keine leichte Aufgabe, dafür eine Iconsystematik zu entwickeln, die eindeutig und simpel ist. »Ein Klo-Icon kann jeder bauen, wenn du aber eine Aussage hast, für die es inhaltlich kein gelerntes Bild gibt – virtueller Showroom etwa oder Digital Twin –, wird es kompliziert«, meint Vit Steinberger.

Unterstützung bekam klee.steinberger von der Foundry TypeMates – auch wenn die bei Mosca verwendete Schrift Mosca Type nicht von ihr stammt, sondern auf der Jeko von Ellen Luff basiert. »Die Jeko hat ein paar Eigenheiten, zum Beispiel Glyphen wie M, W, N oder 4, die sich oben oder unten nicht wirklich verbinden. Das passt schön zu der Bänder-Formsprache«, erklärt TypeMates-Mitgründer Jakob Runge. »Zusammen mit Claudia und Vit haben wir dann die Icons passend zur Schrift entwickelt – sehr geometrisch mit ab und zu fehlenden Ecken.«

Icons fürs Branding, Icons für das Leitsystem von Arauna Studio, entwickelt von Forma
Von Arauna Studio aus Barcelona stammt das Leitsystem im neuen Gebäude der Barraquer-Augenklinik. Die Iconfamilie gestaltete Forma so, dass sie zur ver­wen­deten Schrift passt, einer eigens entwickelten Stencil-Version der Futura

Die Kreativen begannen mit dem Signature Icon – dem für Moscas Basismaschine – und arbeiteten sich dann immer weiter an die komplexeren Funktionen und Benefits heran. Das Digital-Twin-Zeichen entstand beispielsweise in einem assoziativen Prozess und mündete in der Doppelung und Aufrasterung des Maschinen-Icons. »Icons zu gestalten ist ein bisschen wie der Non-Latin-Ansatz, also der Entwurf einer Schrift für ein anderes Schriftsystem«, meint Jakob Runge. »Statt die opti­schen Merkmale eins zu eins nachzubauen, versucht man, die Idee und die Anmutung zu treffen.«

Die Icons ermöglichen Mosca viel Flexibilität in der Kommunikation. Ursprünglich mit dem Fokus auf das Interface Design der Maschinen entwickelt, kommen sie nun auf der Website und in den Social Media ebenso zum Einsatz wie in allen klassischen Medien. »Wir sehen sie immer auf LinkedIn und freuen uns sehr, dass die Anwendung funktioniert und Mosca die Icons so fleißig nutzt«, so Claudia Klee.

Icons fürs Branding, Icons für das Reiseunternehmen First Choice, entwickelt von Ragged Edge

Icons fürs Branding, Icons für das Reiseunternehmen First Choice, entwickelt von Ragged Edge
Mit einem neuen Branding machte die Londoner Agentur Ragged Edge das etwas in die Jahre gekommene britische Reiseunternehmen First Choice interessant für die jüngere Generation. Im Mittelpunkt der Identity stehen eine ganze Reihe fett gezeichneter, fröhlicher Icons – vier davon bilden das neue First-Choice-Logo (Foto oben)

Icons: Schrift oder Illustration – oder per KI?

Icons können Teil einer Schrift sein oder auch SVG-Illustrationen. Beides hat Vor- und Nachteile, vor allem bei ihrem Einsatz im Web. Als Teil des Fonts ist die Performance besser, da es nur einen HTTP-Request pro Iconset braucht. Nutzt man viele Icons, bleibt die Datenmenge relativ klein. Außerdem lassen sie sich einfach umfärben. Ein Nachteil ist, dass die Icons als Text gerendert werden und – je nach Hinting der Schrift – in kleinen Größen eventuell schlechter geglättet sind. In Bezug auf Barrierefreiheit schneiden sie schlechter ab als SVGs, denn Font-Icons kann man keine Title-Attribute zuweisen.

