Brandportale sind der Dreh- und Angelpunkt eines Designsystems. Wir beleuchten, was sie leisten müssen und welche Faktoren bei ihrer Auswahl eine Rolle spielen.
Ein zeitgemäßes Brandportal stellt sämtliche Gestaltungskomponenten und Designinformationen in einem Designsystem zur Verfügung, damit Teams in Unternehmen und Agenturen sowie bei externen Dienstleistern abteilungsübergreifend und möglichst reibungslos konsistente, brandkonforme Produkte und Services gestalten und umsetzen können.
Der Beitrag erschien erstmals in PAGE 4.2020.
Um Widersprüche im Design zu vermeiden, gilt es als einzig verbindliche Quelle der Wahrheit – entsprechend ist die Rede von der »Single Source of Truth«. Sie ist unter einer bestimmten URL erreichbar, auf die alle Mitarbeiter jederzeit Zugriff haben.
Hinter dieser URL kann sich – je nach Unternehmensgröße oder der Anzahl der Produkte und Nutzer – vom einfachen Wiki bis zum komplexen Markenportal mit umfangreicher Pattern Library alles verbergen. Entscheidend ist, dass der Brand Hub alle Markenelemente zentral vorhält und allen Beteiligten einen schnellen Zugriff auf diese ermöglicht.
Um zu ermitteln, welche Design-Management-Plattform für das jeweilige Projekt die richtige ist, genügt es nicht, allein Preise und Features zu vergleichen. Eine Vielzahl von Kriterien spielen zusammen, etwa die Schnittstellen zu Bild- oder Content-Datenbanken, aber auch Art und Umfang der Versionskontrolle oder die Publishing- und Distributionsmöglichkeiten.
Zwar bleibt das grundlegende Feature eines Brandportals das Digital Asset Management, kurz DAM: eine zentrale digitale Bibliothek, auf die Mitarbeiter oder externe Dienstleister kontrollierten Zugriff haben. Doch lagen hier bis vor Kurzem noch in erster Linie Bilder, Videos, Audiodateien, Präsentationen und PDF-Dateien, so gehören heute Komponenten-Libraries mit Living Styleguide, wiederverwendbaren Code-Snippets und UI Patterns sowie Guidelines zu ihrer Verwendung inklusive Dokumentation genauso dazu wie Kollaborationswerkzeuge für die teamübergreifende Zusammenarbeit sowie Analysetools, mit denen sich die Leistungsfähigkeit der Marke messen lässt.
Eines der wichtigsten, praktischsten und zugleich kompliziertesten Features ist die Synchronisation von Design und Code im Brandportal. »Mit InVision, dem Plug-in Craft und Sketch gelingt dies schon nahezu automatisch, wenn auch codeseitig noch nicht perfekt«, so Louis Henrich, Head of UX bei der Digitalagentur Cocomore in Frankfurt am Main.
Er schätzt auch die Vorteile von Design-Tokens-Bibliotheken. Denn diese erlauben die plattformunabhängige Pflege von CSS, was die Wartung des Designsystems vereinfacht. Dieser Meinung sind auch die 1800 Designsystem-Experten, die Googles Designteam gemeinsam mit dem Veranstalter der Designsystemkonferenz Clarity zum aktuellen Stand im Bereich Designsysteme befragt hat.
Welche Design-Management-Lösung? Kenne deine Teams
Ob für eine Website, für eine Mobile App, für Social-Media-Assets oder für gedrucktes Marketingmaterial:
»Der Vorteil von Design-Management-Systemen besteht darin, dass Designänderungen automatisch und konsistent in allen Kanälen schnell verfügbar sind«
sagt Oliver Bohl, Practice Leader der Reply Digital Experience und geschäftsführender Partner bei Triplesense Reply. Die Frankfurter Digitalagentur geht mit einem stark UX-zentrierten Ansatz an das Thema heran und berät Kunden wie BMW, Vorwerk oder Xella dabei auch technologisch.
Die Wahl der richtigen Design-Management-Lösung und der vorgelagerten Toolchain (siehe PAGE 04.2020, Seite 36 f.) ist auch eine Frage der Teamgröße und der Tätigkeitsprofile. »Ziel ist, dass die Projektleiter, Product Owner, das Marketing und die operativen Teams im Unternehmen oder bei Dienstleistern genauso wie die Designexperten mit dem System arbeiten können«, erklärt Oliver Bohl.
Im ersten Schritt werden die Designprozesse und Zielgruppenbedürfnisse analysiert und die verschiedenen Kanäle und Systeme, die der Kunde nutzt, sowie die Form der Zusammenarbeit intern und mit externen Dienstleistern ermittelt. Dann folgt die Entscheidung für die Toolchain und das Brandportal.
So geht's weiter
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Maßgeschneiderte Lösungen für Brandportale
6 Brandportal-Anbieter mit Web-to-Print-Schnittstellen