Viele Unternehmen tun für Wachstum und Profitsteigerung (fast) alles. Ob Dark Patterns dafür langfristig sinnvoll sind, ist jedoch fraglich. Was können Gestalter tun, wenn Auftraggeber bewusst täuschendes, also Dark UX Design verlangen?
Fast jeder hat sich schon einmal über eine Website oder einen Onlineshop geärgert, weil sie zum Einsatz kommen: Dark Patterns. Wer denkt sich bloß so etwas aus? Unternehmen lassen sich zur Verfolgung ihrer Interessen gerne Tricks auf Kosten ihrer Nutzer einfallen, und viele Gestalter fragen sich: »Muss ich das umsetzen?« Nicht wenige UX Designer standen in ihrem Job schon einmal vor dem moralischen Dilemma, solche Klick-Odysseen oder verwirrenden Call-to-Actions umzusetzen – oder eben nicht …
Was sind Dark Patterns?
Dark Patterns sind Designelemente, die den User zu etwas bringen sollen, was er gar nicht möchte – sei es länger auf der Plattform zu verweilen, sich für einen Newsletter anzumelden oder im schlimmsten Fall unbeabsichtigt etwas zu kaufen. Letzteres hat abseits seiner moralischen Fragwürdigkeit auch juristische Konsequenzen, sagt Niko Härting, Rechtsanwalt und Honorarprofessor an der Hochschule für Wirtschaft und Recht in Berlin: »Geht es um trickreiche Gestaltungen, die den Nutzer lediglich zu einem bestimmten Verhalten animieren wollen, ist rechtlich nichts zu beanstanden. In anderen Fällen werden Nutzer gezielt getäuscht. Dann ist zum Beispiel das Anklicken eines ›Ja‹-Feldes rechtlich unwirksam, und manchmal liegt auch eine rechtswidrige Täuschung bis hin zum Betrug vor.«
Zusätzlich hat es die europäische Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) der Dark UX schwerer gemacht – denn vieles, was Anfang des Jahres noch gang und gäbe war, ist mittlerweile gesetzlich verboten, wie zum Beispiel ein kaum zu bewältigender Abmeldevorgang von einem Newsletter oder das intransparente Sammeln von Daten.
Wo verläuft die Grenze zwischen White, Grey und Dark?
Für seriöse User Experience Designer sind solche Praktiken ohnehin ein absoluter Graus. Doch wann wird gute Usability, die den Nutzer lenkt, manipulativ? Und wo verläuft die Grenze zwischen harmlosen Designtricks, die den User sanft in die von ihm ohnehin gewünschte Richtung stupsen – auch Nudging genannt –, und der mitunter gar kriminellen Energie der Dark Patterns?