Icons fürs Branding, Icons für Nespresso, entwickelt von Forma Icons fürs Branding, Icons für Nespresso, entwickelt von Forma

Icons fürs Branding, Icons für Nespresso, entwickelt von Forma
Die über 500 Icons, die Forma für Nespresso gestaltete, kommen nicht nur auf den Kaffee­maschinen und Ver­packungen zum Einsatz, sondern in der gesamten Kommunikation. Ihr Design nimmt Bezug auf das organisch wirkende Nespresso-Logo

Sind SVG-Icons wie Bilder in CSS oder HTML eingebunden, braucht jedes Icon einen Request. Außer­dem lässt sich maximal eine zweite Farbvariante anlegen. Alternativ kann man sie per Inline-Code in CSS einbinden. Zwar wird der Code dann länger, aber die Vektordaten lassen sich umfärben oder auch animieren. Ob man die Icons in einem Fonteditor oder in Illustrator zeichnet, hängt von den eigenen Vorlieben ab, wobei Letzeres natürlich mehr Freiheiten bietet. TypeMates nutzt vorzugsweise einen Mix aus beidem. »Bestimmte Formen legen wir gerne in Glyphs an, damit die Outline wirklich sauber geschliffen ist. Für die Ausarbeitung eignet sich aber Illustrator besser«, so Jakob Runge.

Inzwischen gibt es auch diverse KI-Tools, mit denen sich Icons gestalten lassen. Adobe Firefly etwa, Iconik AI, Appy Pie oder Icon Generator AI. Für einzelne Icons oder eine kleine Sammlung mag das funktionieren, für große Sets aber ist das kritische Auge eines (Type-)Designers unerlässlich. »KI-Tools sind schon jetzt nützlich für die Konzeptfindung«, so Josep Duran. »Aber was Icon-Projekte am meis­ten brauchen, ist ein konsistenter Zeichenstil, und daran mangelt es der KI im Moment noch völlig.«

Icons fürs Branding, Icons für onlyfy by XING, entwickelt von EIGA

Icons fürs Branding, Icons für onlyfy by XING, entwickelt von EIGA
Icons schaffen Vertrautheit und Orientierung und entfalten als System ihre Kraft in allen Anwendungen einer Marke. Davon ist die Hamburger Designagentur EIGA überzeugt. Und so spielen die Bildzeichen in fast jedem ihrer Projekte eine Rolle. Für onlyfy by XING, Anbieter von Recruiting-Lösungen, gestalteten die Kreativen ein ganzes System aus Functional Icons, Communication Icons und Illustrationen

Icons und Schrift: Passend zu (fast) allem

»Orientierung bieten, Ordnung schaffen, eine Story erzählen – funky oder unaufgeregt – , Sinn aufzeigen, Unsinn verbergen: All das können Icons«, fasst Hen­ning Otto, Managing Partner und Kreativdirektor der Designagentur EIGA, zusammen, die in fast allen Projekten Icons verwendet. »Im Kleinen wie im Großen. Man muss sie lieben – und vor allem immer selbst gestalten!« Das stellt natürlich sicher, dass die Icons wirklich Teil des Brandings sind und einen eigenen Stil haben. Doch es gibt auch andere Möglichkeiten. So kann man nach Schriften mit Icons suchen, die von der Anmutung her zur Hausschrift der Marke passen. Oder man fragt die Ge­stalter:innen der im Branding verwendeten Fonts, ob sie nicht ein paar Icons dazu entwerfen mögen.

