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Olaf Otto Becker: Under the Nordic Light

Galerie f5,6, München
Ausstellung

 
Zeitliche Erfahrung, als Stillstand oder Konstante, wird unterschiedlich vermittelt. Sei es am augenscheinlichen Beispiel sozialer Komponenten wie den Aufnahmen der Architekturentwicklung Islands – in dem von der Finanzkrise schwer getroffenen Land hat sich in den letzten Jahren kaum etwas verändert.

Zeitliche Erfahrung, als Stillstand oder Konstante, wird unterschiedlich vermittelt. Sei es am augenscheinlichen Beispiel sozialer Komponenten wie den Aufnahmen der Architekturentwicklung Islands – in dem von der Finanzkrise schwer getroffenen Land hat sich in den letzten Jahren kaum etwas verändert.


Oder an den Fotografien der isländischen Landschaft, die sich zeitlicher Entwicklung zuweilen unterwerfen muss oder anderenorts sich ihr zu entziehen scheint. Was unterscheidet nun jedoch das eine Bild von seinem »Duplikat«, was führt zu Einmaligkeit? Es sind die in der Zwischenzeit gesammelten Erfahrungen, Assoziationen, Sichtweisen und auch Emotionen, die jedes Bild einzigartig machen. Es wird der Blick, als Ausdruck kultureller und sozialästhetischer Einflüsse, im Bild deutlich gemacht und tritt in Manifestation wohl am deutlichsten in der Fotografie auf.

Becker muss damit aber nicht in die Tradition deutscher Fotografie der letzten 25 Jahre eingereiht werden. Es geht in seinen Arbeiten nicht wie in jenen der meisten Becher-Epigonen um Medienreflexion. Viel eher sieht er sich in der Tradition der amerikanischen Landschaftsfotografie, in der die Landschaft auch als Bühne der menschlichen Existenz verstanden werden kann. Gerade der Blick auf Urlandschaften, die in allen Projekten Beckers Motiv sind, verdeutlicht das Zusammenspiel bzw. die Wechselwirkung von Mensch und Natur. Natur – unberührt oder von Menschenhand geformt – ist die Grundlage allen Seins. Die Landschaft als dem Menschen deutlichste Manifestation von Natur und Ursprung ist derart mächtig, dass sie Eingriffe des Menschen anzunehmen scheint, als hätte sie diese selbst erzeugt.

Das Fotografieren mit der anspruchsvollen Großformatkamera ist für Becker dabei wie eine Zeremonie, mit der er der Landschaft den nötigen Respekt entgegenbringt. Diese Ehrerbietung bringt den Betrachtern deutlich nahe, wie ergreifend aber auch vergänglich diese Schönheit ist. Ohne anzuklagen wird ins Bewusstsein gerufen was ohne den Willen zum Einklang und Respekt gegenüber der Umwelt auf dem Spiel steht. Was Olaf Otto Becker schon in seinen beiden letzten Projekten Broken Line und Above Zero dem Betrachter vor Augen geführt hat, wird in dieser Zeitreise noch offensichtlicher.

(Bild oben: Canyon of Jokulsá á Brú? 2010 © Olaf Otto Becker, courtesy Galerie f 5,6)

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