Die Hamburger Kunsthalle ehrt mit einer Ausstellung eine Jahrhundert-Ku?nstlerin: Louise Bourgeois (1911-2010).
Die Hamburger Kunsthalle ehrt mit einer Ausstellung eine Jahrhundert-Ku?nstlerin: Louise Bourgeois (1911-2010).
Aus Anlass des 100. Geburtstags der Ku?nstlerin werden Skulpturen, Rauminstallationen, Radierungen, Arbeiten aus Stoff und Tapisserien gezeigt, die in den letzten 15 Lebensjahren entstanden sind. Das Werk einer der bedeutendsten und einflussreichsten Ku?nstlerinnen unserer Zeit offenbart eine ganz eigene Form- und Materialsprache. Es behandelt existentielle Themen des Menschseins und zugleich ganz persönliche Erfahrungen, denen sich Louise Bourgeois unermu?dlich zu stellen wagte: Angst, Abhängigkeit, Erinnerung, Sexualität, Liebe und Tod. Die ausgestellten Werke kommen aus renommierten internationalen Museen, Privatsammlungen und vom Louise Bourgeois Trust. Einige Arbeiten sind zum ersten Mal u?berhaupt öffentlich zu sehen.
Die beru?hmte Maman (1999) – eine u?ber 9 Meter hohe, u?berdimensionale Spinne aus Bronze, Stahl und Marmor – wird mehr als vier Monate lang auf dem Außenplateau der Hamburger Kunsthalle zur weit sichtbaren Botschafterin der Ausstellung. Die monumentale Skulptur ist ein Leitmotiv im OEuvre der Ku?nstlerin und ein Schlu?sselwerk zum Verständnis ihrer Kunst. Einerseits ist Maman eine Hommage von Louise Bourgeois an ihre Mutter, die als Restauratorin von Tapisserien arbeitete und, einer Spinne vergleichbar, Gewebe produzierte und erneuerte. Andererseits symbolisiert die Spinne die unendliche, sich ewige erneuernde Geschichte des Lebens. Zu den oft raumgreifenden und mehrteiligen Exponaten gehört der großformatige, vierzehnteilige Radierungszyklus À l’infini (2008) aus dem Besitz des Museum of Modern Art in New York, der erstmals in Deutschland vorgestellt wird. Das MOMA war das Museum, das Louise Bourgeois im Jahr 1982 als erster Ku?nstlerin u?berhaupt eine retrospektive Ausstellung widmete. Die einzelnen Blätter von À l’infini zeigen jeweils zwei sich begegnende Linien, aus denen immer neue Formen, wie etwa ein sich liebendes Paar, entstehen. Das so einfache wie beru?hrende Werk beruht auf dem Ursprung jeden Gewebes, das aus mindestens zwei Fäden bestehend in unendlicher Weise variiert werden kann.
Mehrere Ausstellungsräume sind Stoff-Arbeiten gewidmet, in denen sich der Faden zu Mustern und zu abstrakten Formationen von beeindruckender Schönheit verselbständigt. Gewebe als Geschichte zu denken, die immer weiter fort gesponnen werden kann, als Erinnerungsfäden, die den Weg in die Vergangenheit aufzeigen – dieses Verständnis prägt das ku?nstlerische Werk von Louise Bourgeois. Der Ausstellungstitel Passage dangereux ist dem Namen einer Arbeit von Bourgeois spektakulärster Werkgruppe entnommen, ihren so genannten Cells: käfigartige, mit Objekten und kleinen Skulpturen gefu?llte Räume. Passage dangereux (1997) ist die größte und komplexeste dieser Cells und macht die Auseinandersetzung der Ku?nstlerin mit ihrer eigenen persönlichen Geschichte, aber auch mit allgemeinmenschlichen Erinnerungen und Emotionen auf verdichtete Weise erfahrbar.