Ein gutes Beispiel für handwerklich ausgezeichnete und flexibel einsetzbare Icons sind die der Netto von Daniel Utz. Die ursprünglich 2008 bei FontFont veröffentlichte Schrift hat der Typedesigner im Frühjahr 2023 komplett überarbeitet und bietet sie jetzt über TypeMates an. Daniel Utz zeichnete dazu gut 420 Icons (siehe unten »Schriften mit Iconsets«). Sie sind minimalistisch, haben aber trotzdem einen knuffigen Charme und liegen in fünf Strichstärken vor – oder sie lassen sich als Variable Font stufenlos skalieren. »Außerdem gibt es noch ein Feintuning unter der Haube«, berichtet Jakob Runge. »Wir haben optische Anpassungen vor­­genommen, zum Beispiel die horizontalen Stri­che ganz leicht ausgedünnt. Das sieht nicht nur besser aus, es verhindert zudem ein Zulaufen der Icons in den fetten Schnitten.« Die Icons sind nicht auf die Netto festgelegt, durch ihren Minimalismus passen sie auch gut zu vielen anderen Schriften. Ob selbst oder vorgezeichnet, Icons sind nützlich und machen jede Menge Spaß – gerade auch, wenn man ihre Bedeutung in spezifischen Anwendungen erst enträtseln muss.

Icons fürs Branding, Iconsystem für Mosca, entwickelt von klee.steinberger und TypeMates

Icons fürs Branding, Iconsystem für Mosca, entwickelt von klee.steinberger und TypeMates
Das komplexe Iconsystem für Mosca ist Teil des Brand Designs, das klee.steinberger für das Unternehmen entwickelte. Bei vielen der Zeichen dachten das Designstudio und die an der Icongestaltung beteiligte Foundry TypeMates zunächst bewusst in unterschiedlichste Richtungen. So auch beim Green-Energy-Zeichen (unten)

Icons fürs Branding, Iconsystem für Mosca, entwickelt von klee.steinberger und TypeMates

Icons fürs Branding, Iconsystem für Mosca, entwickelt von klee.steinberger und TypeMates
Begriffe wie Digital Twin, für die es noch kein gelerntes Bild oder Icon gibt, zu visualisieren ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Das Designstudio klee.steinberger und TypeMates lösten dies, indem sie zunächst mit dem Zeichen für Moscas Basismaschine (oben) begannen – und sich dann an immer komplexere Funktionen heranarbeiteten. Das Digital-Twin-Zeichen ist eine Doppelung und Aufrasterung des Maschinen-Icons

8 Schriften mit Iconsets

Viele Fonts haben mehr oder weniger umfangreiche Iconsets. Wer bei den hier vorgestellten Beispielen nicht fündig wird: Einfach mal auf MyFonts und Co nach Icons suchen:

1. Comspot

Icons fürs Branding, Schriften mit Iconsets, Comspot
Comspot von Nils Thomsen-Habermann. Iconset nicht nur für Heimwerker, www.typemates.com/fonts/comspot

2. Handjet

Icons fürs Branding, Schriften mit Iconsets, Handjet
Handjet von David Březina. Icons von Tieren und weihnachtlichen Objekten in Pixeloptik,  https://rosettatype.com/Handjet
Icons fürs Branding, Schriften mit Iconsets, Jabana
Jabana von Nils Thomsen-Habermann. Jede Menge Icons rund ums Essen und Trinken,  www.typemates.com/fonts/jabana
Icons fürs Branding, Schriften mit Iconsets, Netto
Netto von Daniel Utz. Icons in fünf Strichstärken und als Variable Font, www.typemates.com/fonts/netto-and-icons
Icons fürs Branding, Schriften mit Iconsets, Okaluera
Okaluera von Dody Permana. Wie Sie sehen, gibt es auch Icons im Yogi-Style, https://is.gd/myfonts_okaluera
Icons fürs Branding, Schriften mit Iconsets, Plakato
Plakato von Underware. Icons in verschiedensten Stilen für verschiedenste Anlässe,  https://is.gd/underware_plakato_dingbats
Icons fürs Branding, Schriften mit Iconsets, Ranchstyle
Ranchstyle von Monica Maccaux. Icons für alle, die früher lieber Cowboy als Indianer waren, https://is.gd/myfonts_ranchstyle
Icons fürs Branding, Schriften mit Iconsets, Wienerlinien
Wienerlinien von Helmut R. Nowak. Charmante Pixel-Icons, der Schwerpukt liegt hier auf dem Thema Public Transport, https://wannatype.com/product/wienerlinien

 

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